Ein LKW rast mit fast 50 Kilometern pro Stunde auf einen dicken, roten Poller zu. Die Front und der Unterboden des Fahrzeugs zerbersten. Der Poller bleibt unversehrt. Crash-Test bestanden. Solche Szenen hat Michael Simon in seinem Berufsleben viele erlebt. Simon ist Geschäftsführer von Zabag Security Engineerung in Grünhainichen im Erzgebirge. Was 1990 in einer Garage begann, ist heute ein weltweit operierender Produzent für Hochsicherheitsanlagen.
Simon
„Bei Flughäfen, bei Elektrowerken. Jetzt sind Datensender sehr angesagt, wo also viele Daten gespeichert und umgeschlagen werden. Strafvollzug oder Justizeinrichtungen überhaupt, Militäreinrichtungen. Aber auch viele Bereiche in der Wirtschaft, wo es um sensible Forschungsdaten geht, bis hin zu großen Chemieunternehmen.“
Autorin
Angefangen hat der studierte Maschinenbauer Simon 1990 zusammen mit zwei Partnern mit dem Bau von Zäunen und Toren.
Simon
„Mit eigentlich ganz wenig Werkzeug, aber mit ganz viel Ideen.“
Autorin
Fünf Jahre später stand im Gewerbegebiet von Grünhainichen die erste Produktionshalle.
Inzwischen sind es sechs Werkhallen und ein Verwaltungsgebäude. Michael Simon betritt die Pulverbeschichterei. Am Eingang sind zwei Mitarbeiter damit beschäftigt, ein etwa zehn Meter langes, grünes Tor mit einem Kran auf einen Rollwagen zu hieven.
„Also hier werden gerade Tore verladen, die sind jetzt sozusagen fertig gepulvert und aus dem Bereich gehen sie jetzt in den Bereich der Montage und hier werden dann alle Zusatzbauteile angebaut und das Tor wird sozusagen zum Test fertig gemacht.“
Autorin
Längst verkauft Zabag nicht mehr einfache Zäune und Tore. Das Unternehmen entwickelt individuelle Sicherheitspakete für hochsensible Einrichtungen. Zur Produktpalette gehören Tore, Zäune, Drehkreuze, Poller und Schranken, ausgestattet mit allerlei technischen Raffinessen, zum Beispiel der Nummernschilderkennung:
Simon
„Das Tor bekommt den Impuls zum Öffnen, weil die Kamera hat das Nummernschild gelesen. Hat das Gesicht des Fahrers gescannt, hat auch diese Person als zugangsberechtigt erkannt. Derjenige fährt in eine Sicherheitsschleuse ein. Das Tor schließt sich wieder. Es gibt eine weitere Untersuchung des Fahrzeuges und dann erst darf der Berechtigte einfahren.“
Autorin
Künstliche Intelligenz spiele eine immer größere Rolle, sagt Simon. Die Steuerung per App sei möglich oder auch die Anpassung an Extremtemperaturen.
Simon
„Wenn wir jetzt zum Beispiel nach Skandinavien liefern, dort geht es darum, dass wir auch Temperaturen um die 40 Grad Minus haben, sprich es wird eine Heizung eingebaut. Das Gleiche, wenn wir nach Middle East liefern und wir haben dort 40 Grad Plus. Dort geht es also darum, Kühlungselemente einzubauen, dass die Elektronik nicht überhitzt.“
Autorin
In 28 Ländern hat Zabag bereits Anlagen geliefert. Von der Gefahrenanalyse über die Planung, die Fertigung, den Einbau bis hin zur Wartung liegt alles in einer Hand.
Einenkel
„Das ist eine Steuerung für ein Drehkreuz. Und wenn ich das fertig habe, wird das in das Gestell eingebaut.“
Autorin
Routiniert befestigt der gelernte Schlosser Peter Einenkel ein paar Kabel auf einer Metallplatte und hebt diese dann mit dem Kran auf das Drehkreuzgestell. Zabag fertigt solche Schleusen für Menschen und für Fahrräder.
Simon
„Größtenteils sind das Zugangsanlagen für Werksgelände, für Freibäder, für Kultureinrichtungen, also dort, wo Besucherströme gelenkt werden sollen.“
Autorin
112 Mitarbeiter arbeiten derzeit bei Zabag. Da diese fast jedes Teil der hochkomplexen Anlagen auf dem Firmengelände selbst anfertigen, braucht es viele Spezialisten. Michael Simon und sein Sohn, mit dem er die Firma inzwischen gemeinsam leitet, legen deshalb großen Wert darauf, dass im Unternehmen selbst ausgebildet wird, sowohl Azubis als auch angehende Ingenieure, die ein Duales Studium absolvieren. Leider sei es nicht leicht, neues Personal zu gewinnen, sagt Michael Simon.
Simon
„Sachsen ist ja ein Stück weit das Baden-Württemberg des Ostens. Wir haben hier mittlerweile so viel Industrie, wir haben ein Überangebot an Arbeitsplätzen.“
Autorin
Um neue Mitarbeiter in das entlegene Grünhainichen zu locken, hat der Unternehmer schon vor vielen Jahren eine Charmeoffensive gestartet.
Simon
„Wir machen Azubifrühstück, wir nehmen jeden Geburtstag zum Anlass, persönlich dem Mitarbeiter zu gratulieren. Wir haben Schulanfang, Taufe, Jugendweihe, das sind also alles Anlässe, wo wir uns als Firma bei den Mitarbeitern mit Geschenken bedanken und so ein familiäres Gefühl erzeugen wollen.“
Autorin
Sicherheitsanlagen sind nicht zuletzt seit den Terrorangriffen von 2001 in New York immer gefragter. Seit der Gründung von Zabag sind die Umsätze stetig gestiegen.
Simon
„Die Umsatzzahl ist so um die zehn Millionen. Dieses Jahr ist natürlich... bei Corona wissen wir natürlich nicht, wo es hingeht. Wir hatten einen Rückgang von 30 Prozent. Grundsätzlich geht es ja bei uns darum, dass die Aufträge also solche vorhanden waren, lag einfach daran, dass die Entscheider kaum noch erreichbar waren.“
Autorin
Simon blickt äußerst optimistisch in die Zukunft.
Simon
„Wir wollen Zabag 4.0 prägen, bedeutet eine Erweiterung der Produktionsfläche um circa 2000 Quadratmeter. Was aber wichtiger ist, wir werden immer mehr auch in das ingenieurtechnische Wissen investieren.“
Autorin
Denn keine Katalogprodukte, sondern das Tüfteln an möglichst kniffligen Aufgaben. Das sei das Erfolgsrezept von Zabag.
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