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Anne-Elisabeth Hagen: Ein ganzes Land sucht die Millionärsgattin

Tom Hagen sucht jetzt öffentlich im TV nach seiner verschwundenen Ehefrau Anne-ElisabethFoto: NTB Scanpix/via REUTERS

Dieser Krimi beschäftigt ganz Norwegen. Seit mehr als einem Jahr sucht das Land die verschwundene Millionärsgattin Anne-Elisabeth Hagen - bisher ohne Ergebnisse.

Jetzt hat ihr Mann eine Belohnung von 10 Millionen Kronen (ca. 930 000 Euro) für Hinweise versprochen, die zur Aufklärung des mysteriösen Falles dienen.

Der norwegische Millionär Tom Hagen (70, Gründer eines Stromunternehmens) sagt, er will seine Ehefrau zurück. Egal, was es kostet! Zumindest will er genau wissen, was mit ihr passiert ist.

Auch die Polizei würde gerne wissen, was am 31. Oktober 2018 wirklich geschehen ist. Und sie hat Hagen selbst in Verdacht.

Der Tag, an dem sie verschwand

Tom Hagen hatte sich am 31. Oktober 2018 morgens von seiner Frau verabschiedet. Sie blieb in der Villa in Fjellhamar bei Oslo, während er ins Büro fuhr. Als niemand sie im Laufe des Vormittags erreichen konnte, fuhr er mittags heim. Das Haus war leer, der Hund ins Badezimmer eingesperrt, auf einem Tisch lag ein sehr langer und komplizierter Brief eines Entführers.

Er forderte neun Millionen Euro in einer Kryptowährung. Die Polizei ermittelte verdeckt, während Tom Hagen versuchte, mit den Entführern in Kontakt zu kommen - alle Bemühungen verliefen im Sande. Erst im Januar 2019 informierte die Polizei die Öffentlichkeit und bat um Mithilfe. Im April 2020 kam es dann zur dramatischen Wende, als die Polizei Tom Hagen unter dringendem Tatverdacht festnahm. Der Millionär (er gehört zu den 200 reichsten Norwegern) kam zwar nach zehn Tagen wieder aus der U-Haft frei - die Ermittlungen gegen ihn laufen jedoch weiter. Er hat sogar bereits den Status „Angeklagter".

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Die Staatsanwaltschaft bereitet einen Prozess gegen ihn vor. Angeblich könne man beweisen, dass er seine Frau ermordet hat und die Leiche verschwinden ließ. Ein Punkt, der gegen ihn sprechen soll: Tom Hagen hatte in den Wochen vor Anne-Elisabeths Verschwinden regelmäßige Treffen mit einem Kryptowährung-Spezialisten. Auch gegen ihn will die Polizei Anklage erheben.

Grundstücks des Multimillionärs Tom Hagen in Lørenskog, nahe Oslo. Hier verschwand Anne-Elisabeth HagenFoto: Tore Meek / dpa

Tom Hagen hat aufgrund der Festnahme und Anklage „sein Vertrauen in die Polizei verloren". Sein Anwalt Svein Holden - der die Anklage gegen den Massenmörder Breivik führte und dadurch weltberühmt wurde - teilte am Dienstagabend in der TV-Sendung „Asted Norge" (Tatort Norwegen) mit, dass die Hinweise direkt an die Redaktion der Sendung gehen sollen. Dafür wurde extra die Email-Adresse tips@FinnAnneElisabeth.no eingerichtet. Svein Holden: „Die Situation ist sehr speziell, weil Tom Hagen unter Verdacht steht. Er hält mit aller Kraft daran fest, dass er nichts mit dem Verschwinden seiner Ehefrau zu tun hat. Deshalb glauben wir, dass es am besten ist, auf diese Art weitere Informationen zu bekommen. Tom Hagen hat Angst, dass Anne-Elisabeth nie gefunden wird."

Ob das Rätsel mit der verlockenden Belohnung jetzt gelöst werden kann? Die Polizei ist über diese neue Wende im Fall nicht begeistert. Der zuständige Ankläger Haris Hrenovica teilte am Dienstagvormittag in einer Pressemitteilung mit: „Wir stehen der Frage, ob man eine Belohnung versprechen soll, positiv gegenüber. Wir haben früher mit der Familie darüber gesprochen. Die Polizei kann jedoch die Art und Weise, in der das durchgeführt wird, nicht unterstützen, da Außenstehende entscheiden werden, welche Hinweise an die Polizei weitergeleitet werden und welche nicht. Es ist eine wichtige Voraussetzung, dass alle Hinweise direkt an die Polizei übermittelt werden. Ein kleiner Hinweis, der einigen unwichtig erscheinen könnte, kann von großer Bedeutung für die Nachforschungen sein."
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