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Hochzeit auf den ersten Blick: Wie es wirklich ist

Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich mit Alex verheiratet. Als wir uns das Jawort gegeben haben, kannte ich ihn in etwa so gut wie die Standesbeamtin - nämlich gar nicht. Ich wusste vor der Trauung nichts über ihn. Wir haben an der Sat.1-Sendung Hochzeit auf den ersten Blick teilgenommen, bei der man seinen zukünftigen Ehepartner erst am Traualtar kennenlernt. Ich hatte vorher alle Staffeln gesehen, und bei der ersten dachte ich noch, die Teilnehmer müssen irre sein.

Cindy Holland,

28, lebt in Essen, ist ehemalige Soldatin und Psychologie-Studentin.

Ich selbst habe über die Jahre immer mehr schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht und fand es deshalb reizvoll, die Verantwortung an Experten abzugeben. Der Prozess von der Bewerbung bis zur Hochzeit hat ungefähr ein Dreivierteljahr gedauert. Erst wurden mir Fragebögen zu meiner Persönlichkeit und zu früheren Beziehungen zugeschickt, auch ein Intelligenztest war dabei. In Workshops wurde ich dann völlig auf den Kopf gestellt. Man fragte mich Dinge, über die ich vorher noch nie nachgedacht hatte: etwa ob ich eher einen dominanteren oder einen ruhigeren Partner an meiner Seite sähe. Ich glaube, die Experten wissen jetzt mehr über mich als meine eigene Mutter.

Anfangs habe ich niemandem erzählt, dass ich bei Hochzeit auf den ersten Blick mitmache, weil ich Angst hatte, dass meine Eltern sich sorgen würden. Ich habe ihnen erst Bescheid gegeben, als klar war, dass ich dabei bin, aber sie haben total cool reagiert. Noch am Abend vor der Trauung war ich überhaupt nicht nervös, kein kleines bisschen. Am Morgen der Hochzeit war ich ganz früh wach, frühstücken und sogar noch spazieren, bevor ich geschminkt wurde. Meine Trauzeugin half mir beim Zuknöpfen meines Hochzeitskleides und zählte mit jedem Knopf runter: drei, zwei, eins. Und dann war ich auf einmal doch total aufgeregt.

Als ich Alex gegenüberstand, habe ich einfach gefühlt, dass das gut werden wird. Es gab auch direkt einen Hochzeitskuss. Und das, obwohl wir uns ja nur Minuten vorher zum ersten Mal gesehen haben. Nach der Feier ging es in ein Hotel, wo wir unsere erste gemeinsame Nacht miteinander verbrachten. Meine größte Sorge war, dass er mich ungeschminkt nicht schön finden würde, aber Alex meinte, dass ich ungeschminkt nur noch schöner bin. Wir waren beide todmüde und sind Arm in Arm eingeschlafen.

Beim Finale der Sendung sechs Wochen später, bei dem man sich entscheiden muss, ob man zusammenbleibt oder sich scheiden lässt, war für uns ganz klar: Wir gehören zusammen. Außerdem hat mich Alex total überrascht und mir einen Antrag gemacht. Den gab es bei uns ja nie. Nächstes Jahr heiraten wir im Rahmen einer freien Trauung an unserem zweiten Hochzeitstag.

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