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10 Gründerinnen, die uns inspirieren

Sandra Bührman, Gründerin des Teelabels "mom to mom"

Sandra Bührmann, 44, hat das Teelabel „mom to mom" gegründet und ist Mutter von drei Kindern, die 14, 11 und 4 Jahre alt sind. Ihre Businessidee ist aus der Not heraus entstanden. Als Sandra Bührmann in ihrer dritten Schwangerschaft wiederkehrende Beschwerden hatte, machte ihre Hebamme sie auf Heilkräuter aufmerksam. Da fing Bührmann an, eigene Teemischungen zu kreieren. Von der Wirkung selbst überzeugt, gründete sie 2018 „mom to mom" und bietet im Online-Handel Tees für die Zeit vor und nach der Geburt an, die auf die Bedürfnisse der Frauen in dieser Zeit abgestimmt sind. Als ihr Start-up in der Aufbauphase war, profitierte sie viel vom Austausch mit Unternehmer:innen, die ebenfalls im Online-Handel tätig sind. Selbstständig ist sie bereits seit 2006 in verschiedenen Bereichen: „Während der vielen Ups and Downs habe ich drei Kinder großgezogen." Sie möchte ihnen vorleben, dass Arbeit Spaß machen und erfüllend sein kann. Am Anfang ihrer Selbstständigkeit hat sie für sich erkannt, dass sie ihre Vorstellung davon, eine „gute Mutter" zu sein, hinterfragen muss, da sie oft ein schlechtes Gewissen hatte, wenn sie ihr Kind nicht selbst ins Bett bringen konnte. Jedes Wochenende erstellt sie mit ihrem Mann, der ebenfalls selbstständig ist, einen Plan für die neue Woche, auf dem alles geregelt ist: Wer wann länger arbeitet, Fahrdienste übernimmt, die Kinder ins Bett bringt. Ausreichend Familienzeit für beide Elternteile wird als Qualitytime ebenfalls eingeplant.


Katharina Jünger, Co-Gründerin der App "TeleClinic"

Katharina Jünger, 30, hat ein zweijähriges Kind und hat die App „TeleClinic" mitgegründet. Sie kommt aus einer Arztfamilie und weiß daher, wie wertvoll es ist, jederzeit und von überall aus am Handy von einem guten Arzt beraten zu werden. Sie hat Jura und Technologie Management studiert und anschließend 2015 „TeleClinic" mitgegründet. Bei der App, mit der das Gesundheitswesen patientenfreundlicher und moderner gestaltet werden soll, ist sie CEO. Arztbesuche können digital stattfinden - an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag. Während der Pandemie ist die Nachfrage nach ärztlichen Videosprechstunden bei Teleclinic um 500 Prozent angestiegen. Aber auch unabhängig von Kontaktbeschränkungen soll die App strukturelle Probleme für Menschen lösen, die beispielsweise nicht mobil sind, auf dem Land leben und keine Spezialist:innen in der Nähe haben. Jünger ist gerade wieder schwanger. Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf trennt sie Berufliches und Privates strikt. Sie arbeitet nicht im Homeoffice, weil sie, wenn sie wieder zu Hause ist, zu 100 Prozent für ihre Familie da sein möchte. Die räumliche Abgrenzung hilft ihr dabei. Sie ist gerne in Netzwerken aktiv, in denen sie sich eins-zu-eins mit Frauen austauschen kann, die ebenfalls voll berufstätige Unternehmerinnen sind und Kinder haben: „Dann hat man eine ähnliche Sicht, ähnliche Herausforderungen und kann sich gut unterstützen."


