6 Abos und 4 Abonnenten
Artikel

Sie erwarteten zweites Kind im Februar : Erdrutsch löschte ganze Familie aus

Foto: Privat

Jetzt ist es traurige Gewissheit: Der Erdrutsch in Norwegen löschte eine ganze Familie aus.

Oslo - Sie hatten sich so auf das neue Baby gefreut! Aber ein Erdrutsch zerstörte das junge Familienglück. Björn-Ivar Grymyr Jansen (†40) und sein Töchterchen Alma (†2) waren am Wochenende tot geborgen worden. Am Montag wurde bekannt, dass auch Charlot (†31) zu den geborgenen Toten gehört. Sie war hochschwanger. Das zweite Kind der Familie sollte im Februar zur Welt kommen.

Das Schicksal der Familie berührt viele Norweger. Einige haben Kerzen vor den Häusern von Verwandten und Freunden angezündet.

Björn-Ivars Bruder hat bereits am 30. Dezember Fotos von seiner Familie veröffentlicht. Damals hoffte er noch. „Das ist mein geliebter Bruder Björn-Ivar Jansen und seine fantastische Frau Charlot zusammen mit der süßen kleinen Alma. Alle drei sind immer noch vermisst. Wenn jemand was weiß, dann gebt bitte Bescheid. Ich möchte sie gerne in Sicherheit wissen." Doch die erhoffte Nachricht kam leider nie.

soziale Netzwerke aktivieren

Stattdessen erhielt der Bruder am Sonntag die Nachricht, dass die kleine Alma und ihr Vater tot geborgen wurden. Am Montag wurde auch Charlot unter den Toten identifiziert.

In der benachbarten Ortschaft Ask haben Menschen an der weihnachtlichen Krippenszene Kerzen für die Opfer aufgestelltFoto: via REUTERS

Sieben Todesopfer geborgen

Insgesamt sieben Tote wurden inzwischen geborgen und identifiziert. Zu den Toten gehört auch Irene Ruud Gundersen (†69). Ihr Mann Steinar und Tochter Marita konnten sich aus dem einstürzenden Haus retten. Beide kamen mit Verletzungen ins Krankenhaus.

Drei Anwohner gelten immer noch als vermisst:

► Rasa Lasinskiene (49) musste am 30. Dezember zur Frühschicht, war frühmorgens um 4 Uhr noch mit ihrem Hund unterwegs. Sie telefonierte gerade mit ihrem Mann, als sich die Erde öffnete.

► Ann-Mari Olsen-Næristorp (50) und ihre 13-jährige Tochter Viktoria. Ann-Maris Ehemann Odd Steiner konnte sich verletzt aus dem Haus retten, kam in ein Krankenhaus.

Suche geht weiter

Die Rettungsmannschaften geben nicht auf. Trotz eisiger Kälte (die Temperaturen liegen bei minus 10 Grad) und dem schwierigen Untergrund arbeiten sie weiter. Alle hoffen, dass es in Luftlöchern Überlebende geben könnte.

Diese Hoffnung kommt nicht von ungefähr. Montagabend sprang den Rettern ein Hund entgegen. Er hatte die Katastrophe seit dem 30. Dezember in einem Hohlraum überlebt.

Die Horror-Nacht

Am 30. Dezember frühmorgens um 4 Uhr hatte sich in Gjerdrum (Norwegen), rund 40 Kilometer nordöstlich von Oslo der Boden aufgetan: Plötzlich sackte ein ganzer Hügel weg, riss ein 300 Meter breites und 700 Meter langes Loch ins Erdreich. Dutzende Häuser und Wohnungen wurden mitgerissen und zerstört.

Ein ganzer Hügel, einfach weggesackt: Die Erdmassen verschluckten Häuser und Menschen Foto: AP

Das Haus der Familie Grymar Jansen am Ortsrand gehörte zu den ersten, die in der eisigen Nacht und im Schlamm verschwanden. Björn-Ivar, seine Frau Charlot und die kleine Alma hatten offenbar keine Chance, konnten sich nicht retten.

Einsatzkräfte suchten noch am 4. Januar nach Vermissten Foto: AFP

Mindestens zehn Menschen hatten während des Abgangs am vergangenen Mittwoch Verletzungen erlitten. Neun Häuser mit mehr als 30 Wohneinheiten stürzten ein, rund 1000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Zehn Menschen galten zunächst als vermisst.
Zum Original