In der Sächsischen Schweiz wütet seit einer Woche ein verheerender Waldbrand. Brandgeruch ist im ganzen Elbtal bis nach Dresden zu riechen. Die Sommermonate sind in der Wanderrregion Hochsaison, da im Winter nur wenige Touristen kommen. Als Vorsichtsmaßnahme und um die Feuerwehren zu entlasten, wurde der Zugang zu Wäldern im ganzen Landkreis untersagt. Gastwirte und Tourismusanbieter in der Region bangen nun um ihre Gäste und fürchten nach zwei Jahren Corona-Pandemie einen weiteren herben Schlag ins Kontor. Iris Milde berichtet aus der Sächsischen Schweiz.
Der Wanderparkplatz zwischen dem Papststein und dem Gohrischfelsen ist verwaist. Rot-weißes Flatterband versperrt den Weg in die Berge. „Sperrung von Wald“ ist darauf zu lesen. Im gesamten Landkreis ist es seit vergangenem Dienstag verboten, die trockenen Wälder zu betreten.
Weiter unten im malerischen Örtchen Gohrisch kann man den Waldbrand auf der gegenüberliegenden Elbseite nicht sehen, aber man kann ihn riechen. Sabine und Gerd aus Niedersachsen nehmen in einem Café Platz. Sie hatten sich ihren Urlaub in der Sächsischen Schweiz anders vorgestellt.
Sabine und Gerd
„Ein bisschen schon ja. Weil das doch ganz schön einengt. Man kann nicht mehr alles machen. Man muss vorsichtig sein. Und will man ja auch vorsichtig sein, weil wenn man das bedenkt, was die jetzt leisten müssen, das ist schon Wahnsinn.“
Autorin
Die Feuerwehrleute sind rund um die Uhr vor Ort und um sie nicht zu behindern, werden Touristen gebeten, Straßen rund um das Brandgebiet zu meiden. Sabine und Gerd haben umgeplant.
Sabine und Gerd
„Also nach Dresden fahren wir vielleicht nochmal. Auf der Elbe rumschippern. Mit dem Fahrrad fahren.“
Ein paar Meter weiter befindet sich der Landgasthof „Quartier 5“. An der Tür steht Uwe Henkenjohann. Er betreibt neben dem „Quartier 5“ noch das Café-Bistro im Bahnhof Bad Schandau, die Bergwirtschaft auf dem Papststein und die Bergwirtschaft auf dem Kuhstall.
Henkenjohann
„Betroffen sind wir derzeit mehr mit der Bergwirtschaft Kuhstall, weil die mitten im Nationalpark liegt. Durch die Waldsperrung ist natürlich auch die Bergwirtschaft Papststein derzeit geschlossen, weil ja keine Besucher in die Wälder können, was ich absolut begrüße.“
Autorin
Der Gastwirt ist mit den verhängten Maßnahmen einverstanden. Er macht sich jedoch Sorgen, dass die Gäste durch die Bilder abgeschreckt werden könnten und ausbleiben, auch wenn der Brand gelöscht und die Waldsperrung wieder aufgehoben sein wird.
Henkenjohann
„Wir müssen trommeln, dass wir da sind und nicht dass die Gäste, die zu uns in die Sächsische Schweiz reisen, den Eindruck haben, hier hinten ist absolute Katastrophe. Das ist schlimm, ja. Aber wenn das wieder im Griff ist, kann man hier einen wunderschönen Urlaub machen und das muss kommuniziert werden.“
Autorin
Denn das Brandgebiet liegt in einem Teil der hinteren Sächsischen Schweiz direkt an der Grenze zu Tschechien, also in der Kernzone des Nationalparks. Das ist im Vergleich zur ganzen Sächsischen Schweiz ein sehr kleines Gebiet, betont Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbands Sächsische Schweiz.
Richter
„Da gibt es natürlich Wege, die jetzt auch betroffen sind von der Sperrung, aber im Großen und Ganzen haben wir ja in der Sächsischen Schweiz ein Wegenetz von über 1000 Kilometern. Und wenn man das dann in der Relation sieht, ist es tatsächlich nur ein sehr kleiner Teil.“
Autorin
Die Sächsische Schweiz sei nicht nur ein Wandergebiet, sondern auch eine Region mit reicher Kultur und anderen Erholungsangeboten.
Richter
„Wir haben natürlich das wunderschöne Elbtal mit dem Elberadweg, wo man mit dem Schiff langfahren kann, wo man den Radweg nutzen kann, wo man natürlich auch ganz normal wandern und laufen kann im Elbtal. Wir haben ein breites Angebot an Burgen und Schlössern, an anderen Freizeitangeboten. Mancher Gast entdeckt eben jetzt erst, dass es neben dem Wandern auch ganz, ganz viele andere Angebote in der Region gibt.“
Bad Schandau am vergangenen Freitag Morgen: Das Städtchen liegt wie das ganze Elbtal in dichte, weiße Rauchschwaden gehüllt. Nur die Kirchturmspitze ragt aus dem Nebel heraus. An der Fähre steht Anna aus Wuppertal mit einem Rollkoffer. Wegen des Brandes reist sie aber nicht ab.
Anna
„Weil mein Urlaub zu Ende ist. Ich habe noch Fahrradtouren machen können, man kann ja so viel auch abgesehen vom Wandern machen. Jetzt hatte ich Glück, dass ich die ersten Tage noch wandern konnte und freue mich aber, wenn ich das nächste Mal wieder kommen kann.“
Von Bad Schandau aus gelangt man ins Kirnitzschtal. Blühende Feuchtwiesen und hohe Sandsteinwände säumen das Flüsschen Kirnitzsch. Die historische Straßenbahn hat den Betrieb vorübergehend eingestellt, um Katastrophentouristen aus dem engen Tal herauszuhalten. Eine Feuerwehr braust vorbei, sonst ist das Tal menschenleer.
Autorin
Am Liechtenhainer Wasserfall steht ein Fachwerkhaus im Schweizer Stil. Vor der Tür ein Schild: „Heute geschlossen“.
König
„Es ist ganz ruhig geworden hier im Kirnitzschtal, so ruhig wie lange nicht mehr oder wie wir es nur aus den Wintermonaten kennen.“
Autorin
Elisabeth König führt die Gastwirtschaft in fünfter Generation. Der Gasthof ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in die hintere Sächsische Schweiz. Doch hinter den zerklüfteten Bergwänden, keine zwei Kilometer vom Gasthaus entfernt, brennt es / brannte es.
König
„Die letzten Tage waren deprimierend, weil das Telefon steht nicht mehr still und die Leute stornieren ohne Ende.“
Autorin
Die aktuellen Einbußen sind für die betroffenen Gastwirte fatal, denn der Sommer ist in der Sächsischen Schweiz Hauptsaison.
Kleppsch
„Wir haben zwei Jahre Pandemie hinter uns. Tourismus, Kultur sind die Bereiche, die am meisten von der Pandemie betroffen sind und waren eigentlich jetzt wieder ein Stück weit voller Optimismus.“
Autorin
Sagt Barbara Kleppsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus im Freistaat, und appelliert an Urlauber:
Kleppsch
„Mit geht es jetzt wirklich darum, die Botschaft zu senden: Urlaub in der Sächsischen Schweiz ist möglich. Also auch das wäre eine große Unterstützung für die Sächsische Schweiz.“
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