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Gaudigweg 16

Mein Vater ist in den 70er-Jahren in der Gropiusstadt aufgewachsen. Nun ist er das erste Mal seit fast 40 Jahren zurückgekehrt.

„Was diese Bruchbude steht unter Denkmalschutz!?", sagt der Mann in orangener Arbeitskluft. „Aber fotografieren sie ruhig nur." Eigentlich sind wir da schon am Ende unserer Tour durch die Gropiusstadt und wollten nur den Weg zum U-Bahnhof Zwickauer Damm wissen. Doch dann kommen wir mit dem Stadtreinigungs-Mitarbeiter mit dem imposanten Bart ins Gespräch. Er lebt hier in der Gropiusstadt und wundert sich, warum sich Menschen für sein Viertel interessieren. Eher beschwert er sich mit Berliner Schnauze über die Wohnungsverwaltung. „Also Sie seh'n ja nich' wie das drinnen aussieht. Seit 30 Jahr'n nüscht jemacht."


Kann das eine Bilanz eine Bilanz unserer Fahrradtour durch die Gropiusstadt sein? Die in den 60er- und 70er-Jahren im Süden Neuköllns gebaute Vorzeigesiedlung rottet innen vor sich hin?

Zwei Stunden zuvor treffe ich meinen Vater vor den Gropius-Passagen am U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee. „Ich hab gehört du willst in die Gropiusstadt", sagt er bei einem (alkoholfreien) Hefeweizen in einem nahegelegenen Café. Ich erzähle ihm von unserem Seminar zur Ästhetik des Plattenbaus und er sagt mir, er hat von seinem Bruder eine Liste bekommen an Orten, die wir uns ansehen müssen.

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