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Rezension

Freidrehen mit Clueso

Bei seinem Tourabschluss in der Alsterdorfer Sporthalle singt der Musiker über die Höhen und Tiefen des Lebens und über den Druck, der auf ihm lastet. Am Ende des Abends gibt er eine Zugabe nach der nächsten. 


Die Bühne ist sein Sprungbrett in die Welt. Doch Clueso wirkt in sich gekehrt. Beinahe verloren steht er im großen Rampenlicht, in weißem Shirt und dunkler Jeans, mit verwuschelten Haaren und Drei-Tage-Bart. Er ist Beobachter und Träumer zugleich: Obwohl er ganz in sich versunken ist, wirkt er doch zum Greifen nah für seine Fans.

Die Alsterdorfer Sporthalle ist beim Abschlusskonzert des 37-jährigen Musikers in dieser Woche angefüllt mit einem Menschenmeer. Thomas Hübner alias Clueso gehört in Deutschland zu den erfolgreichsten Künstlern – viele Preise und über eine Million verkaufter Tonträger beweisen das. Andere Musiker würden abheben, Clueso scheint auf dem Boden geblieben zu sein, als netter Typ von nebenan.


„Herzlich Willkommen, Neuanfang!“

Und er ist erwachsen geworden. Seine Band löste sich auf und er wagte einen „Neuanfang“, der auf seiner neuen Platte hörbar ist. Auszubrechen, etwas Neues zu wagen – davon handeln seine neuen Songs. Seine Sprache ist bildhaft mit den Geschichten kann man sich leicht identifizieren. In „Achterbahn“ singt er von den Höhen und Tiefen des Lebens und dem ständigen Druck, der auf ihm lastet. Und auch in „Neue Luft“ spürt man die Aufbruchstimmung.


Zudem kann Clueso Udo Lindenberg fehlerfrei imitieren – das demonstriert er bei beim Konzert in der Alsterdorfer Sporthalle, während er ein paar Anekdoten über sein großes Vorbild erzählt. Mit dem erfahrenen Musiker mit den neongrünen Socken hat er bereits vor Jahren  eine neue Version des Songs „Cello“ kreiert. Und seitdem sind „Klüsen“, wie Udo Lindenberg seinen jüngeren Kollegen nennt, und der Altrocker Freunde. Auch mit Wolfgang Niedecken und Herbert Grönemeyer hat er Projekte umgesetzt und steht so in einer Reihe großer deutscher Erzähler.


Emotionsgeladene Stimmung

Clueso ist keine Einzelperson und daher werden nicht nur mit Worten auf der Bühne Geschichten erzählt, auch die Band bekommt ausreichend Raum für musikalische Improvisationen – mal ganz rockig, dann wieder mit sanften Akustikklängen. Und schließlich gibt es beim Konzert in Hamburg weitere Verstärkung: Die Ballade „Wenn du liebst“ sing er gemeinsam mit der australischen Sängerin Kat Frankie. Ihre rauchige Stimme passt perfekt zu Cluesos Wortspielereien.


Auch wenn nach zwei Stunden das Konzert eigentlich zu Ende sein sollte, wirkt Clueso noch energiegeladen und euphorisch. Es scheint, als möchte er nicht loslassen, seine Tour nicht beenden, einfach weitermachen mit der Musik. Der Song „Freidrehen“ ist vielmehr ein Weiterdrehen des Abends, denn nach der Zugabe folgt die nächste. Erst dann scheint Clueso wieder angekommen in der Gegenwart – und zu realisieren, dass zu jedem Anfang auch ein Ende gehört. Dabei wirkt er ganz gelöst.