Ich bin keine Kriegsreporterin. Aber ich habe Helfer:innen an die polnisch-ukrainische Grenze begleitet, um eine Reportage über eine humanitäre Notsituation zu schreiben. Und habe wieder einmal gemerkt, dass man nicht immer in der eigenen Rolle bleiben kann - und manchmal auch nicht sollte.
Es ging ganz kurzfristig los. Am Mittwochnachmittag eine Woche nach Kriegsbeginn las ich, dass eine Gruppe von Privatpersonen um einen Lokalpolitiker mit Spenden zur Grenze fahren wollte. Auf dem Rückweg wollten sie Flüchtende mit nach Berlin nehmen. Abends hatte ich die Antwort, dass ich mitfahren könne. Ein paar Stunden später starteten wir.
Ich dachte, ich könne im Auto schlafen. Stattdessen unterhielt ich mich die meiste Zeit mit Stephan, der das Auto fuhr - schließlich wollte ich wissen, was ihn antreibt, wer er ist, was seine Geschichte ist. Und wir drifteten bald hierhin, bald dahin ab. Es ging um Fasching in der Kita, Bezirkspolitik, die Algorithmen von Messenger-Apps. Das wenigste wäre relevant für meine Reportage, aber einiges interessant, um die Person besser porträtieren zu können, mit der ich unterwegs war. Doch ich schrieb kaum etwas mit, im Auto war es sowieso zu dunkel.
Unser erstes Ziel war ein Erstaufnahmezentrum für ukrainische Flüchtlinge in Lubycza Królewska. Auf der Rückseite der Turnhalle gaben die Berliner:innen die meisten Spenden ab. Drei volle Autos mussten ausgeladen werden, die ehrenamtlichen Helfer:innen vor Ort packten mit an. Ich stand mit meinem Handy dazwischen und machte Fotos. Meinen Presseausweis hatte ich in einer Hülle um den Hals gehängt.
Die Helfer:innen an der Spendenannahme hatten gut zu tun: Ständig kamen neue Autos an, die ausgeladen werden mussten, es galt zu entscheiden, was wo hingebracht werden muss. War mal jemand nicht beschäftigt, fragte ich, ob ich ein paar Fragen stellen könne. Die meisten wehrten ab. Manche wegen beidseitiger Sprachbarrieren, die meisten, weil sie Besseres zu tun hatten. Ich kam mir unnütz vor zwischen all den helfenden Händen und packte dann doch mit an.