Jeroen Breforth

Fachjournalist · Publizist, Hannover

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Nach eins ist meins - Wie sozial ist Schwarzarbeit?

Die Schwarzarbeit in Deutschland boomt.

JBM - Deutschlands Betriebe ächzen unter der Last von Steuern und Sozialabgaben - sozial schwache Mitmenschen können sich Handwerker nicht leisten. Die Schwarzarbeit boomt.

Hertha R. (Name v. d. Red. geändert) aus Langenhagen in der Region Hannover ist eine von vielen Tausend Mitmenschen in Deutschland, die etwas getan hat, was sie eigentlich nicht wollte: Förderung der Schwarzarbeit und damit auch aktive Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Und warum? Augenscheinlich sehr einfach zu erklären: Hertha (75) kann sich aufgrund ihrer finanziellen Situation einen Handwerker, mit einem Verrechnungssatz von 48 Euro je Stunde, einfach nicht leisten.


Denn sie gehört zur großen Gruppe vieler Millionen Mitmenschen in Deutschland, die nach heutigen Verhältnissen mit einer kargen Rente auskommen müssen - unter der statistischen Armutsgrenze leben.


Nach 45 Jahren ihrer Tätigkeit als Friseurin landen auf ihrem Girokonto monatlich knapp 650 Euro Rente. „Zum Leben zu wenig - zum Sterben zu viel", wie der Volksmund sagt.

Damit belegt sie mit Hartz-IV-Empfängern und anderen finanziell minderbemittelten Personen in Deutschland eine Gruppe von Mitmenschen, die sich Dienst- oder Handwerksleistungen schlichtweg nicht leisten können - zumindest nicht offiziell.


Den eigenen Berechnungen zufolge verbleiben ihr, nach Abzug von Miete und Nebenkosten, monatlich 100 Euro für den restlichen Lebensunterhalt - Geld für größere Investitionen fehlt.


Hertha sah sich genötigt: „Der Staat zwingt mich doch dazu. Schließlich müssen meine Wände auch alle paar Jahre mal gestrichen werden. Warum sollen sich nur Besserverdienende den Luxus leisten können, einen Handwerksbetrieb in Anspruch zu nehmen."


Sie legt ein Angebot eines Malermeisters aus Langenhagen vor, der für das Renovieren des Wohnzimmers satte 2.250 Euro von ihr haben wollte. „Für mich unbezahlbar", verteidigt sie ihre Entscheidung.


Daher blieb ihr nur der vermeintlich „illegale" Weg, sich einen Handwerker zu organisieren, der auf die Hand - also schwarz und ohne Rechnung - für sie tätig wurde.

„Nach dem Schock habe ich im Hausflur meinen Nachbarn gefragt und der kannte jemand, der wieder jemand kennt. Na sie wissen schon. Und dieser ist als Geselle bei einem Malerbetrieb beschäftigt. Und so kam das dann zustande", so Hertha im Interview mit JBM.News weiter.


„Jetzt hat mich das mit Material und Lohn nur 300 Euro gekostet", auf die Hand, versteht sich. Und es sieht doch toll aus, oder?, fragte sie uns.


Doch das schlechte Gewissen ließ sie auf Dauer nicht los: „Mit meiner Enkelin Gabi habe ich vor einiger Zeit darüber gesprochen." Diese zeigte sich den weiteren Ausführungen von Hertha zufolge über die Renovierung zwar sichtlich erfreut, konnte sich jedoch der Methode ihrer Oma nicht anschließen.


Enkelin Gabi - von Beruf Krankenschwester - ließ fortan die Angst nicht los, dass diese Schwarzarbeit auffliegen würde und die Oma noch im hohen Alter mit einer Bestrafung rechnen muss.


Also recherchierte sie im Internet und erfuhr so von JBM.News - nahm Kontakt mit unserer Redaktion auf. Nach langem Zögern und Zusicherung von Anonymität durften wir bei Oma Hertha vorbeischauen.


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