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Ist es antifeministisch, den Namen des Mannes anzunehmen?

Seit 45 Jahren müssen Frauen bei der Hochzeit nicht mehr den Namen ihres Mannes ­annehmen. Die meisten tun es trotzdem. Unsere Autorin träumte einst davon, Müller zu heißen. Das ist vorbei.


Viele kleine Mädchen träumen von ihrer Hochzeit. Von einem weißen Kleid mit Schleier, zig Lagen Tüll und dreistöckigen Buttercremetorten. Ich war da keine Ausnahme. Doch was mich interessierte, war weniger der Tag an sich, sondern mein Leben nach der Hochzeit: ein neues Leben unter neuem Namen.

Kinder können fies sein. Ich musste das zum Glück nie erfahren. Es gab nie doofe Witze oder Wortspiele mit meinem Nachnamen. Ich habe nie unter ihm gelitten. Trotzdem konnte ich es kaum erwarten, ihn loszuwerden. Müller sollte es sein. Wirklich erklären kann ich es nicht. Ich glaube, ich mochte den Gedanken eines stinklangweiligen 08/15-Nachnames. Ein Name, wie ihn Millionen Menschen tragen. Wieso Müller, wieso nicht Meier oder Schmitt, das weiß ich nicht so richtig. Ich glaube mir gefiel, dass Müller so einfach ist. Müller wirft keine Fragen auf. Kein dt oder tt, kein ai oder ei oder gar y. Ganz schlicht, ganz klassisch, ganz unmissverständlich.

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