Eigentlich war der Hof, den Stefan Hofer als 19-Jähriger von seinem Vater übernommen hatte, „zum Aufhören bestimmt". Das sagen die Bauern so, wenn der Lebensunterhalt durch den eigenen Betrieb nicht (mehr) zu stemmen ist. Deshalb verkaufte Hofer dann auch die zehn Milchkühe. „Sie rechneten sich einfach nicht." Bauer bliebt er trotzdem. Er baute von nun an Hopfen an. Dafür vergrößerte er seine Anbaufläche von 1,3 auf über sechs Hektar. Hopfenfelder über Hopfenfelder. Eine Glanzidee, wie es schien. Der Betrieb wurde wirtschaftlich wieder rentabel. Einziger Wermutstropfen: Hofer wurde von Faktoren abhängig, die er nicht beeinflussen kann. Zum Beispiel dem Wetter - und dem damit einhergehenden Klimawandel.
Dass sich Extremwetterereignisse in der Vergangenheit gehäuft haben, kann Hofer mittlerweile vom eigenen Kontostand ablesen. Nicht genug. Wegen der Maßnahmen - Stichwort geschlossene Grenzen - gegen die Ausbreitung des Coronavirus, fielen heuer auch noch seine polnischen Helfer aus.
Die Zahl der Höfe hat sich halbiertHeute ist Bauer Hofer 38 Jahre alt. Sein Betrieb ist im Bezirk Rohrbach im oberösterreichischen Mühlviertel angesiedelt. Er ist einer der wenigen gelernten Landwirte vor Ort, der sich noch gegen den Trend stemmt. So lässt sich in der Gegend bereits seit über 50 Jahren ein landwirtschaftlicher Strukturwandel beobachten, sagt Georg Ecker, Obmann der Bezirksbauernkammer (BBK) Rohrbach. „Hier in der Region waren es 1995 noch 3480 landwirtschaftliche Betriebe, im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl auf rund 1900." Eine Erhebung der oberösterreichischen Landesregierung zeigt, dass im ganzen Bundesland Tag für Tag im Schnitt fünf Bauern Hof- und Stalltür zusperren. Weiter wird angenommen, dass jeder zweite der verbleibenden Betriebe bereits ums Überleben kämpft. Die Situation in Oberösterreich ist exemplarisch für das ganze Land. Laut Statistik Austria schlossen in Österreich von 1970 bis 2016 mehr als 200.000 landwirtschaftliche Betriebe.