Die Reichsten der Gesellschaft tragen erheblich mehr zur Klimakrise bei als der große Rest. Zeit, etwas zu unternehmen. Eine Glosse.
Das Wirksamste, was Sie als Einzelperson für den Klimaschutz tun können, ist es, etwas gegen Milliardäre zu unternehmen. Denn das reichste Prozent der Weltbevölkerung stößt 23 Prozent der Emissionen aus. Ist Ihnen das zu konsequent? Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie. Es ist nicht nötig, dass die Milliardäre verschwinden. (An dieser Stelle zur Sicherheit: Bitte lassen Sie keine Milliardäre verschwinden!) Bedenken Sie nur die niedrigen Erbschaftssteuern und die Charakterzüge, derer die von Erbschaft profitieren. Vorschlag: Wir könnten sie auch einfach enteignen.
Natürlich, das klingt ein wenig zu sehr nach Sozialismus. Sozialismus ist pfui. Hat man mir mal gesagt. Aber wollen Sie wirklich auf den Schluck Milch im Kaffee verzichten, auf ein Mal Urlaub im Jahr (mit dem Zug, in einem plastikfreien Ökohotel, versteht sich), auf die warme Dusche, nur damit Elon Musk Fünf-Minuten-Flüge mit seinem Privatjet unternehmen kann? Ist ja einem milliardenschweren Genie auch nur schwer zuzumuten, so eine Zugfahrt.
Sicher, auch Sie müssen sich für die Abwendung der totalen Apokalypse durch die globale Erhitzung auf Verzicht einstellen. Gar keine Frage. Kreuzfahrten, jeden Tag drei fleischhaltige Mahlzeiten, Inlandsflüge, das wird weder für Sie noch für die Milliardäre in Zukunft drin sein, wenn wir als Menschheit noch den Hauch einer Chance haben wollen. Aber wenn unsere Fantasie für politische Instrumente zum Konsumverzicht nicht über höhere Kosten für Jeden und Jede hinausgeht, kann sich eine kleine Elite, die weder Inflation noch Steuern fürchten muss, weiterhin ein schönes Leben machen. Auf Kosten aller.
Vor allem auf Kosten der jungen Generation. Wo die eigentlich abgeblieben sei, fragen sich alte, deutsche Linke, die in immer gleichen Konstellationen auf den immer gleichen Veranstaltungen die immer gleichen Debatten führen, ohne sich wirklich jemals uneinig zu sein. Ich kann Ihnen verraten, wo die junge Generation ist. Sagen Sie's aber nicht weiter. Sie klebt sich in gerade diesem Moment irgendwo im Land auf unseren guten, deutschen Autobahnen fest. Weil sie keinen Ausweg mehr sieht, um sich Gehör zu verschaffen. Sie besetzen Kohlegruben und, oh Schreck, sie streiken und schwänzen die Schule. Sie lassen sich dafür von dahergelaufenen Politikwissenschaftlern mit zu viel Meinung und Freizeit als neue RAF beschimpfen.
Also, vorausgesetzt, es war als Beschimpfung gemeint und nicht als, nunja, als Ratschlag. Nochmal: Bitte lassen Sie wirklich keine Milliardäre verschwinden.