Jens Hecht

freiberuflicher Musikproduzent, Sound Designer, Dozent & Autor, Berlin

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Workshop & Sounds: Moog Subharmonicon, Synthesizer-Patches - AMAZONA.de

Willkommen zu einem weiteren Workshop für unsere Reihe, welche sich den semi-modularen Synthesizern widmet. Heute haben wir das dritte Mitglied aus der Familie der analogen Desktop-Synthesizer aus dem Hause Moog, den Subharmonicon, zu Gast. Der Subharmonicon ist im Wesentlichen für zwei Funktionen ausgelegt: Subharmonien und Polyrhythmik.

Als Inspiration dienten hierfür zum einen der Rhytmicon (Rhythmusmaschine von Leon Theremin aus den 1930ern) und das Trautonium (elektronisches Musikinstrument von Friedrich Trautwein, ebenfalls aus den 1930ern). Das beim Trautonium verbaute Formantenfilter hat Moog jedoch mit seinem klassischen Ladderfilter ersetzt. Das wird zwar von einigen Usern bemängelt, aber wir nutzen einfach die Vorteile dieses Umstandes für ein paar Patch-Beispiele. Wer sich noch mal näher über das Hybridkonzept des Subharmonicon informieren möchte, kann das hier tun.

Wenn man sich durch die Foren und YouTube-Kommentare bezüglich des Subharmonicon wühlt, fällt auf, dass vielen Usern es schwerfällt, ihn zu kontrollieren und dem eigentlichen Konzept zu entweichen. Ich kann das gut nachvollziehen und teile auch den anderen wesentlich positiveren Grundtenor: Die Kiste lädt zum Experimentieren ein und überrascht immer wieder mit neuen und spannenden Ergebnissen, wenn man sich etwas Zeit nimmt und versucht, neue Wege zu gehen.

490371

Ich gebe zu, dass es hier im Vergleich zu anderen semi-modularen Synthesizern relativ wenig Patch-Möglichkeiten gibt. Doch genau das kann das Patchen so reizvoll machen, da man dadurch zu kreativen Ansätzen fast schon gezwungen wird. Deshalb habe ich hier bewusst keine Patch-Beispiele genommen, bei denen Akkorde und Polyrhythmik im Fokus stehen (es folgt noch ein weiterer Workshop mit dem Subharmonicon), sondern für viele User hoffentlich eher ungewöhnlich im Ergebnis sind. Ein großes Dankeschön noch vorab an den Betreiber der Seite library-patches.net, der 2 Tage nach meiner Anfrage dafür gesorgt hat, auch für den Subharmonicon Patchsheets erstellen zu können, wenn auch noch mit leichtem Bug (die Potis haben 2 Markierungen, von denen sich manchmal nur eine mitbewegt). Also nichts wie los, Patch-Kabel in die Hand und Kopfhörer auf!

Moog Subharmonicon Patch - JaJa

Ich versuche oft, dem Subharmonicon neue Klangfarben zu entlocken, indem ich mit Frequenzen im hörbaren Bereich verschiedene Quellen moduliere und hierfür bietet der Subharmonicon mehr als genug Ausgänge. Der zweite Suboszillator von VCO 2 moduliert den VCA und die Hüllkurve des VCA wiederum den Hauptoszillator VCO 2. Der CLOCK-Ausgang wird zum TRIGGER-Eingang geleitet, damit wir die Hüllkurve vom Trigger lösen. Zu hören ist nur der zweite Suboszillator von VCO 1. Durch das Zusammenwirken von Resonanz und Cutoff-Modulation entsteht ein Vowel-ähnlicher Effekt und der Subharmonicon fängt, wenn auch mit recht begrenztem Vokabular, zu ‚sprechen' an. Seit dem Dubstep- bzw. EDM-Hype 2012 wahrscheinlich nicht mehr der trendigste Sound, aber für die meisten wohl eher ungewöhnlich, diesen vom Subharmonicon zu hören.

Moog Subharmonicon Patch - FM Drone

Ein relativ einfaches, aber wirkungsvolles Patch. VCO 2 moduliert VCO 1 und durch die Verbindung von CLOCK zu TRIGGER können wir wieder die VCF-Hüllkurve als eine Art LFO verwenden. Etwas schwierig wird es hier, nur den Sweet-Spot der Oszillatoren zu finden, leichter wird das natürlich, wenn eine Quantisierung aktiviert ist. Mit etwas Sättigung und Hall kann man dieses Patch sinnvoll ergänzen.

Moog Subharmonicon Patch - Modular Kicks

Das Filter oszilliert durch die erhöhte Resonanz und VCO 1 moduliert dieses. Die zweite Sequenz moduliert den Rhythmus der ersten Sequenz, welche den VCA ansteuert. Kurz und knackig, aber im Wesentlichen war es das auch schon. Wichtig sind natürlich die Einstellungen der Drehregler der beiden Sequencer und der Polyrhythmus-Sektion. Diese können vor allem über das Patchsheet natürlich etwas variieren, aber ich denke, ein bestehendes Patch 1:1 nachzubauen, liegt gar nicht im Interesse der Allgemeinheit. Ein schöne Basis, um eigene Samples zu erstellen.

