Michael Ahlsdorf war gerade auf seinem schwarzen Tourer-Motorrad auf der Autobahn unterwegs, als er vom Verbot der „Bandidos MC Federation West Central“ hörte. Der Vorstoß des Bundesinnenministeriums ist bemerkenswert: Erstmals werden nicht nur einzelne Ortsgruppen der Rocker, sondern sogenannte Chapter über Bundesländergrenzen hinweg verboten.
Ahlsdorf hat nicht nur zu den Bandidos Kontakt: Jahrelang leitete er das Magazin „Bikers News“, das sich als neutraler Vermittler unter den Rockern verstand – vergangenes Jahr aber eingestellt wurde. Der gebürtige Berliner und promovierte Theologe erklärt, warum er das Verbot kritisch sieht.
WELT: Herr Ahlsdorf, Sie haben vom Bandidos-Verbot beim Motorradfahren im Radio gehört. Ihre Reaktion?
Michael Ahlsdorf: Ich war überrascht, die Szene war wegen der Pandemie mehr als ein Jahr im Winterschlaf. Ein Stück weit ist das Verbot politischer Aktionismus – denn es passt hervorragend in den aktuellen Wahlkampf.