Jens Hecht

freiberuflicher Musikproduzent, Sound Designer, Dozent & Autor, Berlin

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Test: GRP A1, Analogsynthesizer Desktop & Eurorack - AMAZONA.de

Mit dem Analogsynthesizer GRP A1 bringt der italienische Boutique-Hersteller Grp Synthesizer endlich seinen hochwertigen Sound der größeren Geschwister A2, A4, A6 und A8 ins Desktop- bzw. Eurorack-Format und somit auch in Heimstudios.

GRP genießt einen guten Ruf was Bau- und Klangqualität, beides oft als warm und edel beschrieben, betrifft. Somit war die Freude groß, als man bereits vor ca. 1 Jahr den Synthesizer GRP A1 und somit, neben den Eurorack-Modulen, den Einstieg in Heimstudios ankündigte. Der monophone Synthesizer kann als eigenständiges Instrument genutzt werden oder um Signale über das Filter zu bearbeiten. In wenigen Worten zusammengefasst: klassisch, analog, subtraktiv. Die vier Größeren aus dem Stammbaum bieten zwar wesentlich mehr Funktionen und Ausstattung, aber übersteigen den GRP A1 natürlich auch deutlich im Preis. Auch optisch gibt es kleine Unterschiede, so wurden z.B. für den GRP A1 statt der silbernen Potikappen nun kleinere, schwarze verbaut. Dies dürfte dem Format und der damit verbundenen Haptik geschuldet sein. Ein Vorteil für die ungeduldigen unter uns: Der A1 muss nicht wie die anderen vorbestellt werden, sondern soll direkt verfügbar sein. Hier seht ihr den Schaltplan des A1 aus dem Handbuch, welches übrigens sehr schlüssig aufgebaut und verständlich geschrieben ist.

Der erste Blick auf den GRP A1

Das Gehäuse steht leicht gesenkt und sieht mit den silbernen Seitenpanels auch gewohnt schick aus. Es fühlt sich nicht nur anhand des Gewichts hochwertig an und vermittelt den Eindruck, dass das Modul gut gebaut ist. Mit einer Größe von 17 cm Breite, 13 cm Tiefe und 6 cm Höhe findet der A1 auf jedem Tisch noch seinen Platz. Die Potis, Schalter und Buchsen machen einen stabilen Eindruck und haben ausreichend Abstand für einen Synthesizer im Eurorack-Format. Das Panel ist übersichtlich und relativ schlicht gestaltet. Es gibt 23 Drehregler, 13 Kippschalter und im unteren Bereich befinden sich die 12 Patch-Buchsen. Die Patch-Buchsen haben Eingänge für 1/V Okt, Gate, PWM, CV Filter, CV VCA, External und Ausgänge für VCO, VCF, EG, LFO 1, LFO 2, Phones und Main-Out. Auf der Rückseite befinden sich ein MIDI-Eingang und ein USB-C-Eingang für die Stromversorgung, welche 2,5 A und +5 V benötigt. Die Stromversorgung erfolgt über ein USB-C-Kabel, das an ein beliebiges USB 2,5 A Netzteil oder an den Laptop angeschlossen werden kann. Ein Einbau ins Eurorack-Gehäuse und die somit benötigte Stromversorgung per Flachbandkabel ist ebenso möglich. Nutzt man seinen Laptop zur Stromversorgung, kann man somit gleichzeitig MIDI-Daten senden.

Die technischen Features des Synthesizers

Hier noch alle Eigenschaften im Überblick:

1 Oszillator (Square, Triangel, Saw) Suboszillator Rauschgenerator Mixer und VCA für die Summe Pulsbreiten- und Frequenzmodulation Glide und Bend Amount (Pitchbend-Bereich) 1 Filter (18 dB Ladder-Lowpass mit Distortion, Keytracking und FM) 2 LFOs (mit verschiedenen Schwingungsformen, einer davon mit S&H) ADSR-Hüllkurve (dreistufige Geschwindigkeit) 12 Patch-Buchsen externer Audioeingang DIN-MIDI-Eingang Die Oszillator-Sektion mit Mixer und VCA

Der Oszillator des GRP A1 bietet Rechteck, Sägezahn und Triangel als Ausgang, welche über einen Kippschalter ausgewählt werden können. Ein weiterer Kippschalter zum Einstellen des Oktavbereichs ermöglicht es, die gespielte Note eine Oktave nach unten (16') oder nach oben (4') zu transponieren. Zur Feineinstellung dient der Drehregler TUNE in einem Bereich von 12 Halbtönen nach oben und unten. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, über den Regler FM AMOUNT per Hüllkurve oder einem der beiden LFOs die Tonhöhe zu modulieren. Die Pulsbreite der Rechteckschwingung kann manuell eingestellt oder über den ersten LFO angesteuert werden. Zusätzlich gibt es hierfür noch einen CV-Eingang. Neben dem Hauptoszillator gibt es noch einen Suboszillator (Rechteckschwingung um eine Oktave nach unten transponiert) und weißes Rauschen. Diese drei Signale lassen sich separat im Mixer in der Lautstärke einstellen und summieren sich im VCA. Das Verhalten des VCAs wird über einen weiteren Kippschalter wie folgt bestimmt:

Filter EG: Die interne Hüllkurve regelt den VCA Hold: Öffnet den VCA permanent (Drone-Modus) Gate + Rel: VCA öffnet sich bei eingehendem Gatesignal bis zum Maximalwert und hält diesen, bis das Gate-Signal abfällt und löst somit die Release-Zeit der Hüllkurve aus

Nutzt man eine andere Klangquelle über den externen Eingang, so lässt sich diese wohlgemerkt nicht im Mixer steuern, sondern muss vorher regulierbar sein. Die Sensitivität des extern eingeschleiften Signals kann aber über einen Jumper auf der Rückseite des ausgebauten Moduls zwischen 1 V, 5 V und 10 V eingestellt werden.