Jen Martens, Gründerin der Naturkosmetikmarke "ŌMAKA"

Jen Martens, 43, hat zwei Söhne, die 4 und 2 Jahre alt sind. Nach Jahren des chemischen Glättens hat sich Jen Martens entschieden, zu ihren natürlichen Afrohaaren zu stehen. Sie recherchierte nächtelang, welche spezielle Pflege ihre Haare benötigen, fand aber kein passendes Produkt auf dem deutschen Markt, das unkompliziert im Einzelhandel erhältlich war. Sie mischte eigene Pflegeprodukte an und verteilte sie an Freunde und Familienmitglieder, die ähnliche Haarprobleme wie sie hatten. Von einer Gründung war sie weit entfernt: „Ich wusste nicht, wie und wo ich mit der Gründung anfangen sollte." Mit der ersten Schwangerschaft änderte sich ihre Haltung und Motivation: Ihre Kinder sollten Afroprodukte in der Drogerie nebenan kaufen können. Außerdem möchte sie eine Marke entwickeln, um Menschen mit Locken zu mehr Selbstliebe zu verhelfen, die ihre Haare als eine Herausforderung ansehen - das alles vereinte sie in ihrer Naturkosmetikmarke ŌMAKA. „Soziales Engagement hat einen hohen Stellenwert für mich. Ich möchte Arbeitsplätze schaffen, noch mehr spenden und Menschen helfen, die nicht so privilegiert sind wie ich", sagt Martens. Wie wichtig das eigene Mindset ist, wurde ihr in der Aufbauphase des Unternehmens mit Kleinkind und Baby bewusst: „Tage, an denen keine Bestellungen eingegangen sind, haben mich oft zweifeln lassen, ob ich alles richtig gemacht habe." Der Austausch mit anderen Mompreneurs hat sie darin bestärkt, dass sie niemandem etwas beweisen muss und es okay ist, nach Hilfe zu fragen. Martens ist in verschiedenen Mütternetzwerken aktiv, weil sie sich dort verstanden fühlt.


Lena-Charlotte Schiweck und Julia Laßmann, Gründerinnen der Mama-Social-App "Momunity"

Lena-Charlotte Schiweck, 39, hat zwei Töchter, die 5 und 8 Jahre alt sind, Julia Laßmann, 37, hat eine vierjährige Tochter. Nach der Geburt ihrer Töchter hatten Lena-Charlotte Schiweck und Julia Laßmann eine starke Sehnsucht nach neuen sozialen Kontakten und Austausch mit anderen Müttern. Mit dem Mamasein ergaben sich plötzlich viele neue Fragen, die nur andere Mutter mit mehr Erfahrung beantworten konnten. Da sie sich sicher waren, damit nicht allein zu sein, entwickelten sie „Momunity", eine App, die Mütter bei der Suche nach Gleichgesinnten unterstützt. Nutzerinnen können sich über die Funktion „Momfinder" sogar mit Müttern aus ihrer Nachbarschaft verabreden. Vernetzung ist ihr Thema. Ihre Vision: Jede Mama soll in ihrer Nähe eine Community finden, in der sie sich gegenseitig bestärken und unterstützen, sich gesehen, verstanden und nicht einsam fühlen. In Zukunft soll es in der App weitere Funktionen geben, die Mütter in ihrem Alltag helfen, wie einen „Momunity-Basar". Vereinbarkeit ist für die beiden Gründerinnen ein Spagat, der oft sehr weh tut: „Die Arbeit ruhen lassen, wenn die Kinder da sind, das funktioniert nur mit einer guten Familienorganisation, unterstützenden Partner:innen, Freunden, Familie und dem Mut unperfekt zu sein."


Kerstin Rothkopf, Gründerin des Modelabels "Adieu Cliché"

