(April 2020) Katja Riemann hilft mit vielen anderen Prominenten der Initiative #Humanitätjetzt. Die Schauspielerin über Corona-Sorgen, Projektreisen, ihr erstes Buch – und Nächte vorm Lageso.
Frau Riemann, welchen Ihrer Vorhaben hat die Coronakrise einen Strich durch die Rechnung gemacht?
Vor wenigen Wochen haben wir noch „Catweazle" in Hamburg gedreht, das Remake einer 70er-Jahre-Serie aus den USA. Wir haben die Dreharbeiten in Hamburg abgebrochen, zu weiteren Drehterminen in Berlin ist es nicht mehr gekommen. Ein anderer Film ist verschoben bis ultimo, ich beginne eigentlich im August mit Proben am Gorki-Theater in Mitte in einem Stück von Sibylle Berg, ob das was wird, steht in den Sternen. Was mich am meisten gebeutelt hat, ist, dass die Leipziger Buchmesse ausgefallen ist. Mein Buch kam gerade heraus, ich hätte dort vier Veranstaltungen gehabt. Alles ist abgesagt, ich bin nun erst mal arbeitslos. Und habe doch eine Menge zu tun. Mit den Leuten von der Kampagne #LeaveNoOneBehind versuche ich darauf aufmerksam zu machen, dass die Situation der Geflüchtetenlager in Griechenland unhaltbar ist.
Mit wem auf den griechischen Inseln stehen Sie in Kontakt, wie ist die Stimmung in den Flüchtlingslagern?
Mit dem Grünen-Politiker Erik Marquardt und mit den Leuten vom One Happy Family Community Center. Das ist das Zentrum, für das auch Sie vom Tagesspiegel mit Ihrer Weihnachtsaktion „Menschen helfen!" Spenden gesammelt haben. Es gibt Lautsprecherdurchsagen, dass man sich die Hände waschen möge, Social Distancing üben und Masken tragen solle. Wie soll das gehen, wenn man drei Stunden in einer dichten Schlange bei der Essenausgabe ansteht, wenn man zu sechst in einem Sechs-Quadratmeter-Zelt schläft, wenn es mal Wasser gibt und mal nicht, wenn nicht jeder eine Maske hat, wenn man das Lager nicht verlassen kann, wenn die Internationalen verschwunden und nur noch einige lokale NGOs vor Ort sind. Ich weiß von einer griechischen Menschenrechtsanwältin, die keinen Zugang zum Lager hat. Die Griechen auf den Inseln können nicht mehr. Wer unterstützt sie? Wer? (...)
Das Interview erschien am 23.04.2020 im Tagesspiegel
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