Knapp 700 Einwohner hatte der Weiler Bjass Kjüel in der russischen Region Jakutien - nun ist er weg. Mehr als 30 Wohnhäuser und andere Gebäude sind dort abgebrannt durch Feuer, wie sie derzeit im Fernen Osten und in Sibirien wüten. Die Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden, das Dorf soll aus Staatsgeldern neu aufgebaut werden.
Die Waldbrände aber fressen sich unaufhörlich weiter durch das Land: Insgesamt 7600 Einsatzkräfte kämpfen in 17 russischen Regionen gegen die Feuer, momentan stehen fast vier Millionen Hektar in Flammen - mehr als die Hälfte in schwer zugänglichen Gebieten, wie die Forstschutzbehörde "Aviales-Ochrana" mitteilte.
Besonders stark betroffen ist die Republik Sacha, genannt Jakutien, im Fernen Osten Russlands. Dort gilt bereits seit Wochen der Notstand, der Wind facht die Feuer immer von Neuem an. Ein schneller Wetterumschwung hin zu niedrigeren Temperaturen oder Regen ist laut Meteorologen nicht in Sicht.
"Das Wetter ist in Zentraljakutien und großen Teilen von Westjakutien leider sehr heiß und windig in den letzten Tagen, deswegen mehren sich leider die Flächenbrände", sagt Jakutiens Gouverneur Ajsen Nikolaew. "Wir müssen weiter Personal aufstocken, um diese Brände aufzuhalten."
Der örtliche Rettungsdienst mahnt die Menschen, nicht in den Wald zu gehen, um dort Beeren oder Pilze zu sammeln. Freiwillige sollen sich nicht auf eigene Faust zu Löscharbeiten aufmachen.
Doch auch in anderen Regionen ist die Lage ernst: Im Umland der sibirischen Städte Krasnojarsk und Irkutsk am Baikalsee breitete sich dichter Rauch aus, in der Region Mordwinien brannten Teile eines Nationalparks. Der Qualm zieht weit über Russland hinaus - in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator sei die Luftqualität bereits gesundheitsschädlich, meldete die chinesische Agentur "Xinhua". Im Westen hat der Rauch auch Teile der Arktis und Grönland erreicht.
Und die größte Gefahr stehe noch bevor, sagt der Aktivist Ajlan Vinokurow im Staatssender "Rossija 24": "Der Wald schützt diesen 300 Meter tiefen, eingefrorenen Matsch vor dem Auftauen. Sollte das passieren, kommt es zu einer ganzen Kette ökologischer Prozesse, die die globale Erwärmung beschleunigen können."
Wie aus dem aktuellen Weltklimabericht hervorgeht, könnte die Erderwärmung bereits 2030 um 1,5 Grad vorangeschritten sein - die ökologischen Folgen im größten Flächenstaat der Welt wären gigantisch.
Der ganze Text und Audio-Beitrag sind verfügbar via https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-waldbraende-105.html
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