Kerstin Rothkopf, 32, hat eine fünfjährige Tochter und das Modelabel „Adieu Cliché" gegründet. Während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften wurde Kerstin Rothkopf schwanger. Dass sie plötzlich anders behandelt wurde, Gespräche sich häufig nur um die Themen Schwangerschaft und Mutterwerden drehten, hat sie sehr gestört. „Ich habe mich gefragt, warum ich es so furchtbar fand, darauf reduziert zu werden und in welche Schubladen ich mich gesteckt fühlte", sagt die 32-Jährige. Sie sammelte alles, was sie rund um das Frauen- und Mutterbild beschäftigt hat und setzte es gestalterisch in ihrer Abschlussarbeit um. Nach der Geburt ihrer Tochter blieb sie am Thema dran: „Es gibt so vieles, über das gesprochen werden sollte." Um zum Umdenken anzuregen, Frau-Sein neu zu definieren, gründete sie 2017 ihr Label „WOMOM", das seit 2021 „Adieu Cliché" heißt. Feste Arbeitszeiten sind ihr als selbstständige Mutter wichtig. Vereinbarkeit ist für sie ein strukturelles Problem: „Frauen werden in Schubladen gesteckt, unterschätzt und zurückgehalten." Sie fordert, dass beide Elternteile die Möglichkeit erhalten, sich 50/50, in einem ausgeglichenen Verhältnis, täglich um ihr Kind zu kümmern :„Kinderbetreuung ist keine Aufgabe der Frau." Rothkopf ist überzeugt, dass man nur im Austausch mit anderen wachsen kann, da andere Blickwinkel den eigenen erweitern. Zu jeder Kollektion gibt es eine Kampagne, die zum Umdenken animieren soll. Der Austausch mit der Community findet auf Instagram statt, wo eigene Erfahrungen geteilt werden können. Von Mütternetzwerke hält sie sich aber fern: „Interessanter ist für mich der Austausch mit Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen."


Eva Stiekema, Gründerin der Übersetzungsagentur „Linguavision" und des Netzwerks „New Work Moms"

Eva Stiekema, 42, hat eine achtjährige Tochter. Als Diplom-Übersetzerin hat Eva Stiekema viele Jahre als Angestellte gearbeitet, aber immer wieder daran gedacht, sich selbstständig zu machen. 2012 gründete sie ihre Übersetzungsagentur „Linguavision" und wurde ein Jahr später Mutter. Mit Baby und einem Unternehmen in der Aufbauphase hat Stiekema sich mit Fokuszeiten und Zeitmanagement-Techniken auseinandergesetzt und dabei schnell gelernt, effektiv zu arbeiten. Im Familienmanagement setzt sie darauf, viel miteinander zu reden, abzusprechen, wer wann welche Aufgaben übernimmt. Ab und zu Hilfe von Freund:innen, Nachbarn, Babysittern und der Großfamilie anzunehmen, war für sie ein Gamechanger, der ihr nicht leicht gefallen ist. Als sie ihr eigenes Business gegründet hat, kannte sie keine andere selbstständige Mutter und fühlte sich manchmal einsam. Damit andere Mütter leichter Unterstützung finden, hat sie 2019 das Netzwerk „New Work Moms" gegründet. Hilfsbereitschaft, Kollegialität und ein echtes Interesse an anderen Menschen zeichnet für die 42-Jährige ein gut funktionierendes Netzwerk aus. Community-Building ist ein wichtiges Lebensziel der Gründerin. Sie ist überzeugt: „In der Welt von heute brauchen wir Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Solidarität, Unterstützung und Hilfe mehr denn je."


Jantje Warnken und Kathrin Ingelmann, Gründerinnen des Online-Shops "Mutterkleid"

Jantje Warnken, 37, hat eine vierjährige Tochter und einen zweijährigen Sohn. Kathrin Ingelmann, 37, hat ebenfalls zwei Kinder, ihre zweijährige Tochter ist im September eine große Schwester geworden.2019 waren die beiden Freundinnen Jantje Warnken und Kathrin Ingelmann gleichzeitig schwanger. Mode finden sie großartig und anlässlich dreier Hochzeitseinladungen im gemeinsamen Freundeskreis haben sie sich darüber unterhalten, wie schwer es durch die Umstandsmode ist, Abwechslung in den Kleiderschrank zu bringen und dem eigenen Stil treu zu bleiben. Beide beklagten sich, viel Geld für Kleidung auszugeben, die sie nur eine begrenzte Zeit tragen konnten. Sie beschlossen, "Mutterkleid" zu gründen und gingen ein Jahr später, im November 2020, mit ihrem Onlineshop live, in dem man Umstandsmode kaufen oder auch mieten kann. Für die Zukunft planen Warnken und Ingelmann einen Showroom in Hamburg, damit werdende Mütter die Kleidung auch lokal mieten und laufen können.Im Team zu gründen, haben beide bisher nicht bereut: „Wir können gegenseitig einspringen, wenn eines unserer Kinder krank ist und müssen uns dann keine Sorgen um den Shop machen." Aber auch auf die Unterstützung ihrer Partner, Großeltern und anderen Bezugspersonen sind sie angewiesen. Wenn immer es geht, lagern sie Themen aus, um mehr Zeit mit ihren Familien zu haben: „Auch wenn es eine Investition ist, hat es sich für uns gelohnt, von Anfang an eine Steuerberatung zu haben."


