Für das ARD Mittagsmagazin und NDR-Info war ich in der Plastik-Müllsortieranlage in Hamburg Billbrook. Jeden Tag schmeißen wir Hunderte Tonnen Müll weg. Das meiste ist Plastik. Der Müll landet bestenfalls im gelben Sack oder der gelben Tonne. Damit der Kunststoff wiederverwertet werden kann, muss er sortiert werden. Die Bundesregierung will die Recycling-Quote für Kunststoff-Verpackungen bis 2022 deutlich steigern: von 36 auf 63 Prozent. Das ist ein ambitioniertes Ziel. Vieles Verwertbare schafft es nämlich gar nicht erst zum Recycling.
Meine Reportage:
Ein Lkw fährt rückwärts die Rampe hoch und entleert seinen Inhalt in eine große Halle im Hamburger Stadtteil Billbrook: Hunderte gelbe Säcke und loser Kunststoff-Müll fallen auf den Hallenboden. Doch hier landet leider noch viel mehr als nur Verpackungen, sagt Nico Rühl, Produktionsleiter der Sortier-Anlage. "Wir hatten unter Umständen auch schon Matratzen, Videokassetten, organische Abfälle in Form von Essensresten. Die gehören nicht in den gelben Sack."
Warum schmeißt jemand Babywindeln in den gelben Sack?Solche sogenannten Fehlwürfe machen in Hamburg rund 30 bis 50 Prozent aus. Rühl fischt eine Babywindel aus dem Müll. Die ist keine Verpackung und schon gar nicht leicht. Er wundert sich, warum Hamburger solche Sachen regelmäßig in den gelben Sack werfen. Beim weiteren Stöbern im Müll findet der Recycling-Experte Handtaschen, Schuhe, Stofftiere, Holz und Batterien. Gerade die Batterien sind gefährlich für die Anlage, erklärt Rühl. Sie könnten im schlimmsten Fall ein Feuer entzünden.
Metalle sind gut zu recycelnIn der Sortierhalle in Hamburg-Billbrook fährt der Müll in hohem Tempo auf Laufbändern umher. Zuerst wird er nach Größe sortiert. Dann zieht ein rotierender Magnet die eisenhaltigen Teile vom Band. "Hier haben wir zwei schöne Beispiele", sagt Rühl. "Einmal einen Deckel von einer Konserve und einmal von einer Bierflasche. Das ist sehr wertvoller Stoff. Metalle sind immer gut zu recyceln."
Schwarzes Plastik ist problematischDoch nicht alles lässt sich so gut trennen - zum Beispiel schwarzes Plastik. Die schwarzen Kunststoffe sind dem Fördergurt, also dem Band sehr ähnlich. Der wertvolle Kunststoff rutscht oft durch. Anstatt recycelt zu werden, landet das schwarze Plastik in der Verbrennung.
Das Geheimnis der Joghurt-Becher
Die Sortier-Anlage hat auch Probleme, wenn verschiedene Materialien aneinanderhängen - zum Beispiel der Aluminiumdeckel am Joghurt-Becher. Der muss ab, bevor er in den Müll kommt. "Die Sortier-Anlage sichtet nur die eigentlichen Körper und steckt sie dann wie in eine Schublade", sagt Rühl. "Sie trennt die Gegenstände nicht voneinander."
Unmöglich zu trennen und damit auch zu recyceln, seien die komplizierten Käse- und Wurstverpackungen aus dem Supermarktregal. Rühl hält eine leere Salami-Packung in der Hand. Die besteht aus hauchdünnen Schichten verschiedenster Materialien, daher ist die für die weitere Gewinnung schlicht unbrauchbar.
Wie bunte HeuballenNur 15 Minuten dauert es, bis der Müll die Sortier-Anlage durchlaufen hat. Nico Rühl steht in der letzten Halle. Vor ihm stapeln sich die übrig gebliebenen Kunststoffe - feinsäuberlich zu Ballen gepresst. Sie sehen aus wie Heuballen, nur bunter. Bereit für ihren Weg zum Recycling.