Jennifer Johnston

Korrespondentin im ARD-Studio Singapur, Hamburg

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Radio-Beitrag

Teil 4: Ist Griechenland ohne den Euro besser dran?

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In unserem Faktencheck zu Griechenland geht es heute bei NDR-Info um die Frage: Sind die Griechen ohne den Euro wirklich besser dran?

„Ich bin ein Befürworter, dass man Griechenland von dem Joch des Euro-Arrangements befreit. Das hieße also einen Grexit", sagt Wolf Schäfer vom Hamburger Europa Kolleg. Auf einen Euro-Austritt folgt die Abwertung der Währung. Griechische Produkte werden günstiger. Theoretisch wird mehr verkauft, die Wirtschaft wächst also. Aber: Griechenland hat nur wenige Exportgüter.

Nach einem Euro-Austritt würde außerdem die Inflation massiv zunehmen; die Wirtschaft weiter zusammenbrechen; die Armut steigen und wichtige Importgüter wie Treibstoff, Medikamente und Lebensmittel zu teuer werden. Die Bürger hätten möglicherweise kein Vertrauen in die neue Währung. Schwarzmärkte und Parallelwährungen wären die Folge. Ökonom Heiner Flassbeck:
„Machen wir uns nichts vor, das kann mit großen Unruhen einhergehen, mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen, weil die Menschen ihr Geld verlieren, ihr Vermögen verlieren.“
Und wer will schon Urlaub machen in einem Land, in dem soziale Unruhen drohen – selbst wenn es auf einmal sehr günstig ist.

Das ist ein Problem, denn der Tourismus ist aktuell der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Er macht fast ein Fünftel der Wirtschaftsleistung aus. Für Nicolaus Heinen liegen die Probleme in der Eurozone tiefer. Ein Austritt Griechenlands würde die nicht lösen: "Ich befürchte, dass in den aktuellen Unterschieden, die wir in Europa sehen, im Reformwillen, in der Wachstumsdynamik, sich langfristig weitaus größere Spannungen in Europa aufbauen könnten als die, die wir zurzeit zwischen Griechenland und Resteuropa sehen.“

Die Griechen selbst glauben nicht, dass sie ohne den Euro besser dran wären. 70 Prozent wollen im Euro bleiben.

Alle Beiträge zum Nachhören unter:
http://www.ndr.de/info/programm/Griechenland-Der-Faktencheck,griechenland960.html