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Zwischenfall im Luftraum über Skandinavien | Russische Bomber verfolgen Passagier-Jet

Eine Maschine der isländischen Icelandair - eine Boeing 757 mit mehr als 200 Passagieren - wurde auf dem Weg vom isländischen Flughafen Keflavik nach Stockholm (Schweden) von zwei russischen Flugzeugen „begleitet".

Laut der isländischen Zeitung „Morgunbladit" soll es sich um zwei Bomber vom Typ Tupolev TU-22M gehandelt haben.

Der Zwischenfall hat sich demnach am Donnerstag im isländischen Luftraum ereignet, wurde aber erst jetzt bekannt.

Die Piloten der russischen Überschall-Bomber hatten den Transponder ausgeschaltet und konnten deshalb nicht erreicht werden. Jeder Funkkontakt, aber auch die Berechnung der Flughöhe waren unmöglich!

Die Nato soll die beiden Maschinen über viele Stunden beobachtet haben. Sie waren vom Norden Russlands über Skandinavien und entlang der französischen Atlantikküste bis nach Spanien geflogen und dort wieder Richtung Norden umgedreht.

Während dieses Flugs setzten mehrere Nato-Länder laut der schwedischen Zeitung „Aftonbladet" ihre Maschinen ein. Ihre Militärjets wurden nach oben geschickt, um die russischen Maschinen zu identifizieren. Norwegen, Großbritannien, Frankreich und Spanien beteiligten sich an der Identifizierung der beiden Maschinen, die mehrere Male fotografiert wurden. Die Piloten konnten dabei offenbar nicht dazu gebracht werden, die Transponder der Maschinen einzuschalten.

Ohne Transponder? Nur Schätzung ist möglich!

Der Kontrollturm auf Island hatte deshalb den Piloten der Icelandair-Maschine gebeten, aus dem Fenster zu schauen. Er beobachte die beiden russischen Flugzeuge, die direkt unter ihm waren. Geschätzter Abstand: 1200 bis 2000 Meter.

Das klingt nach einem großen Abstand. Da die Transponder jedoch ausgeschaltet waren, konnten weder die Bodenkontrolle noch der Pilot der Passagiermaschine berechnen, wie groß der Abstand wirklich war. Vor allem blieb völlig unklar, wie es mit den beiden Russen weitergehen würde.

Der Icelandair-Pilot erklärte anschließend gegenüber „Morgunbladit": „Es ist ausgesprochen gefährlich, den Transponder auszuschalten. Wenn es dem Piloten nicht gelingt, den Abstand einzuhalten, gibt es kein Warnsystem, das uns informieren würde."

Gudjon Arngrimmson, Kommunikations-Chef bei Icelandair, hat den Vorfall bestätigt: „Der Flugkapitän unserer Passagiermaschine wurde vom Tower gewarnt und darüber informiert, dass zwei russische Bomber direkt südlich unter ihm waren."

Das Außenministerium von Island teilte am Montag mit, dass man schon seit einigen Jahren Probleme mit russischen Maschinen habe, die den Transponder ausschalten. Man werde erneut einen Protest vorlegen.

Ein russischer Miltärjet vom Typ Tupolev TU-22M (Archivbild)Foto: Reuters

Was kann eine Tupolew TU-22M?

Die beiden gesichteten russischen Maschinen waren vom Typ Tupolew Tu-22M. Es sind viersitzige Überschall-Bomber, die einige Probleme hatten und deshalb in den letzten Jahren modernisiert werden sollten.

Die Maschinen können schwere Bomben laden, unter anderem auch Nuklearwaffen. Sie haben eine Marschgeschwindigkeit von 930 km/h und können auch in einer Höhe von mehr als 13 000 Metern fliegen. Ihre Reichweite beträgt 7000 Kilometer.

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