Die Sächsische Spezialkonfektion GmbH hat ihren Unternehmenssitz im südöstlichsten Zipfel von Sachsen. Aber mit ihren Fallschirmen spielt sie ganz vorn auf dem Weltmarkt mit. Armeen auf dem ganzen Globus nutzen Militärfallschirme aus der Lausitz. Und mit den Sportfallschirmen der Spekon wurden bereits mehr als 30 Weltmeistertitel gewonnen. Iris Milde hat die Sächsische Spezialkonfektion GmbH in Seifhennersdorf besucht.
Kurz bevor Deutschland aufhört und Tschechien beginnt, erscheint das Ortsschild von Seifhennersdorf. Auf einem altehrwürdigen Fabrikhof hat die Sächsische Spezialkonfektion GmbH ihren Firmensitz.
Die Sächsische Spezialkonfektion GmbH verfügt über eine eigene Entwicklungsabteilung und stellt auf Kundenwunsch auch technische Textilien her, etwa Lastennetze für Hubschrauber. Rechtsanwalt Serdar Kaya war langjähriger Berater der Spekon und hat vor wenigen Monaten die Geschäftsführung von Şenol Yegin übernommen, der im Oktober überraschend verstorben war. Der türkische Textilunternehmer Yegin hatte 1993 das Unternehmen von der Treuhand gekauft.
"Er hat das von der Pike auf gelernt. Ist sozusagen ein Selfmademan. Sein Traum war, mitten in Europa auch eine Textilfirma zu haben."
Die Spekon ist eine Firma mit langer Tradition. 1842 begann alles mit einer gewöhnlichen Weberei. Im zweiten Weltkrieg wurde die Fertigung von Fallschirmen für die Wehrmacht von der Hauptstadt in die Provinz verlagert. Seitdem werden in Seifhennersdorf Fallschirme hergestellt.
Für das Qualitätsmanagement ist Sabine Trompka verantwortlich.
"Das ist der Zuschnittbereich..."
In einer großen Halle steht die Zuschnittanlage. Auf Wagen daneben liegen Rollen mit verschiedenfarbigen Polyamidfaserstoffen.
Auf einem langen Tisch schneidet eine Mitarbeiterin ein weißes Stoffrechteck entlang einer Schablone zurecht und verlötet anschließend die Kanten.
Trompka: "Zum Beispiel für die Sportfallschirmkappen ist eben die Verarbeitungstechnologie so, dass ich das noch heiß zuschneiden muss. Heißzuschnitt bedeutet also, dass ich beim Zuschnitt die Schnittkanten gleich heiß verfestige."
Ein Stockwerk höher sitzen acht Frauen an unterschiedlichen Nähmaschinen. In diesen Tagen arbeiten sie an einer großen Bestellung Signalfallschirme. In der Mitte des Raums liegen Stapel mit olivfarbenen Sechsecken, die Fallschirmkappen.
Unter der Fallschirmkappe gibt es den Schutzschirm. Er soll die Leinen davon abhalten, sich zu verheddern. Dafür fügen gerade drei Näherinnen feine Netze zu einer Art Tutu zusammen. Ein paar Meter weiter näht eine Kollegin an einem blauen Teilstück für den Verpackungssack.
Trompka: "Das ist die Abdeckklappe, das Logo. Das ist für die Rettungsfallschirme, die für die Segelflieger mit verwendet werden."
Viele kleine Arbeitsschritte sind nötig. Jede Naht muss sitzen. Dafür braucht es hochqualifiziertes Personal. Zur Zeit beschäftigt die Spekon rund 30 Mitarbeiter und bildet auch selbst aus, so Sabine Trompka.
"Technischer Konfektionär ist die Ausbildung. Ja es ist leider Textil und Textil hat nicht den besten Ruf. Und wie es in jeder Branche zur Zeit ist, dass man eben Schwierigkeiten hat, Auszubildende zu finden. Und haben wir zur Zeit leider niemanden, den wir ausbilden."
Auch in einer traditionellen Textilregion ist es schwer, Nachwuchs zu gewinnen. Gleichzeitig gibt es wenige Textilfirmen, die überhaupt noch in Deutschland produzieren. Doch eine Verlegung ins Ausland wäre kaum sinnvoll, so Geschäftsführer Kaya.
"Wenn man qualitativ hochwertige Produkte herstellt wie einen Fallschirm, die auch unter der ständigen Aufsicht des Luftfahrtbundesamtes stehen, sollte man ein Qualitätsmanagement haben, das vor Ort ist und die ganze Produktion überschaut. Und deswegen muss zumindest der größte Teil hier in Deutschland unter Aufsicht hergestellt werden."
Das bedeutet aber auch entsprechende Lohnkosten. Würde ein Fallschirm von einer einzigen Person hergestellt, wäre diese etwa vier Wochen beschäftigt. So kostet ein Fallschirm der Marke Spekon je nach Modell auch zwei bis fünf Tausend Euro. Spekon exportiert in 36 Länder. Auftraggeber sind in der Regel Verteidigungsministerien, Luftfahrt- und Rüstungsfirmen, Fachhändler, Vereine und Sportler.
Kaya: "Zum Beispiel der Weltmeister Marco Pflüger ist auch damals einen Spekon-Fallschirm gesprungen und ist auch Weltmeister geworden damit. Also wir verkaufen vielleicht nicht in der hohen Menge Sportfallschirme, aber die Sportfallschirme, die die Spekon herstellt, sind auch Weltklasse"
Wenn Fallschirm und der zugehörige Packsack fertig sind, werden in der Endkontrolle jede einzelne Naht, jeder Gurt und jede Öse überprüft. Dann landet alles in einem Wäschekorb auf dem Tisch von Jens Thumeyer.
"So ist der jetzt aus der Produktion gekommen. Jetzt wird er für den Luftverkehr freigegeben, das heißt wird von qualifiziertem, freigabeberechtigten Personal nochmals kontrolliert und auch gleichzeitig mit gepackt"
Thumeyer rollt auf dem langen Tisch einen olivfarbenen Fallschirm aus.
Thumeyer: "Das ist eine Rundkappe und die ist 42 Quadratmeter. Das ist ein Rettungsfallschirm. Die größeren, militärischen Kappen sind dann doppelt so groß."
Thumeyer legt alle Teile in einer festgelegten Reihenfolge in den Verpackungssack.
"Das, was nach der Fallschirmöffnung zuerst rauskommt, wird zuletzt reingepackt."
Am Schluss wird der Rucksack verplombt. Damit der Fallschirmspringer bedenkenlos die Reißleine ziehen kann.
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