Jennifer Johnston

Korrespondentin im ARD-Studio Singapur, Hamburg

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Trotz dritter Corona-Welle: Phuket öffnet für Touristen

Ab Donnerstag dürfen ausländische Gäste wieder auf der thailändischen Ferieninsel Phuket Urlaub machen - ohne zweiwöchige Hotelquarantäne. Weitere Ziele in Thailand sollen dem Modellversuch folgen.

Drei Tiger planschen in einem Wasserbecken. Einem anderen krault ein Manager des Tigerparks auf Phuket das Fell. "Ich freue mich, dass endlich wieder Menschen die Tiger besuchen werden und Phuket wiederbelebt wird", sagt Phonphawit Ton-od gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er schaut rüber zu seinen Mitarbeitern, die den Tieren gerade ihr Futter bringen. "Die Touristen werden sowohl den Tigern als auch den Mitarbeitern helfen, psychisch gesund zu bleiben."

Seit Ausbruch der Pandemie kommen statt 1000 Besuchern täglich nur noch rund 20 in den Park. Kein Land Südostasiens hängt stärker vom Tourismus ab als Thailand. Im vergangenen Jahr hat das Land rund 42 Milliarden Euro weniger eingenommen, weil die Touristen wegen der Corona-Pandemie ausblieben.

Premierminister sieht kalkuliertes Risiko

Der thailändische Premierminister Prayuth Chan-ocha hat deswegen beschlossen, das Land Schritt für Schritt zu öffnen: "Ich weiß, diese Entscheidung ist mit einem gewissen Risiko verbunden, denn wenn wir das Land öffnen, wird es mehr Infektionen geben, egal, wie gut unsere Vorsichtsmaßnahmen sind", erklärt er im thailändischen Fernsehen. "Aber ich denke, wenn wir die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen, ist jetzt die Zeit gekommen, dass wir dieses kalkulierte Risiko gemeinsam eingehen."

Wer als Tourist einreisen will, muss vollständig geimpft sein, einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen und sich vor Ort noch drei Mal testen lassen. Nach 14 Tagen können Touristen dann auch in andere Landesteile reisen. Um den Touristen ein sicheres Gefühl zu geben, hat die Regierung die Impfkampagne auf Phuket beschleunigt. Inzwischen sind 75 Prozent der Bewohner geimpft. Im Rest des Landes sind es gerade mal vier Prozent.

Gespaltenes Echo bei Tourismusbetrieben

Trotz aller Maßnahmen erwartet der Präsident des Tourismusverbandes nur wenige Gäste: "Die Wiedereröffnung gibt uns Hoffnung, dass wir wieder zum Leben erwachen, aber wir erwarten am Anfang keine große Nachfrage." Wegen fehlender Touristen öffnen einige Geschäfte noch nicht, wie ein Spa, das auf Hunderte Besucher ausgelegt ist. Für die Besitzerin lohne es sich einfach noch nicht. "Die Kosten für den laufenden Betrieb, Personal, Miete sind einfach zu hoch. Wir müssen sicher sein, dass viele Kunden kommen, bevor wir öffnen", sagt sie.

Kleineren und mittleren Geschäften fehle teilweise das Geld, um ihre Läden zu reparieren, zu streichen und wiederzueröffnen, sagt Sragsan Thongtan. "Die Touristen werden Gebäude sehen, die zum Verkauf stehen, Gebäude, die nicht vermietet sind, Läden, die geschlossen sind, Starbucks-Filialen, die dicht ist. Glauben Sie, dass das eine gute Umgebung für die Touristen ist? Nein!" Zusammen mit anderen fordert er zinsgünstige Kredite der Regierung, um aus der Krise rauszukommen.

Corona-Pandemie verstärkte Armut

In ganz Thailand haben Menschen ihre Arbeit verloren, mussten Geschäfte schließen. Die Armut ist groß. In einem Fischerdorf nördlich von Phuket verteilt Shaun Stenning Essen in Plastiktüten. Auf die Frage einer Reporterin, wie er wisse, ob die Wiedereröffnung funktioniert hat, antwortet er: "Wenn ich aufhören kann, diese Lebensmitteltüten zu verteilen."

In weniger als vier Monaten will die Regierung die Grenzen wieder komplett für Touristen öffnen. Dabei kämpft Thailand derzeit mit seiner dritten und bisher stärksten Corona-Welle. Einschränkungen in der Hauptstadt Bangkok wurden verschärft. Am Plan, Phuket zu öffnen, hält der Premierminister dennoch fest. Die Bevölkerung unterstütze das, sagt Muhammad Prasanpann, Vorsteher des Fischerdorfes: "Weil solange die Touristen nicht kommen können, haben die Menschen kein Einkommen, sondern nur Ausgaben."

Im Tigerpark auf der Ferieninsel Phuket hoffen sie, dass trotz allem viele Touristen kommen. Sie seien bestens vorbereitet, sagt Managerin Chadarat Taodaeng stolz. "Wir wollen Vertrauen schaffen. Wir haben mehr als 90 Prozent unserer Mitarbeiter geimpft. Haben Routinen eingeübt, um alle Oberflächen, die berührt werden, alle dreißig Minuten zu reinigen." Jetzt reinigen ihre Mitarbeiter aber erst mal die Käfige der Tiger. Dann sind die Fußwege dran, über die ab heute wieder zahlreiche Touristen laufen sollen.

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