Iris Milde
„Heute gehe ich ins RepairCafé. Ich habe hier mein Küchenradio vor mir stehen, das ist noch gar nicht so alt, aber der Einschaltknopf ist kaputt."
Atmo
Radioton stottert
Iris Milde
"Der hat wahrscheinlich einen Wackelkontakt.“
Atmo
Schritte, reinkommen
Autorin
Das RepairCafé finde ich an diesem Abend in einem Kulturzentrum im Dresdner Stadtteil Friedrichstadt. In der Mitte des Raums steht ein großer Tisch. Darauf stellt Georg Trogisch allerlei Kisten.
Georg Trogisch
„Ich baue gerade unser Werkzeug auf. Wir nehmen das Werkzeug immer mit. Wir sind ja an mehren Standorten in Dresden unterwegs und da muss man am Anfang immer das ganze Werkzeug auspacken.“
Autorin
Mehrfachstecker, verschiedenste Schraubendreher, Zangen aller Größen und Formen, Spannungsmessgeräte. Im RepairCafé finden die Besucher Spezialwerkzeuge und Hilfe zur Selbsthilfe.
Georg Trogisch
„Wir reden von den Gästen oder den Besuchern, nicht von den Kunden, weil wir natürlich keine Dienstleistung erbringen, sondern wir nur Wissen und das Werkzeug und die Unterstützung bieten, damit die Leute ihre Geräte selber reparieren können.“
Atmo
Stimmen
Autorin
Außer mir trudeln vier Gäste während der dreistündigen Öffnungszeit ein. Sie bringen ein Kassettendeck, ein Smartphone und einen Fernsehbildschirm mit. Susann hat eine Kaffeemaschine dabei.
Susann
„Also, ich bin heute zum zweiten Mal da. Meine Kaffeemaschine, ich meine das Thermostat ist kaputt und das haben wir letzes Mal festgestellt und jetzt bin ich wieder da, weil die das aus China bestellt haben das Teil und jetzt müssen wir das tauschen.“
Atmo
Kaffeemaschine reparieren
Autorin
Während Georg und Susann die Köpfe über der Kaffeemaschine zusammenstecken, nimmt Oliver Effland mein Radio unter die Lupe. Der Informatikstudent ist seit 2019 Profitüftler im RepairCafé. Er reicht mir einen Schraubendreher und hilft mir, das Gehäuse zu öffnen. Im RepairCafé werde alles repariert, was die Leute mit eigenen Händen hineintragen können, erzählt er.
Atmo
schrauben
Oliver Effland
„Das ist inzwischen auch sehr elektrolastig, also wir machen auch Puppen oder Holzarbeiten oder Klebejobs, aber der Hauptteil, der halt ankommt, ist schon im Elektronikbereich.“
Autorin
Das „RepairCafé Dresden und Freital“ wurde 2012 gegründet. Inzwischen bieten knapp zwanzig Ehrenamtliche sechs feste Termine im Monat an, verteilt über das Stadtgebiet von Dresden und Freital.
Oliver Effland
„Wir wollen ja auch dahin gehen, wo die Leute halt sind. Deswegen bewegen wir uns in die Stadtviertel in öffentliche Zentren, wo die Leute auch sind.“
Autorin
Denn genauso wichtig wie das Reparieren und damit die Vermeidung sinnlosen Elektroschrotts ist das soziale Miteinander, die gemeinsame Tasse Kaffee. Auf Kuchen wird derzeit wegen Corona verzichtet. Aber alle Bastelgrüppchen kommen während des Reparierens ungezwungen ins Gespräch.
Atmo
Georg und Susann tüfteln
Autorin
Nach etwa einer Stunde Fingerspitzenarbeit plätschert wieder heißes Wasser in die Glaskanne von Susanns Kaffeemaschine.
Atmo
plätschern
Georg Trogisch
„Die Kaffeemaschine hat wieder abgeschaltet, als das Wasser heiß war und damit ist die so weit, dass wir die wieder gehen lassen können.“
Atmo
Münzen, Verabschiedung
Autorin
Resümiert Georg, während Susann einen Schein in das Spendenglas stopft. Inzwischen sind Oliver Effland und Elektrotechnikstudent Peter, der dazugestoßen ist, unsicher, was den wackeligen Ton in meinem Radio auslöst.
Oliver Effland
„Wir überlegen jetzt, ob diese Kontakte halt verdreckt sind, dass wir die jetzt mal mit Isopropanol reinigen wollen.“
Autorin
Unter Anleitung sprühe ich Alkohol aus einem Fläschchen auf die Leiterplatte und schrubbe sie beherzt mit einer Zahnbürste. Danach wird alles wieder zusammengepuzzelt, Kontakte gesteckt, Antenne eingehängt und das Gehäuse wieder zugeschraubt. Dann kommt der Test:
Atmo
Radio läuft
Oliver Effland
„Das ist immer so eine kleine Dedektivarbeit rauszufinden, wo ist jetzt der Fehler, was muss man machen, ah das ist es. Und das dann geschafft zu haben, ist ein supertolles Gefühl.“
Autorin
Zum Schluss holt Oliver eine Waage und hängt feierlich das Radio daran: 1,5 Kilogramm Elektroschrott gespart.
Atmo
Stimmen werden leiser, Schritte, Tür schlägt zu
Autorin
Ich gehe in die Nacht mit dem guten Gefühl, nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch etwas gegen meine Scheu vor Technik getan zu haben. Und das Radio funktioniert wieder einwandfrei.
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