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Preise: Gas kostet bis zu 319 Prozent mehr als im Vorjahr!

Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin

Deutschland atmet auf ... zunächst. Nach der Wartung der Putin-Pipeline Nord Stream 1 schickt Russland seit Donnerstagmorgen wieder Gas nach Deutschland.

Allerdings bahnen sich nur 40 Prozent des vereinbarten Gases seinen Weg von Russland durch die Ostsee nach Deutschland. Trotzdem besser als die befürchteten null Prozent.

Die Gaspreise im Großhandel haben sich direkt nach dieser Meldung leicht entspannt. Ebenfalls erfreulich: Der Strompreis im Juli ist etwas zurückgegangen. Trotzdem bleiben die Preise auf Rekordhoch und fressen vielen Bürgern weiter ein riesiges Loch in den Geldbeutel. Gas kostet bis zu 319 Prozent mehr als im Vorjahr!

▶︎ Der European Gas Spot Index sank von 158 Euro/MWh am Mittwoch (20. Juli) auf 151 Euro/MWh ( minus 4,4 Prozent) am Freitag (22. Juli).

Aber: Im Juli 2021 wurden dafür im Schnitt lediglich 36 Euro fällig. Das ist ein Plus von unglaublichen 319 Prozent.

► „Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24. „Die Jahresrechnung und damit auch die Abschläge könnten dann um das Drei- bis Fünffache steigen."

Gründe für gestiegene Preise: Angst davor, dass Gaslieferungen über Nord Stream 1 erneut ausbleiben; Unsicherheiten wie mögliche Gas-Transit-Stopps aufgrund von Kampfhandlungen, Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland lassen die Gaspreise steigen.

Im Zuge der Rettung des Gashändlers Uniper durch die Bundesregierung wird derzeit die Aktivierung von Paragraf 26 des Energiesicherungsgesetzes diskutiert. Dieser würde eine zeitnahe Weitergabe der hohen Preise an die Bürger möglich machen.

Die Rekordpreise bei Gas im Juli bedeuten für einen Musterhaushalt (20 000 kWh) im Schnitt 3415 Euro im Jahr. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 17,1 Cent pro kWh. Im Juni kostete die gleiche Menge Gas noch 2752 Euro (plus 24 Prozent). Im Juli 2021 waren es 1301 Euro - ein Plus von 162 Prozent. Strompreise im Durchschnitt 20,7 Prozent höher

Leichtes Aufatmen: Der Strompreis ist für Verbraucher im Juli leicht gesunken. Ein Musterhaushalt (5000 kWh) zahlt im Schnitt 1949 Euro jährlich für Strom und damit erstmals seit Dezember weniger als 2000 Euro.

Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 39,0 Cent pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1525 Euro - ein Plus von 28 Prozent.

Obwohl Stromgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1000 Fällen Preise erhöht hatten, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 810 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 20,7 Prozent und betreffen rund 7,8 Millionen Haushalte.

▶︎ Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5000 kWh bedeutet das: zusätzliche Kosten von durchschnittlich 346 Euro pro Jahr.

▶︎ Hoffnungsschimmer: Der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 entlastet Verbraucher um 5,1 Milliarden Euro.

Die Abschaffung der EEG-Umlage (vorher 3,723 Cent) bringt für einen Singlehaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1500 kWh etwa 66 Euro. Eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch zahlt etwa 222 Euro weniger.

Aber: Die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel „kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise bei Strom" nicht bei den Verbrauchern an, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24.

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