„Wir müssen jetzt den Wald für die nächsten Generationen pflanzen“. Ludwig Pertl hat eine Mission. Der ehemalige Revierförster im oberbayerischen Kaufering will die Wälder der umliegenden Gemeinden widerstandsfähig gegen den Klimawandel machen. Noch steht hier, wie vielerorts in Deutschland, hauptsächlich Fichtenwald. Und dem geht es hier sogar noch relativ gut. Hier waren die Dürren der letzten Jahre nicht so heftig wie andernorts.
Dennoch steht für Pertl fest: Die Fichtenwälder werden sterben. Sein Plan: Statt der Fichte Laub-Bäume zu pflanzen. Seine Favoriten sind Ahorn, Wildapfel und Hainbuche. Keine Rotbuche, denn auch die hält er für ein Auslaufmodell. Ein wichtiger Grund: Die Rotbuche verbessere nicht den Waldboden. Der Boden sei bisher beim Waldbau nicht berücksichtigt worden. Die Fichten-Monokulturen haben den Boden versauern lassen. Die Nadel verrotten schlecht und bilden kaum Humus.
Vor allem aber bieten sie Pertls Lieblingstier, dem Regenwurm, keine gute Nahrung. Auch die lange als Rettung der Wälder gehandelte Rotbuche nicht. Stattdessen andere Laubbäume, wie der Ahorn. Er bietet ideale Bedingungen für den Wurm, der das Laub in tiefe Schichten zieht, dort vertilgt und zu Humus umwandelt. Der Humus wiederum speichert besser Wasser für die tiefwurzelnden Laub-Bäume.
So ein Wald liefert zwar weniger Holz für die Wirtschaft. „Aber immer noch mehr als ein sterbender Fichtenwald“, resümiert Pertl. Die Mindereinnahmen der Waldbesitzer sollen die umliegenden Gemeinden und Unternehmen bezahlen. Denn schließlich profitieren sie von einem intakten Wald. Schon jetzt zahlen manche in einen Fonds ein, den Pertl gegründet hat und der Waldbauern, die seinem Konzept folgen, 400 Euro pro Hektar und Jahr zahlt. Nicht für das Holz, sondern für die Kühlleistungen des Waldes, für die Speicherung des Regenwassers, das Filtern und Reinigen der Luft. Für Pertl stehen künftig diese Ökosystemleistungen im Vordergrund und nicht der Bedarf der Holzwirtschaft. Kann das funktionieren? Ist das die Rettung der vom Klimawandel, von Trockenheit und Schädlingen bedrohten Wälder?
Forstwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen sind sich da nicht einig. Manche lehnen den aktiven Umbau ab, wollen den Wald mehr sich selbst überlassen. Andere denken nicht, dass der Umbau mit heimischen Bäumen ausreicht, sondern, dass auch südländische Arten nötig sein werden, um künftige Dürren zu überstehen. Wiederum andere halten die bisherigen Erkenntnisse der Forstwissenschaft für überholt. Die vielen, aufeinanderfolgenden Dürren der letzten Jahre seien bislang einzigartig. Und sie werden wieder kommen. Und den Wald und die Forstwirtschaft vor ganz neue Herausforderungen stellen. Daher müsse ganz neu gedacht und Neues ausprobiert werden – darin zumindest sind sich alle einig.
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