Jens Hecht

freiberuflicher Musikproduzent, Sound Designer, Dozent & Autor, Berlin

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Workshop & Sounds: Moog Mother-32 Synthesizer-Patches - AMAZONA.de

Der erste aus Moogs semi-modularer Reihe der Desktop-Synthesizer war bzw ist der Moog Mother-32. Ausgestattet mit jeweils einem Oszillator, Filter, VCA, LFO und Envelope-Generator ist er sehr puristisch aufgebaut, bietet jedoch mit seinen 24 Patch-Buchsen ziemlich viel Flexibilität. Und genau diesen Patch-Buchsen wollen wir uns hauptsächlich in diesem Workshop widmen. Wie bereits in den ersten beiden Workshops ( Behringer Neutron & Moog DFAM) ist der Ansporn, anhand eines analogen und patchbaren Gerätes ohne Speicherfunktion für neue Ideen und Inspirationen zu sorgen. Sehr nützlich finde ich beim Mother-32 den integrierten VC MIX, ein Mixer-Modul mit 2 Eingängen, welches sich auch als Attenuator oder Offset nutzen lässt. Besonders spannend ist auch der ASSIGN-Ausgang, bei dem 16 verschiedene Signale anliegen können. Die Ziffer in der Namensgebung des Moog Mother-32 ergibt sich durch den integrierten 32-Step-Sequencer. Wer mit dem Moog Mother-32 noch nicht vertraut ist, kann hier gerne noch mal unseren Testbericht nachlesen.

Die Patchsheets wurden mit Hilfe von patch-library.net erstellt, zur Vergrößerung könnt ihr einfach die jeweiligen Bilder im Beitrag anklicken. Im Folgenden schauen wir uns verschiedene Patch-Beispiele aus verschiedenen Kategorien an.

Moog Mother-32 Patch - Theremin

Natürlich kein exaktes Theremin, aber mit den wesentlichen Eigenschaften eines solchen. Wichtig ist es, die Sägezahnschwingung des Oszillators zu wählen, Glide voll aufzudrehen und für die Hüllkurve relativ hohe Attack- und Decay-Zeiten einzustellen. An der Patchbay verbinden wir den LFO TRI mit dem MIX 2-Eingang. Den VC MIX-Ausgang schicken wir zum Multiplier, damit wir das Signal einmal zum VCO 1V/OCT- und zum VCA CV-Eingang schicken können. Damit bekommen wir einen leichten Vibrato- und Tremoloeffekt. Zuletzt verbinden wir noch den KB-Ausgang mit dem Eingang LFO RATE. Somit werden die beiden vorherigen Effekte schneller, je höher die gespielte Note ist.

Moog Mother-32 Patch - VCF Kicks

Das Moog Ladder-Filter ist bekannt und beliebt dafür, um ihn für Kickdrums zu verwenden. Ist der Resonanzregler weit genug aufgedreht, wird das Filter zur Oszillation angeregt und liefert uns eine Sinusschwingung. Indem wir die Hüllkurve für das Filter aktivieren, bekommen wir eine sehr schöne, knackige Kickdrum. Wenn wir nun den EG-Ausgang zum VCA CV-Eingang schicken, klingt das Ganze etwas druckvoller. Über den LFO können wir zusätzlich den Cutoff und somit die Tonhöhe unserer Kickdrum steuern. Damit wir auch Einfluss auf die Intensität des LFOs haben, verbinden wir dessen Ausgang zuerst mit MIX 2 und den VC MIX-Ausgang mit dem VCF CUTOFF-Eingang.

Moog Mother-32 Patch - Sequence 303

Dieses Patch dient dazu, um das Folgende für Einsteiger leichter verständlich zu machen. Ich habe ein einfaches 8-Step-Pattern programmiert und den für den ASSIGN-Ausgang den Modus Step Ramp gewählt, welcher eine aufsteigende CV-Spannung von Step 1 - 8 sendet. Dieses Spannungssignal schicken wir nun über den MIX 2-Eingang und den VC MIX-Ausgang zum VCF CUTOFF. Nun wird das Filter, je länger die Sequenz läuft, immer weiter geöffnet. Beim Übergang von Step 8 zu Step 1 schließt er sich wieder.

Moog Mother-32 Patch - Sequence 303.1

Wir behalten die Einstellungen vom Patch zuvor. Den ASSIGN-Ausgang multiplizieren wir nun und senden MULT 1 zu MIX 2, um die Verbindung wie beim Patch zuvor beizubehalten. MULT 2 verbinden wir mit dem Eingang MIX CV. Nun würden wir zum Ende der Sequenz das Rauschsignal hörbar machen. Stattdessen verbinden wir aber den LFO SQ-Ausgang mit dem EXT AUDIO-Eingang, um das Rauschen durch den LFO zu ersetzten. Dieser sollte natürlich schnell genug schwingen, um auch hörbar zu sein. Hier Bedarf es etwas Feintuning, je nachdem welche Noten ihr zuvor programmiert habt. Damit der LFO nicht immer die gleiche Note spielt, verbinden wir zuletzt noch den KB-Ausgang mit dem Eingang LFO RATE.

