Johanna Bauer

Journalistin, Autorin, Lektorin, Raubling

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Kolumne

Plastikmüll duftet für Meeresvögel tödlich

Früher glaubte man ja, dass Vögel keinen Geruchssinn besitzen. Vermutlich, weil ihre winzigen Nasenöffnungen am Schnabelansatz kaum sichtbar sind. Inzwischen weiß man mehr. Biologen haben herausgefunden, dass es zwar große Unterschiede zwischen einzelnen Vogelarten gibt, was das Riechen angeht. So ist bei den meisten Singvögeln der Geruchssinn nicht besonders ausgeprägt. Aber andere Vogelarten können sogar ganz hervorragend riechen.

 

Vögel nutzen ihren Geruchssinn ähnlich wie Säugetiere, um sich zu orientieren, Nahrung zu finden oder sich gegenseitig zu erkennen. Brieftauben zum Beispiel merken sich Düfte aus der Umgebung ihres Taubenschlags und finden so auch wieder dorthin zurück. Aasfresser wie Geiervögel und auch viele Wasservogelarten brauchen ihren Geruchssinn vor allem für die Nahrungssuche.

 

Meeresvögeln wird das inzwischen leider immer öfter zum tödlichen Verhängnis. Sie jagen auf offener See nach Beute – kleinen Fischen, Tintenfischen und Krebstieren. Lange Zeit war unklar, warum etwa Albatrosse und Sturmvögel im Meer treibende Plastikteile fressen, an denen sie dann verenden. Inzwischen weiß man: Es liegt am Geruch, den der Plastikmüll verströmt.

 

Das im Wasser schwimmende Plastik wird mit der Zeit von Algen besiedelt. Diese sondern beim Absterben Dimethylsulfid ab, eine faulig riechende, schwefelartige Verbindung. Weil die natürlichen Beutetiere der Vögel sich von Algen und anderem Meeresplankton ernähren, verströmen auch sie den Geruch von Dimethylsulfid. Der Plastikmüll riecht daher für die Vögel wie ihre potentielle Beute – und landet unbesehen in deren Mägen.

Quelle: Max-Planck-Institut für Ornithologie