Sie wünschen sich ein Kind, doch die Eizellspende ist in Deutschland verboten. Über eine Reise voller Tränen und Hoffnung
Monique Thelen liegt auf einem OP-Tisch und weint. Im Radio singt Ed Sheeran von einer Frau, die stärker ist als alle, die er kennt. Von einer Frau, die die Liebe seines Lebens ist und irgendwann die Mutter seiner Kinder. "Unser Hochzeitslied", schluchzt Monique und lächelt dann in Richtung des Arztes, der zwischen ihren gespreizten Beinen sitzt.
Eine Frau betritt den Raum, sie ist Biologin. In der Hand hält sie einen dünnen Katheter. In ihm steckt Leben. So winzig klein, dass man es mit bloßen Augen nicht sehen kann. Ein Embryo, die Eizelle einer unbekannten Frau, befruchtet mit dem Sperma von Moniques Mann Patrick. Vorsichtig schiebt die Biologin den Embryo durch einen zweiten Katheter, den der Arzt bereits in Moniques Gebärmutter geführt hat. "Den Rest muss die Natur machen", sagt er und reicht Monique ein visitenkartengroßes Ultraschallbild. Es wurde während des Transfers gemacht. Ein kleiner weißer Punkt in schwarz-grauem Nichts. Das erste Bild von Pingi, so haben Monique und Patrick den gefrorenen Embryo getauft. In neun Tagen werden sie wissen, ob der Eingriff erfolgreich war und sie die Eltern von Pingi sein werden.
Hochzeit, Haus, drei Kinder. Das war der Plan, den das junge Ehepaar aus der Nähe von Aachen hatte. Sechs Monate vor der Trauung, damals war Monique 26, setzte sie die Pille ab. Doch statt eines positiven Schwangerschaftstests bekam sie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Schweißausbrüche. Diagnose: Turner-Syndrom. Ihr fehlt das zweite X-Chromosom. Sie war verfrüht in die Wechseljahre gekommen, hatte keine Eizellen mehr. Monique würde niemals leibliche Kinder zur Welt bringen.
Beinahe jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Fehlgeburten, negative Schwangerschaftstests, enttäuschte Hoffnungen – so ist ihre Realität. 2020 gingen knapp 62.400 Frauen meist für mehrere Behandlungen in Kinderwunschkliniken, wo sie ihre Eizellen befruchten ließen. Nur bei fast jedem vierten Versuch wurden die Frauen Mütter, so der Jahresbericht des Deutschen IVF-Registers zu der 140 Einrichtungen für Reproduktionsmedizin gehören. Laut des IVF-Registers sind das nahezu alle auf dem Gebiet tätige Zentren. Die Abkürzung steht für In-vitro-Fertilisation, Befruchtung im Glas.