Moog Mother-32 Patch - Bleep Bloop Noise

Love it or leave it ;) Klassisches Patch für jeden, der's mag. Es gibt nicht viel einzustellen, außer die Resonanz auf Anschlag und den Cutoff auf Mittelstellung. Den VCA schalten wir auf On und lösen ihn somit von der Hüllkurve. Als Signal nehmen wir das Rauschen zu 100 %. Der ASSIGN-Ausgang (Step Random) geht über den MIX 2-Eingang und VC MIX-Ausgang zum CUTOFF. Damit ASSIGN auch ein Spannungssignal ausgibt, müssen wir noch den Sequencer starten.

Moog Mother-32 Patch - Arcade Machine

Der Sequencer spielt hier einfach über 8 Steps eine Moll-Skala aufwärts. Um den 8-Bit-Character alter Konsolenspiele zu erhalten, brauchen wir eine Rechteckschwingung des Oszillators. Dieser wird wiederum von einer Rechteckschwingung des LFOs moduliert. Der ASSIGN-Ausgang ist im Step Triangle Modus (auf- und abwärts) und moduliert den 1 V/OCT-Eingang. Im Klangbeispiel habe ich LFO RATE und VC MIX manuell bewegt.

Moog Mother-32 Patch - VCA Tremolo

Für dieses Patch multiplizieren wir die Hüllkurve und senden sie an LFO RATE, um die LFO-Geschwindigkeit zu steuern und an VC MIX CTRL, um den VC-Mixer zu modulieren. Der VC-Mixer bekommt als Eingangssignal LFO TRI zu MIX 2. Den Ausgang VC-MIX verbinden wir mit dem VCA-CV-Eingang für den gewünschten Tremolo-Effekt, welcher nun langsam ein- und ausklingt und nicht stetig moduliert.

Moog Mother-32 Patch - Drone Distortion

Mit dem Mother-32 lassen sich natürlich auch prima Drone-Sounds erstellen. Für dieses Beispiel nutzen wir den LFO als Clocksignal, indem wir LFO SQ mit dem Tempoeingang verbinden. Das über den VC-Mixer abgeschwächte Gatesignal multiplizieren wir, um es an den VCA CV- und den VCO LIN FM-Eingang zu schicken. Über den VCO Mod Source Kippschalter schaffen wir eine interne Verbindung, um die Pulsbreite der Rechteckschwingung per LFO zu modulieren. Drehen wir nun den VC Mixer etwas auf, bekommen wir einen Effekt zustande, der etwas an einen Bitcrusher erinnert.

Moog Mother-32 Patch - Brass Accents

Bei diesem Patch sendet der ASSIGN-Ausgang Akzente (+5 V Spannungsimpuls) und moduliert den VCF CUTOFF-Eingang. Die Intensität des Akzentes regeln wir somit zum einen über den VC Mixer als auch über den Regler VCF Mod Amount. Auf welchem Step der Akzent liegt, wird im Sequencer-Menü programmiert, hier liegt er auf Schritt 4, 6 und 8. Der letzte Step bekommt noch einen zusätzliches Trigger über die Ratchet-Funktion. Um den Brass-Charakter zu erhalten, benötigen wir eine Rechteckschwingung und schalten das Filter auf Lowpass.

Moog Mother-32 Patch - Filter FM

Ein einfaches Beispiel für Filter-Keytracking. Der Sequencer spielt aufsteigende Noten und durch die Verbindung von KB zu VCF CUTOFF wird das Filter mit jedem Step ein Stück weiter geöffnet. Im Verlauf der Aufnahme habe ich den Regler VCF Mod Amount aufgedreht, wodurch das Filter durch den LFO moduliert wird. Dieser schwingt im Audiobereich und ist über den Kippschalter VCF Mod Source intern geroutet.

Moog Mother-32 Patch - Multi FM

Ein weiteres Beispiel zum Thema Frequenzmodulation. Hierfür probieren wir alle FM-Optionen aus, die uns zur Verfügung stehen. Intern über die Kippschalter VCO Mod Source, VCO Mod Destination und VCF Mod Source. Hier wählen wir überall LFO bzw. Frequency, um den LFO als Modulationsquelle zu nuten. Zu guter Letzt patchen wir den LFO TRI-Ausgang zum MIX 2-Eingang und den VF MIX-Ausgang zum VCO LIN FM-Eingang. Nun darf man sich gerne etwas Zeit nehmen, um eine passende Einstellung der Regler VC Mix, VCO Mod Amount, VCF Mod Amount und auch der Geschwindigkeit und Wellenform des LFOs zu finden.

Moog Mother-32 Patch - Generative Mother

Ein weiteres generative Patch, bei dem wir das Filter durch die interne Verbindung von der Hüllkurve und zusätzlich durch die Verbindung LFO TRI zu VCF CUTOFF unterschiedlich modulieren. Die Resonanz wird durch den ASSIGN-Ausgang moduliert, hier im Zufallsmodus. Die Hüllkurve steuert zusätzlich über den VC Mixer die Geschwindigkeit des LFOs (EG -> MIX 2 -> VC MIX -> LFO RATE). Durch die Verbindung vom KB-Ausgang zum VC MIX CTRL-Eingang erzielen wir eine höhere Geschwindigkeit, je höher die Note des Sequencers spielt. Zudem überblenden wir beide Oszillatoren, indem wir den Kippschalter auf Triangle- stellen und die Pulsschwingung an den EXT. AUDIO-Eingang senden. Der Wechsel zwischen Triangle- und Pulsschwingung erfolgt durch den LFO (LFO SQ -> MIX CV). Hier habe ich zur Ausnahme mal einen Hall hinzugefügt.

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