Jennifer Johnston

Korrespondentin im ARD-Studio Singapur, Hamburg

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Vereinfachte Einreise: Wie sich Thailand auf Touristen vorbereitet

Seit heute dürfen geimpfte Touristen aus 63 Ländern ohne Quarantäne nach Thailand einreisen - auch aus Deutschland. Die Tourismusbranche schöpft Hoffnung, doch eine schnelle Rückkehr zur Normalität wird es nicht geben.

Janpen Sombat steht in ihrer kleinen Straßenküche. Die Thailänderin schneidet Bohnen klein, brät Fleisch an, schöpft Nudeln aus heißem Wasser. Seitdem wieder ein paar Touristen auf die Insel kommen, gehe es ihr besser. "Auf einer Skala bis zehn würde ich sagen, stehe ich zwischen eins und zwei." Ihre Tochter hilft ihr beim Schälen der Erdnüsse. Mit ihrer Straßenküche finanziere Sombat ihre Familie, das Haus, ihr Auto. Doch derzeit mache sie gerade mal fünf Prozent ihres früheren Umsatzes.

Touristenansturm blieb bislang aus

Ähnlich geht es Yardfah Promdua. Die Verkäuferin steht zwischen Sonnenbrillen, T-Shirts und Strandtüchern. Ihre Chefin wollte den Souvenir-Laden während der Pandemie nie ganz schließen. "Sie ist eine Kämpferin", erzählt Promdua. Trotzdem musste ihre Vorgesetzte vielen ihrer Kolleginnen kündigen. Die meisten sind zurück in ihre Heimatstädte ins Landesinnere. Phuket ist für sie, ohne Einkommen, zu teuer.

Obwohl Phuket seit dem 1. Juli wieder für Touristen geöffnet ist, blieb der Besucheransturm bisher aus. Die Regierung hatte 100.000 Urlauber in den ersten drei Monaten erwartet, gekommen sind knapp die Hälfte.

Bhummikitti Ruktaengam, Chef des Tourismusverbands von Phuket, sieht einen Grund dafür in der aufwändigen Bürokratie. "Wir haben festgestellt, dass viele Menschen, ihre Pläne wieder aufgegeben. Es gibt einfach zu viele Auflagen und Antragsformulare. Darum haben wir die Regierung gebeten, das Verfahren einfacher zu machen."

Einreise seit dem 1. November einfacher

Seit dem 1. November ist die Einreise tatsächlich einfacher. Touristen müssen nur noch einen sogenannten "Thailand Pass" beantragen, ein System um Reise- und Gesundheitsinformationen einzugeben. Danach erhalten Touristen einen QR-Code, mit dem sie einreisen können. Das Einreisezertifikat der thailändischen Botschaft entfällt dadurch. Zudem fallen zwei der drei PCR-Tests vor Ort weg. Weiterhin vorzulegen sind eine Auslandskrankenversicherung, die eine Covid-Behandlung abdeckt, der Impfnachweis und eine Nacht in einem von der Regierung zertifizierten Hotel. Dort müssen die Einreisenden sich isolieren bis ihr negatives PCR-Testergebnis von der Einreise am Flughafen vorliegt.

Hotels betreiben Preiskampf um Touristen

In den zertifizierten Hotels sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits zwei Mal geimpft und haben ihre Booster-Impfung bekommen. So wie Nuengruthai Khamlue, die gerade ihre Auffrischungsimpfung bekommen hat. Seitdem fühle sie sich sicherer, wenn sie Touristen gegenübersteht.

Die 27-Jährige vermietet Jetskis am Strand von Patong. Vor der Pandemie sei sie vier bis fünf Mal am Tag raus aufs Wasser gefahren. Jetzt freue sie sich, wenn es mal eine Tour am Tag ist. Sie und ihr Mann kommen nur über die Runden, weil ihr Chef sie umsonst wohnen lässt. Ein paar Mal haben sie sich schon für Lebensmittelspenden angestellt. Sie hoffen, dass mit der weitreichenden Öffnung endlich mehr Touristen ins Land kommen.

Thailands Wirtschaft ist abhängig vom Tourismus. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, besuchten 40 Millionen Touristen das Land. Die Branche macht 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Daher gebe es gerade einen Preiskampf im Land, sagt Hotelmanager Aupatham Piriyapruet. Sein Hotel vermiete die Zimmer gerade 60 Prozent günstiger als vor der Pandemie. Sonst könnten sie nicht mit der Konkurrenz in der Nachbarschaft mithalten. Aktuell hätten sie 40 Gäste. Rund 500 könnten sie in ihrem Ressort beherbergen. Damit decken sie aktuell die Hälfte ihrer Fixkosten.

Natur erholt sich dank weniger Touristen

Im Gegensatz zur Tourismusbranche hat der Natur die Abwesenheit der Touristen auf jeden Fall gut getan. Die Wasserqualität ist besser geworden. Waren vor der Pandemie nur 65 Prozent des Meerwassers um Phuket von guter Qualität, seien es jetzt 80 Prozent, erzählt Watthanapong Suksai. Der Leiter des staatlichen Büros für Natürliche Ressourcen und Umwelt auf Phuket sitzt in seinem Büro, hinter ihm hängt das Bild von König Rama IX, über ihm surrt die Klimaanlage. "Wir haben Lederschildkröten wiedergesehen, die sogar Eier gelegt haben. Sie waren seit Jahrzehnten nicht mehr hier." Dies sei ein Beleg dafür, dass sich die Natur erholt habe.

In der Tourismusbranche in Thailand gebe es ein Umdenken, erklärt auch Tourismusverband-Chef Ruktaengam. "Wir wollen uns nicht mehr nur auf Masse konzentrieren, sondern auf Qualität. Die Touristen sollen länger bleiben, die Natur respektieren und die Kultur der lokalen Bevölkerung." Gerade veranstaltet er eine Konferenz mit der lokalen Wirtschaft, Vertretern aus der Politik und Menschen aus der Nachbarschaft. Zusammen wollen sie Phuket in die Zukunft führen. Eine Rückkehr zur Normalität erwarten sie frühestens im Jahr 2024.

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