Sitzenbleiben - das ist ein Konzept von gestern. Die neue Landesregierung tut gut daran, es abzuschaffen. Aber "Kompetenzraster" statt Noten? Keine Gute Idee, schreibt Isabell Prophet in ihrem Kommentar.
Na endlich. Sitzenbleiben, das ist von gestern. Die Drohung hielt Schüler dazu an, sich ins Zeug zu legen, wenn sie ihre Klassenkameraden behalten wollten. Doch heute stehen Schüler genug unter Druck. Mehr muss nicht sein. Es ist eine gute Idee, gezielt Nachhilfe zu geben. Die Schullaufbahn sollte nicht unterbrochen werden.
Jetzt sollte es die hochmotivierte künftige Landesregierung aber bitte nicht übertreiben. Kompetenzraster statt Noten - das geht zu weit. Eine Note sagt: Du bist gut. Oder sie sagt: Du bist nicht gut. Tu was! Das ist eine wichtige Information. Ein Raster ist nichts anderes als ein differenzierter Notenspiegel. Aber einer, der so kompliziert ist, dass er seine Aussagekraft verliert. Lehrer stehen in der Pflicht, ihren Schülern zu sagen, woran es genau hakt. Sie sollten mehr Feedback geben. Das müssen sie im persönlichen Kontakt tun. Von den Schülern verlangen sie ja auch mehr als ein „Ich versteh' das nicht". Das allerdings kostet Zeit. Und Zeit ist Geld. Anstelle einer neuen Reform sollte die Landesregierung lieber Geld in die Hand nehmen und den Lehrern mehr Zeit für ihre Klassen geben.
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