
Micha Schmidt - Markenzeichen: große Brille - ist ein Ein-Mann-Unternehmen. Die folgende Fotostrecke zeigt ihn bei einem typischen Arbeitstag im Club Universum.Foto: factum/Granville
Stuttgart - Das Universum am Charlottenplatz riecht am frühen Nachmittag nach einer Mischung aus Putzmittel, Bier und kaltem Rauch. Der Konzertclub ist leidlich gelüftet und trotzdem ziemlich zugig. Durch trübe Fensterscheiben sieht und hört man die B 14.
Am Abend wird wieder mal ein Punkkonzert stattfinden, veranstaltet von Micha Schmidt, einem Urgestein der Stuttgarter Szene. Schmidt bringt es locker auf 60 Konzerte im Jahr, die er in der Regel ganz allein organisiert, in Clubs wie dem Universum, dem Goldmark's, Zwölfzehn und diversen Jugendzentren.
Weil er alles selbst macht, muss er sich auch um die Verpflegung der Musiker kümmern. Heute ist die britische Punklegende UK Subs angekündigt. Britische Punklegenden kriegen bei Micha Schmidt dasselbe zu essen wie italienische Hardcore-Bands oder Stuttgarter Heavy-Metal-Combos. In der Küche schnippelt Schmidt Tomaten und Gurken, außerdem serviert er Brot, Käse und Erdnussflips. Später wird Schmidt noch Maultaschen mit Kartoffelsalat zubereiten. „Alles gerade eben selbst hergeschleppt", sagt der 55-Jährige.
Der mit der großen BrilleKonzertgänger kennen Micha Schmidt zumindest vom Sehen. Bei seinen eigenen Konzerten steht er immer selbst an der Kasse, bei denen anderer Veranstalter oft am Einlass. Immer drückt er den Besuchern persönlich seine Flyer in die Hand, fünf bis sechs Mal die Woche ist er unterwegs. Er ist der Typ mit der großen Brille und dem schlabberigen Kapuzenpulli. In unzähligen Kneipen im Raum Stuttgart hängen auf dem Klo seine schwarz-weißen Plakate. „Stuttgart Rock Promotion" steht darauf und „Die geilsten Underground-Konzerte in Kooperation mit den Clubs".
Die unter diesem Titel aufgelisteten Konzerte werden überschwänglich beworben, der Auftritt der Band Lokalmatadore im Universum so: „Die Meister d. Proll-Punkrocks aus d. Ruhrpott beehren uns wieder! Im Gegensatz zu der Band Kassierer ist das etwas intelligentere Publikum angesprochen! Trotzdem sind d. Songs perfekt z. Mitgrölen wie z. B. ‚Pillermann, Fotze, Arsch' usw." Mit derselben Unverblümtheit platzierte Schmidt im Sommer 2013 bei einem Konzert den Hinweis „blöde Kuh", als eine Künstlerin ihren Stuttgart-Auftritt bereits zum zweiten Mal abgesagt hatte.
Nicht weniger Emphase steckt in den Botschaften, die Micha Schmidt via Facebook verbreitet. Um die Aufmerksamkeit des Internetpublikums buhlt er mit nackter Haut und grellen Farben. Für das Plakat mit den März-Konzerten (Überschrift: „Stuggi Nights") hat Schmidt eine mit wenig Latex bekleidete Dame mit lila gefärbten Haaren vor den abendlich beleuchteten Schlossplatz montiert.
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