Macht es einen Unterschied für die Einstellungen gegenüber Migrant:innen, mit welchen Begriffen sie bezeichnet werden? Eine Studie hat das untersucht.
Laut dem UNHCR, dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, waren Ende 2022 weltweit 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht. In dieser Zahl stecken Geflüchtete, Binnenvertriebene, Asylsuchende und andere Personen, die internationalen Schutz benötigen. Menschen, die aus freiwilliger Entscheidung in einen anderen Staat migrieren, sind nicht mit eingerechnet, da es keine klare Definition für Migrant:innen gibt.
Geflüchtete haben bereits einen Flüchtlingsstatus erhalten, der ihnen völkerrechtlichen Schutz garantiert, während Asylsuchende keinen rechtlich definierten Status im Zielland haben. Trotz der unterschiedlichen Definitionen für zugewanderte Menschen werden im öffentlichen Diskurs verschiedene Bezeichnungen abwechselnd, mitunter willkürlich verwendet. Aber welchen Unterschied machen diese Wörter genau?
Die StudieIn der Sozialpsychologie gibt es bereits Studien dazu, wie sich Sprache auf die Wahrnehmung von Gruppen auswirkt. Doch um vergleichbare Ergebnisse in verschiedenen Ländern zu haben, untersuchte nun eine Studie unter der Leitung der Universität Bern in neun Ländern - Australien, Tschechien, Finnland, Frankreich, Italien, Portugal, Schweden, Schweiz und Vereinigtes Königreich -, wie sich Bezeichnungen für Zugewanderte auf die Einstellungen gegenüber diesen Menschen auswirken.
Erst analysierten sie den öffentlichen Diskurs in den neun Ländern, um herauszufinden, welche Wörter für Einwanderer verwendet werden. Dann wurden einige hundert Teilnehmende pro Land zufällig einer von drei Gruppen zugeordnet und zu ihren Einstellungen gegenüber Zugewanderten befragt. Dabei benutzten die Forscher:innen in einer Gruppe den Begriff von „Migranten", in einer anderen „Flüchtlinge" und einmal „Asylbewerber".
Die Teilnehmenden, die zu „Migranten" befragt wurden, hatten positivere Einstellungen gegenüber Einwanderern ausgesprochen als die Teilnehmenden mit den Begriffen „Flüchtlinge" und „Asylbewerber". Sie empfanden, dass „Migranten" mehr Vorteile für das Land bringen, da sie „die Wirtschaft ihres Landes wettbewerbsfähiger gemacht haben", „die Kultur ihres Landes mit anderen Traditionen bereichert" und „das globale positive Image ihres Landes verbessern".
Allen drei Gruppen war es wichtiger, Menschen aufzunehmen, die vor Krieg und Verfolgung eingewandert sind als aus wirtschaftlichen Gründen. Trotzdem rief der allgemein gehaltene Begriff die positivste Konnotation hervor.
Was bringt's?Die Bezeichnung von Migrant:innen in den Zielländern hat demnach einen Einfluss darauf, wie willkommen sie dort sind. Wenn politische Kommunikation die Vorteile von Migration betont, wirkt sich das möglicherweise positiv auf die Zustimmung aus. Der Haken daran: Politiker*innen, die diese Empfehlung gerade nicht beachten, tun das zum Teil mit Vorsatz. Jean Dumler