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Der Verbrecher hat keine Chance: Mikaela Kellner überwältigt den Dieb in Sekunden
Foto: Instagram/mikaelakellner
Stockholm (Schweden) - Die Sonne scheint. Polizistin Mikaela Kellner (39, 55 kg) und ihre Freundinnen sitzen in ihrer Freizeit im Rålambshov Park von Stockholm, genießen ein paar kühle Drinks. Ein Zeitungsverkäufer spricht die Gruppe an. Die Frauen lehnen dankend ab. Der Mann klaut während des Gespräches einfach ein Handy, das auf dem Boden lag. Aber da ist er an die falsche Person geraten. Mikaela springt im Bikini auf und nimmt ihn in den Polizeigriff!
Ein Foto dieses superstarken Einsatzes begeistert nun die Menschen im Netz weltweit.BILD hat mit der Super-Polizistin, die seit elf Jahren für Recht und Ordnung sorgt, über die außergewöhnliche Situation gesprochen:
Mikaela: „Es war ein Reflex. Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich sah, dass er das Handy einsteckte und bin aufgesprungen. Er war ungefähr 15 Meter weg, ich habe ihn natürlich zuerst angesprochen, und er hat nur gelacht. Als ich ihn dann in den Polizeigriff nahm, hat er mit dem Lachen aufgehört und gemerkt, dass es mir ernst ist."Dass sie einen Bikini trug, hatte sie in diesem Moment wohl ganz vergessen: „Als ich auf ihm saß und zu unseren beiden Freunden rübersah, wurde mir bewusst, dass das wohl ziemlich witzig aussehen muss."
Schließlich informierte die 39-Jährige ihre Kollegen, die den Verbrecher auf die Wache mitnahmen. Und was meinen ihre Kollegen zu dem Vorfall?Vergrößern 2003 wurde Mikaela Kellner zur Polizeischule gelassen - ein Kindheitstraum ging in Erfüllung
Kellner: „Ich habe im Moment Urlaub und noch keinen persönlich getroffen. Aber mir haben wirklich viele Leute - auch Kollegen - geschrieben. Sie sind alle begeistert. Ich hätte das nie gedacht, aber es gibt wirklich nur positive Reaktionen."
Die Ermittlerin hat lange überlegt, ob sie das Foto, das ihre Freundin aufgenommen hat, veröffentlichen will, entschloss sich aber dennoch dazu:Die Schwedin zu BILD: „Taschendiebe gibt es leider überall, wo viele Menschen sind. Ich wollte allen sagen, dass sie auf ihre Sachen gut aufpassen sollen! Wir hatten eigentlich gut aufgepasst, aber die Freundin hatte vergessen, das Handy wieder wegzuräumen. Es lag da offen herum."
Wer ist die Super-Polizistin? Mikaela ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in Stockholm halbtags bei der „Sitte".Vergrößern Volle Konzentration: Mikaela Kellner stemmt auch gerne Gewichte
Schon als kleines Mädchen wollte sie Polizistin werden - im Jahr 2003 wurde ihr Traum endlich wahr: Sie wurde auf der Polizeischule angenommen. Fast zeitgleich fing die athletische Frau mit dem Krafttraining an, tritt bei vielen Polizei- und Feuerwehr-Wettkämpfen an.
Zum Beispiel beim „Toughest Competitor Alive" (TCA, dt. etwa: härtester lebender Wettbewerber). Bei der Veranstaltung müssen Teilnehmer - meistens Polizisten oder Feuerwehrleute - in acht Sportarten wie Geländelauf und Gewichtheben bestehen. 2011 bekam sie sogar Gold bei den „TCA"-Weltmeisterschaften in New York. Hatte die Polizistin schon mal richtig Angst?Kellner zu BILD: „Bei der Arbeit eigentlich noch nie. Es gab ein paar kritische Situationen und Fights, aber es war nicht so, dass ich Angst hatte." Dann fügt sie hinzu: „Erst vor ein paar Wochen hatte ich wirklich Angst um mein Leben. Ich war zum Training auf Mallorca und hab freies Water-Klimbing trainiert. Dabei klettert man über dem Wasser ohne Sicherheitsseil an einer Felswand. Unter einem ist nur das Wasser. Ich blieb stecken und konnte nicht mehr weiter. Meine Arme waren tot, ich dachte, ich falle jeden Moment hinunter. Ich dachte wirklich, dass ich jetzt gleich sterben werde. Aber dann habe ich mich zusammengerissen und es ging weiter. Aber es waren schreckliche Minuten."
Vergrößern Auch beim Klettern nimmt Mikaela Kellner jede Herausforderung an
2013 kam die sportliche Polizistin zur Sittenpolizei. In der schwedischen Polizeizeitung sprach sie 2014 über ihre Erfahrungen mit den Freiern:„Bevor ich bei der Sitte anfing, hatte ich ein bestimmtes Bild von diesen Männern. Ich habe sie mir als ekelhafte Typen vorgestellt. Aber es sind ganz normale Männer: Alleine, seitdem ich hier dabei bin, haben wir Männer im Alter von 16 bis 80 festgenommen. Es waren Väter von kleinen Kindern dabei und sehr erfolgreiche Geschäftsleute, die in der Öffentlichkeit bekannt sind. Die meisten schämen sich ganz fürchterlich. Wir nehmen sie ja im wahrsten Sinne des Wortes mit heruntergelassenen Hosen fest."
Dennoch hat die Beamtin nicht nur mit Routine-Aufgaben zu tun: Im Herbst und Winter 2015 war sie kurz in Malmö stationiert, als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreichte.Sie gehörte zum Team, das die Papiere überprüfte.
Schon damals wurden Bilder von ihr bekannt. Sie fror am Bahnhof von Malmö so sehr, dass sie den Bahnhof einfach als Parcours für ihre Übungen benutzte.Sie turnte und sprang auf dem Bahnsteig. Ein YouTube-Film ihrer Aufwärmaktion wurde über 64 000 Mal angeklickt:
Damals bekam sie auch einige böse Reaktionen, weil die Grenzkontrollen hart kritisiert wurden.Sie meinte damals: „Wenn es keine Kontrollen gäbe, würden die Flüchtlinge ins Land strömen und keiner wüsste, wohin sie gehen. Nun fangen wir sie ab und sorgen dafür, dass sie registriert und dort untergebracht werden, wo sie Hilfe bekommen. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich auf Familien treffe, die um ihr Leben geflohen sind, hilflose Kinder, hungrige und kranke Eltern."
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