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Rezension

Jürgen Vogel spricht über den Tod

Vom Opfer zum Täter: Getrieben von Vergeltung und Trauer will „Der Mann aus dem Eis“ den Verlust seiner Familie rächen. Jürgen Vogel spielt die tragische Figur aus der Jungsteinzeit und spricht im Interview über den eigenen Tod.


Eine gefrorene Landschaft in den Bergen. Es schneit. Hinter einem Felsvorsprung kauert ein Mann. Er ist in dicke Felle eingewickelt. In seinem verfilzten Bart haben sich Kristalle gebildet. Sein Blick ist starr nach vorne gerichtet. Zu diesem Zeitpunkt hat „Der Mann aus dem Eis“ seine Mission bereits erfüllt: sich an den Mördern seiner Familie zu rächen.


Die Geschichte des Filmes „Der Mann aus dem Eis“ basiert auf dem Fund der wohl berühmtesten Gletschermumie der Welt: Ötzi soll vor über 5000 Jahren im Eis des heutigen Südtirols eingeschlossen worden sein. Seitdem fragt man sich, was dem Mann widerfahren ist, was für ein Leben er gelebt hat. Regisseur Felix Randau und Produzent Jan Krüger haben mit ihrem Film eine emotionale Reise in die Jungsteinzeit gewagt. Jürgen Vogel spielt den traumatisierten Hauptcharakter Kelab.


Die Spirale des Lebens

Während der Jäger Kelab in den Wäldern umherstreift, wird sein Dorf überfallen und alle Einwohner werden ermordet. Auch seine Frau und sein Sohn. Kelab nimmt die Verfolgung der Täter auf und verliert sich immer mehr in seinem Drang nach Vergeltung, seiner Wut und Einsamkeit. „Wir zeigen, wie Gewalt entsteht, was sie mit dem Opfer, aber insbesondere mit dem Täter macht“, sagt Regisseur Randau. „Die gleichgültige Natur im Gegensatz zu unserer getriebenen Hauptfigur, darum geht es.“ Melancholische Musik und lange, ungeschnittene Bilder lassen den Zuschauer ganz nah an die tragische Figur herankommen.


Jürgen Vogel überzeugt in seiner schwierigen Rolle. Mit gewaltigen Gefühlsausbrüchen und ganz innigen Momenten führt er durch den Film, ohne ein einziges verständliches Wort zu sprechen. Erfüllt von stiller Trauer bestattet er seine Familie und schreit im nächsten Moment seine Wut heraus.


„Der Mann aus dem Eis“ ist ein Film über das Leben den Tod und darüber, wie eng beide Stationen des Lebens beieinanderliegen. Das Leben kommt und geht. Dieser Kreislauf setzt sich fort – von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart. Die Geschichte um Kelab zeigt, dass der Mensch eigentlich Gutes will, aber selbst auch Böses schafft. Wenn es um Rache geht, wird alles andere zur Nebensache. Deshalb ist es umso wichtiger sich zu vergegenwärtigen, dass die eigentliche Stärke im Menschen selbst liegt, wenn er sich bewusst macht, weshalb sein Leben einzigartig ist.


Wir haben Jürgen Vogel zum Interview getroffen. Dabei zeigt sich der Schauspieler von einer ganz nachdenklichen Seite: Er sprach über seine eigene Bestattung, warum er Hospizarbeit wichtig findet und was das alles mit seinem neuen Film zu tun hat.