Eines der Probleme bei der Lawinenerkundung ist die Erfassung der Schneehöhe. Sie zu kennen, ist bspw. wichtig, um Schutz-Verbauungen planen zu können. Und auch zur Beurteilung der Gefahr von Gleitschneelawinen ist die Schneehöhe ein wichtiger Parameter. Beides – Schutzverbauungen und Gleitschneelawinen – sind Aspekte bei der Lawinenkunde, die gerade auch für den Schutz von Infrastruktur, von Straßen und Gebäuden, eine wichtige Rolle spielen. Erst wenn bekannt ist, wie hoch die Schneedecke wird, kann ich die nötige Höhe von Schutzzäunen etwa berechnen. Und je höher die Schneedecke, desto eher die Gefahr von Gleitschneelawinen einerseits und ihre Zerstörungskraft andererseits.
Bisher kann man die Schneehöhe nur mit entsprechendem zeitlichem Aufwand (z.B. automatische Mess-Stationen oder durch Sondierung) nur als Stichprobe am jeweiligen Punkt erfassen. Und das ist oft ungenau, da so Mulden und Rinnen, die durch windverfrachteten Schnee zugedeckt sind, nicht erfasst sind.
Yves Bühler vom renommierten Schweizer Schnee- und Lawinenforschungszentrum in Davos hat eine Technik entwickelt die relativ einfach, günstig und schnell flächendeckend die Schneehöhe erfassen kann. Mit Flugdrohnen. Fünf verschiedene Flugsysteme hat er entwickelt und fliegt zwei Mal die Woche um für Schweizer Gemeinden die Schneehöhen zu messen, damit so Schneezäune entsprechend gebaut bzw. ergänzt werden können. Mit dieser Methode will er auch eine Vorhersage-Modell für Gleitschneelawinen entwickeln.
Seine Drohnen sind mit optischen, hochauflösenden Kameras bestückt und machen entsprechende Aufnahmen vom verschneiten Gelände. Mit photogrammetrischen Berechnungsverfahren kann Bühler dann ein 3-D-Modell des Hanges erstellen – mit 5cm Auflösung: „Man erkennt jeden Stein!“, so Yves Bühler. Zugleich kann er eine Höhen-Gitter anlegen – d.h. für jeden Punkt die exakte Höhen angeben. Zuvor, im Sommer, hat er das gleiche Verfahren am unverschneiten Berg gemacht. Aus der Differenz der beiden höhenkalibrierten 3-D-Gelände-Modelle kann er nur für jeden Punkt die Schneehöhe errechnen und zeigen – inklusive Mulden, Rinnen und Buckeln. Seine Sommeraufnahmen zeigen auch die Gelände-Struktur – da wo bspw. Hohes Gras wächst und nicht gemäht wird, steigt – bei gewisser Schneehöhe (und steigenden Temperaturen am Boden) – die Gefahr von Gleitschneelawinen, die ganze Häuser wegreißen können. Zugleich zeigen die 3-D-Modell auch wo der Wind bpsw. große Mengen Schnee verfrachtet, so dass unterhalb gezielt Schneezäune aufgebaut werden können. „Mittlerweile sind unsere Drohnen-Messungen und -aufnahmen genauer als Handmessungen,“ sagt Bühler stolz. Seine Daten geben auch wichtige Informationen über Wasserressource durch die Schneeschmelze, für die Warnung vor Frühjahrshochwasser oder auch zur Pistenpräparation.
Zum Original