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Kinder-Essen: Kindergärtnerin reicht's! 98 Kinder - 98 Eltern-Essenswünsche

Früher bekamen die Kinder im Kindergarten Spinat mit Spiegelei oder Fischstäbchen mit Kartoffeln und die Welt war in Ordnung. So einfach geht das heute nicht mehr. Die Wunschliste der Eltern wird immer länger, wenn es um die Ernährung ihrer Kinder geht ... In einem Kindergarten in Skien (Norwegen) hat die Leiterin nur klare Grenzen gesetzt. „Das müssen wir. Wir haben 98 Kinder und wenn wir allen Wünschen nachgehen würden, müssten wir 98 verschiedene Ernährungspläne aufstellen", sagte sie zum norwegischen TV-Sender NRK.

Anne Meyer leitet den Kongerød-Kindergarten in Skien schon seit 20 Jahren. „Früher waren die Eltern froh, wenn sie für ihre Kinder einen Platz im Kindergarten bekamen. Heute stellen sie viele Forderungen."

Für 25 Prozent der Skien-Kinder gelten besondere Ernährungspläne. Der Kindergarten nimmt Rücksicht auf Wünsche wie vegetarische Ernährung, vegane Kost, Halal-Kost und koschere Ernährung. Dazu kommen glutenfreie und laktosefreie Mahlzeiten. Allergien werden berücksichtigt, aber nur dann, wenn eine ärztliche Erklärung vorliegt.

Mahlzeiten, die alle essen dürfen und unproblematisch sind, werden immer seltener. Ein Essen, das allen schmeckt und für alle erlaubt ist, ist Haferflocken mit Blaubeeren oder Bananen. Eine Mahlzeit, die für alle Kinder erlaubt ist: Haferflocken mit Blaubeeren oder Bananen

▶︎ „Das müssen wir tun. Denn oft kommen Eltern, weil sie irgendwas in einer Zeitung gelesen haben oder in einer Müttergruppe gehört haben. Das reicht nicht aus. Ich finde, hier müssen wir eine Grenze ziehen. Es gibt so viele Wünsche, das kann durchaus eine Herausforderung sein", erklärte sie gegenüber NRK.

Margrethe Carlsen arbeitet im norwegischen Gesundheitsamt und ist für gesunde Kinderernährung in Kindergärten und Schulen zuständig. Die norwegischen Kindergärten sollen den staatlichen Ernährungsempfehlungen folgen und trotzdem Rücksicht auf die Eltern nehmen.

„Es stimmt, dass das immer problematischer wird. Wir können in den Kindergärten nicht Rücksicht auf alle Diäten nehmen. Auf Dinge wie kohlenhydratarme Ernährung können wir beispielsweise keine Rücksicht nehmen. Aber wir passen uns Allergien, Religionen und Lebenseinstellungen an. Dazu gehören Veganismus und Vegetarismus. Norwegische Kindergärten sind deshalb auch auf vegane und vegetarische Familien eingestellt."

Die Preise für Kindergartenplätze sind in Norwegen sehr unterschiedlich. Der Skien-Kindergarten gehört zu einer Reihe von privaten Kindergärten. Ein Platz kostet hier rund 250 Euro im Monat, dazu kommen rund 60 Euro für die Verpflegung. Laut Gesetz darf in Norwegen kein Platz mehr als 300 Euro kosten. Einkommensschwache Familien haben das Recht auf einen kostenfreien Kindergartenplatz, die Grenze liegt hier bei einem Jahreseinkommen von rund 55 000 Euro.

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