Das Filter des Analogsynthesizers

Das Filter des GRP A1 ist ein Lowpass-Ladder-Filter mit 18 dB Flankensteilheit und ist bei erhöhter Resonanz auch fähig zur Selbstoszillation. Neben den obligatorischen Reglern für Cutoff und Resonance gibt es einen Drive-Regler zur Sättigung des Signals nach (!) dem Filter und einen zum Einstellen des Keytrackings. Wird das Keytracking auf Maximalwert eingestellt, lässt sich das Filter bei Selbstoszillation mit 1 V pro Oktave ansteuern. Moduliert man den Cutoff intern über einer der beiden LFOs, kann man das Modulationssignal über den FM-Regler abschwächen. Nutzt man ein externes Signal über den CV-Eingang, lässt sich dieses hierüber allerdings nicht abschwächen. Durch das Filter lassen sich spielend leicht klare und brillante wie auch verzerrte und charaktervolle Klänge erzeugen. Der Sättigungseffekt ist stark abhängig von der Einstellung von Cutoff und Resonance. Vor allem in Verbindung mit der Hüllkurve, dem Keytracking und der Frequenzmodulation verbirgt sich hier eine hohe Klangbreite.

Modulationsquellen

Zur Modulation stehen dem GRP A1 eine ADSR-Hüllkurve und 2 LFOs zur Verfügung. Für die Hüllkurve lassen sich alle Werte separat über die Drehregler einstellen und über den Drehregler EG AMT wird die Intensität der Modulation auf das Filter beeinflusst. Über einen Kippschalter bestimmt man zwischen den Optionen Slow, Mid und Fast.

Attack: 1, 2,5 oder 8 Sekunden Decay: 3, 5 oder 40 Sekunden Release: 3, 5, oder 40 Sekunden

Die beiden LFOs sind identisch bis auf die Ausnahme, dass der erste LFO zusätzlich eine Sample & Hold-Funktion hat. Der Kippschalter bestimmt zunächst zwischen Triangel, Random, und Puls. Über den kleinen Regler SHAPE lassen sich diese stufenlos variieren. Somit lässt sich aus der Triangel eine ab- oder aufsteigende Kurve bilden, die Pulsbreite von 5 % zu 95 % verschieben oder das Sample&Hold-Signal aktivieren und deaktiveren. Die Geschwindigkeit ist frei einstellbar je nach Auswahl zwischen 0,1 Hz bis 3 Hz bei SLOW, 3 Hz bis 100 Hz bei MID und 85 Hz und 2400 Hz bei FAST. Als visuelle Hilfe hierfür ist jeweils eine rote LED verbaut.

MIDI - CV im GRP A1

Links oben auf der Frontseite angeordnet existieren zwei Kippschalter. Der erste von beiden aktiviert oder deaktiviert den MIDI-Empfang. Über den Kippschalter ‚KEY VEL FEG' aktiviert oder deaktiviert man zusätzlich den Empfang der MIDI Key Velocity. Auf diese Weise lässt sich eine geringere oder größere Öffnung des Filters bei der Ansteuerung ermöglichen. Der Glide-Regler hat Zeitwerte von 0 bis 1,5 Sekunden für eine Oktave. Bend Amount regelt den Pitchbend-Bereich zwischen 0 und 12 Halbtönen ab- und aufwärts. Beide Optionen, DIN-MIDI als auch USB-C, funktionierten in der Testphase tadellos. Auch die Einbindung ins Eurorack klappte wie gewohnt und ohne Probleme.

Der Sound

Klanglich spielt der GRP A1, wie auch die anderen Grp-Produkte, in der obersten Liga mit. Durch das Filter lassen sich für einen subtraktiven Synthesizer wirklich viele verschiedene Sounds erstellen und manchmal scheint es egal, was man macht: Es klingt irgendwie immer gut! Das Filter packt nicht zu extrem zu, wie so oft verwendete 4-pol-Filter, aber immer noch mehr als ausreichend, um es auch schön knackig klingen zu lassen. Vor allem die Sättigung klingt auch bei Reglereinstellungen bis zum Anschlag kräftige und voll, ohne das Signal zu sehr zu verzerren. Möchte man das Filter benutzen, um Kickdrums oder Toms zu erstellen, wird man jedoch etwas enttäuscht. Das können andere besser. Dafür lassen sich viele interessante FM-Sounds erstellen. Immerhin gibt es durch die beiden LFOs, deren Patch-Buchsen und die internen Verbindungen, genüg Möglichkeiten, um sich auszutoben.

Alternativen zum GRP A1 Synthesizer

Funktionell und preislich ist Doepfers Dark Energy III oder auch deren Modul A-111-5 wohl der erste Vergleich. Dieser ist fair, da beide etwas günstiger sind, aber auch weniger Patch-Buchsen vorweisen. Interessant dürfte aber auch der Arturia MiniBrute2 sein, den es gleich ein, zwei Ausführungen zu einem ähnlichen Preis gibt:

Dafür ist z. B. das Filter des Dark Energy III stufenlos zwischen Lowpass, Notch, Highpass und Bandpass einstellbar. Auch ein Vergleich mit den Boomstar-Geräten von Studio Electronics wäre möglich, jedoch übersteigen diese den A1 deutlich im Preis und lassen sich auch nicht in ein Rack integrieren. Qualitativ spielen die Geräte alle in der obersten Liga und am Ende entscheidet dann wie so oft Geschmack und der aktuelle Kontostand.

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