Moog Subharmonicon Patch - Not Malcolm

Sogenannte Reese Bässe sind vor allem bei Drum&Bass sehr beliebt. Und da ein satter Bass generell eine Stärke des Subharmonicon ist, bietet er sich hierfür regelrecht an. An der Patchbay verbinden wir lediglich die CLOCK mit dem TRIGGER, um die Hüllkurve vom Trigger zu lösen. Als Schwingungsform nehmen wir die Mischung aus der Rechteck- und Sägezahnschwingung für beide Hauptoszillatoren. Das Filter habe ich hier manuell moduliert, generell bietet sich das Patch auch besser an, um über ein MIDI-Keyboard zu spielen.

Moog Subharmonicon Patch - Laser Kicks

Hier bringen wir wieder das Filter zur Selbstoszillation, eine der vielen Stärken eines Moog Synthesizers. Spannend wird das Patch durch die Steckverbindung von SEQ 2 zu RHYTHM 1. Da der Oktavbereich auf +/-5 eingestellt ist, kann es etwas dauern, bis man die richtigen Einstellungen bei den Sequencern gefunden hat, aber so lassen sich sehr interessante Patterns erstellen, die richtig Leben in einen Track einhauchen können.

Moog Subharmonicon Patch - X Modulation

Natürlich lassen sich mit dem Subharmonicon wunderschöne Akkorde und Polyrhythmen erstellen. Jedoch verbirgt sich sehr viel Potential, wenn man die Oszillatoren gegeneinander moduliert. Oftmals wenig musikalisch, aber wir wollen ja versuchen neue, eigene Klänge zu gestalten. Für dieses Patch moduliert VCO 2 den VCO1, VCO SUB 2 den VCO SUB 1 und umgekehrt. Die Hüllkurven sind deakktivert, indem man den EG-Button lange gedrückt hält, bis er blinkt. Das Ergebnis klingt etwas verrückt, aber dennoch interessant und je nach Genre brauchbar, wie ich finde.

Moog Subharmonicon Patch - Square Sub

Ein Bass-Patch, für welches ich zuerst VCO 1 über den Sequencer komplett nach unten gestimmt und dann über den Frequenzregler einen passenden Ton eingestellt habe. SEQ 2 wird an den VCA geschickt, was für etwas mehr Abwechslung und Druck sorgt. Obwohl wir für VCO 1 eine Rechteckwelle gewählt haben kann man über das Schließen des Filters auch eine fast reine Sinuswelle erstellen.

Moog Subharmonicon Patch - Lo-Fi-Hi-Hats

Neben Bässen, Toms und Kicks, bekommt man mit dem Subharmonicon auch Sounds hin, die man als HiHats oder trashige Claps gebrauchen kann. Einer der Suboszillatoren von VCO 2 moduliert hierbei VCO 1, was zu einem Effekt führt, der an einen Bitcrusher erinnert. Das Filter kann hier komplett geöffnet werden. Um den Sound in einen Mix zu integrieren, wäre natürlich ein HP-Filter von Vorteil. Über den Sequencer lässt sich ein wenig Variation einfügen. Wichtig ist noch, die VCA-Hüllkurve schön knackig nach persönlichem Geschmack einzustellen.

Moog Subharmonicon Patch - Levels

Als ganze Sequenz wird dieses Patch zwar schnell anstrengend, aber ich nutze den Subharmonicon auch sehr gerne als Ausgangsbasis für Sound-Design. Dieses Patch hatte ich z. B. aufgenommen, editiert und mit Effekten bearbeitet und somit verschiedene Sounds erstellt, die sich im Gaming-Bereich z. B. als UI-Sound-Effekte hervorragend verwenden lassen. Wir nutzen lediglich VCO 1 mit einer Rechteckschwingung und einen der Suboszillatoren. Sequencer 1 steuert die Tonhöhe über den Assign-Button und Sequencer 2 wiederum über die Steckverbinung von SEQ 2 zu VCO 1. Als letzen Feinschliff sozusagen schicken wir den Ausgang von VCO 1 zum CUTOFF-Eingang des Filters. Wenn man nun während der Aufnahme einfach noch hier und dort ein wenig an den Reglern dreht, hat man schnell eine Menge an Sounds, die sich, wenn man möchte, auch super zum Bearbeiten anbieten.

Moog Subharmonicon Patch - Fax Machine

Einen Synthesizer wie ein Faxgerät klingen lassen? Mit dem Subharmonicon kein Problem. Als CLOCK nutzen wir für dieses Beispiel VCO 2 SUB 1. VCO 1 und VCO 1 SUB 2 dienen als Klangquelle. VCO SUB 1 moduliert VCO 1, letzter wird zusätzlich über den Sequencer gesteuert. Der Clock-Ausgang von SEQ 2 moduliert dazu noch VCO 1 SUB 1. Man sollte hier die Regler für den ersten Sequencer nicht zu tief einstellen.

Zum Original