Katja Thiede, Co-Gründerin des Coworkingspace "JuggleHUB" und des Eltern-Netzwerks "ParentPreneurs"

Katja Thiede, 39, hat eine siebenjährige Tochter. Die Idee, einen Coworkingspace zu gründen, hatte Katja Thiede während ihrer Elternzeit. Ursprünglich hatte sie geplant, die Zeit zu nutzen, um sich als Texterin und Autorin selbstständig zu machen. Sie wollte einige Stunden arbeiten, ohne ihr Kind in die Kita zu geben. „Zu Hause arbeiten war keine Option, also suchte ich einen Ort, wo ich eine inspirierende Umgebung zum Arbeiten finde und eine Möglichkeit, meine Tochter in der Nähe betreuen zu lassen", sagt Thiede. So einen Ort gab es aber nicht, also beschloss sie, ihn selbst zu erschaffen. 2016 gründete sie „JuggleHUB" in Berlin, ein Coworkingspace mit flexibler Kinderbetreuung, das zugleich Veranstaltungsort und Café ist. Seit der Gründung ist ihr bewusst geworden, dass Planbarkeit überbewertet ist: „Mit Kindern kommt es immer anders." Stattdessen lernte sie, auf den Prozess zu vertrauen. Vernetzung ist ein Kernthema ihrer Arbeit. Neben „JuggleHUB" haben sich noch andere Projekte ergeben. Sie ist für das „CoWorkLand" tätig, eine Genossenschaft, die Coworking im ländlichen Raum voranbringen möchte und hat 2019 zusammen mit anderen Gründer:innen das Netzwerk „ParentPreneurs" gegründet. Sie schätzt es, dass es aus Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen besteht und ist überzeugt davon, dass Herausforderungen in einem starken Netzwerk leichter zu bewältigen sind.


Julia Wolf, Gründerin der beiden Online-Marktplätze "meinGaragenverkauf" und "juusd"

Julia Wolf, 44, hat eine 15-Jährige Tochter und einen 12-jährigen Sohn. Ihr Sohn wollte einen Garagenflohmarkt „mit allem drum und dran" veranstalten, Julia Wolf befürchtete jedoch, dass es trotz aller Mühe nur eine geringe Resonanz geben würde. Daraufhin überlegte sie, eine Online-Plattform für einen privaten Garagenverkauf zu erstellen. Stöbern und kaufen kann nur, wer per Mail eingeladen wurde, etwa Familie, Freunde, Bekannte oder auch Freude von Freunden. Nachdem die alleinerziehende Mutter 2018 „meinGaragenverkauf" gründete, hat sie 2020 mit „juusd" einen weiteren digitalen Marktplatz für gebrauchte Gegenstände zum öffentlichen Verkauf gegründet. Beim Verkauf wird eine Provisionsgebühr fällig, von den Einnahmen spendet Wolf 7,5 Prozent an wohltätige Zwecke. Das Schönste an der Selbstständigkeit ist für die 44-Jährige, sich an viele neue Aufgaben heranzuwagen, neue Fähigkeiten zu entwickeln und ständig über sich hinauszuwachsen. Julia Wolf entschied sich ganz bewusst dafür, sich erst dann selbstständig zu machen, wenn die Kinder etwas älter sind. Die wichtigsten Dinge erledigt sie immer morgens, um sich die Nachmittage flexibel zu halten. Da der Garagenverkauf aus einem Familienprojekt entstanden ist, bezieht sie sie ab und zu in die Arbeit mit ein, indem sie die Kinder zum Beispiel nach ihrer Meinung fragt.

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