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Tricks gegen Bewegungsmangel

So bleibt man trotz Corona fit wie ein Turnschuh                                                                          


Diesen Winter ist die Gefahr groß, dass sich viele Menschen zu wenig bewegen - dabei ist Ausgleich durch körperliche Aktivität gerade jetzt essenziell.


„Stay at Home“ heißt der große Appell, der das aktuelle Jahr mit all seinen Folgen für unseren Alltag, auf drei Wörter komprimiert. „Bleibt zuhause und vermeidet soziale Kontakte“ - in der aktuellen Situation gefährdet uns ausgerechnet das, was uns in der Vergangenheit gesund hielt: Raus gehen, unter Menschen sein und zusammen Sport treiben.

Jens Kleinert leitet die Abteilung Gesundheit & Sozialpsychologie am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln und erforscht den Zusammenhang von Sport und psychischer Gesundheit. Diesen Winter macht er sich Sorgen, dass viele Menschen so inaktiv leben werden wie noch nie.

„Die Gefahr, besteht vor allem bei denen, die vorher schon nicht besonders aktiv waren“ sagt Dr. Kleinert „Die Menschen, die es am nötigsten hätten, sind also die, die am meisten unter den Maßnahmen leiden.“ Da man zur Zeit sowieso schon nicht mehr so viel rausgehen kann, ist der Wegfall von Sport besonders schädlich.

Dabei könnte Bewegung laut Dr. Kleinert gerade jetzt helfen, mit der schwierigen Situation umzugehen. „Sport hat einen sehr großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Seine ausgleichende und vor allem erholende Funktion wäre für viele Menschen, die durch die Pandemie Sorgen und Zukunftsängste haben, wichtiger denn je.“

Da man nicht erwarten kann, dass sich die Situation schnell verbessern wird, müssen wir eine Zeit lang mit der Situation zurecht kommen und unsere sportliche Aktivität an die Begebenheiten anpassen. Aber was kann man tun, wenn die Fitnessstudios geschlossen bleiben und die Sportvereine kein Training anbieten?

Dr. Kleinert rät, sich Verbündete für die kommenden Wochen zu suchen. „Die gewonnene Zeit im Homeoffice gibt vielen Menschen sogar mehr Gelegenheiten zum Sporttreiben, als sie früher hatten. Aber sich zuhause aufzuraffen und die neugewonnen Freiräume mit Bewegung zu füllen ist nicht einfach“. Bei der Motivation können neben einem festen Sportplan auch Freunde, Familie oder der Partner helfen. „Soziale Unterstützung ist in diesem Winter unersetzlich. Man braucht jemanden, der einen dazu aufmuntert, Sport zu treiben und im besten Fall sogar mitmacht“.

Wer zuhause keine Anregung findet, kann in den Sozialen Netzwerken nach Gleichgesinnten suchen. „Dort gibt es mit Workouts über Skype oder Online-Yogakursen viele innovative Ideen, um gemeinsam aktiv zu sein“, sagt Dr. Kleinert. Die schwierige Situation wird so zur Chance, Sportmöglichkeiten zu finden, die uns zu normalen Zeiten nicht in den Sinn gekommen wären - vor allem zuhause.

Trotz der vielen neuen Möglichkeiten, zusammen Sport zu treiben ohne physisch beieinander zu sein, glaubt Dr. Kleinert nicht, dass die Pandemie, die Art wie wir Sporttreiben nachhaltig verändern kann. „Es wird nicht das ersetzen, was Sport in seinem sozialen Kern ausmacht. Nämlich das leibhaftige zusammen sein, sich zu spüren und in Kontakt zu kommen.“

Solange das nicht geht, muss man Alternativen finden, die sportliches Beisammensein trotz Social Distancing ermöglichen. „Denn diese Herausforderung“, sagt Dr. Kleinert „bewältigen wir nur gemeinsam“.

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