Das rote Eckhaus mit dem kleinen Türmchen, in dem sich der Dorfladen befindet, könnte auch in Deutschland stehen. Und wer durch die kiefergesäumten Straßen schlendert und einen Blick auf die zweistöckigen Giebelhäuser aus Stein mit den kleinen Veranden und Balkonen wirft, die hier stehen, glaubt sich in einem bayerischen Bergdorf.
Doch die Kleinstadt Taboschar liegt im Norden Tadschikistans unweit der Großstadt Chudschand. Taboschar ist auch als die „kleine Schweiz" Tadschikistans bekannt, doch die Idylle hat eine tragische Geschichte: 1926 war hier Uran entdeckt worden. Das wurde während des Zweiten Weltkriegs dringend für das sowjetische Atombombenprogramm benötigt. Als am 29. August 1949 der Blitz der ersten sowjetischen Atombombe in der Steppe bei der kasachischen Stadt Semipalatinsk aufleuchtete, stammte das hierfür benötigte Uran aus Taboschar.
Damals stieg die Einwohnerzahl des Ortes innerhalb von wenigen Jahren von wenigen Hundert auf über 11.000 Menschen, für die Wohnraum benötigt wurde. Geschaffen wurde der von deutschen Kriegsgefangenen und Sowjetdeutschen, die hierhin deportiert wurden. Sie bauten so, wie sie es aus ihrer Heimat kannten, und gaben dem Ort ein deutsches Antlitz.
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