Du nimmst bestimmt die Pille?, fragt der Mann kurz vorm Sex.
Sein Beitrag zur Verhütung.
Damit ist die Sache für viele Männer erledigt. Auch wir, die beiden Autorinnen dieses Textes, haben die Frage oft gehört. Und irgendwann hat sie uns ein bisschen wütend gemacht. Zum Schwangerwerden gehören schließlich zwei, aber für die Verhütung ist die Frau verantwortlich. Unser Problem, unser Stress.
Fast jede Frau kennt die Stimmungsschwankungen, die die Pille verursacht, die Gewichtszunahme, die Kopfschmerzen, das schwindende Lustempfinden.
Viele standen schon verschämt in einer Apotheke, um nach der "Pille danach" zu fragen. Viele wissen, wie sich die Bauchkrämpfe anfühlen, die sie verursacht.
Manche lassen sich unter Schmerzen die Spirale in die Gebärmutter legen, manche setzen sich vor jedem Sex ein Diaphragma ein, einen mit Silikon überzogenen Ring.
Andere lassen sich das Hormon Gestagen in den Arm spritzen oder ein Hormonstäbchen implantieren.
Zwei Forscher hatten eine neue Idee: Verhütung mit speziellen Unterhosen
Wir, zwei Frauen in den Zwanzigern, haben wie alle unsere Freundinnen unzählige Stunden damit verbracht, über das Thema Verhütung zu diskutieren. Und je länger wir reden, desto häufiger fragen wir uns: Warum, zur Hölle, gibt es für den Mann nur das Kondom oder, kaum genutzt, die Sterilisation, während es für Frauen eine schier endlose Palette an Verhütungsmethoden gibt?
Immer mal wieder liest man etwas über die Pille für den Mann oder andere Methoden, die ihn in die Verantwortung nehmen könnten. Bislang aber hat sich nichts getan. Verhütung ist und bleibt Sache der Frauen.
Männer, wollt ihr nicht verhüten?
Vielleicht ist fehlender Wille ein Teil der Antwort. Fabian Hennig jedenfalls hätte eine historische Erklärung, wie es so weit kommen konnte. Er ist Geschlechterforscher, ihn treibt die Frage um, die auch uns bewegt: Warum ändert sich nichts an dem irgendwie veralteten Bild, dass Verhütung Frauensache sei? Hennig, 33 Jahre alt, Unterlippenpiercing, kurz rasierte Haare, trägt im Videochat einen schwarzen Rollkragenpullover. Er erzählt von seiner Doktorarbeit, die sich um die Geschichte der Erforschung männlicher Verhütungsmethoden dreht. Es sei, sagt er, eine "Geschichte des Scheiterns".
Dann überrascht er uns: Na ja, sagt er, dass Verhütung Frauensache ist, sei ja nicht schon immer so gewesen. "Bevor es die Antibabypille gab, spielten Coitus interruptus und Kondom die wichtigste Rolle." Beides war Sache des Mannes. Nur: Ging etwas schief, hatte die Frau im Zweifel ein Problem, und der Mann suchte das Weite. Mitte des letzten Jahrhunderts beschlossen eine amerikanische Krankenpflegerin und eine Millionärin deshalb, die Sache in die Hand zu nehmen.
Margaret Sanger, die Krankenpflegerin, hatte ihre Mutter früh an Tuberkulose und Gebärmutterkrebs sterben sehen, geschwächt durch 18 Schwangerschaften. In Brooklyn gründete Sanger eine Klinik für Geburtenkontrolle und musste dafür zur Strafe 30 Tage in ein Arbeitshaus. Sanger schrieb Zeitungskolumnen über sexuelle Freiheit, ließ sich von ihrem Mann scheiden, hatte zahlreiche Affären und wurde bald zu einer berühmten Feministin.
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