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Olof Palme wurde vor 30 Jahren auf offener Straße erschossen
Es ist einer der spannendsten Mordfälle Europas - und die Hoffnung, dass heute neue Erkenntnisse Licht ins Dunkel bringen würden, war groß.Stockholm - 30 Jahre nach dem Mord an Schwedens damaligem Regierungschef Olof Palme lud die Polizei am Donnerstag die Presse zu einer Informationsveranstaltung nach Stockholm ein.
Aber: Die Soko „Palme" konnte weder die noch immer verschwundene Tatwaffe noch neue Erkenntnisse zum möglichen Täter präsentieren.► Dafür legten die Ermittler beeindruckende Zahlen vor: 87 318 Namen tauchen in den Akten auf, 10 225 Personen wurden bisher verhört, 133 Menschen haben den Mord gestanden - allerdings kann es keiner von ihnen gewesen sein.
Der Fall bewegt Schweden noch immer. „Wir nehmen die ganze Zeit Tipps entgegen", sagte der Leiter der sechsköpfigen „Palme-Gruppe", Hans Melander. Im vergangenen Jahr waren es 100 Hinweise. Den Durchbruch brachte bisher keiner.
► Auch der Ende 2015 in einem See gefundene Magnum-Revolver hatte keine Verbindung zum Fall. Staatsanwältin Kerstin Skarp: „Es wäre schön gewesen. Aber diese Waffe hat keine Bedeutung für die Ermittlungen."
Der Mord vor 30 JahrenAm 28. Februar 1986 wurde der sozialdemokratische Ministerpräsident auf offener Straße erschossen, als er mit seiner Frau Lisbet auf dem Heimweg von einem Kinobesuch war.
Der Täter konnte fliehen. Bis heute ist das Verbrechen nicht juristisch aufgeklärt. Für den Mord ist niemand rechtskräftig verurteilt. Nach der Tat schossen Verschwörungstheorien wie Pilze aus dem Boden.Weil Palme als linker Sozialdemokrat die damalige westliche Politik kritisierte, wurden ausländische Geheimdienste verdächtigt. Aber sogar über die RAF und die PKK wurde spekuliert, weil Olof Palme als schwedischer Ministerpräsident den Zorn der Gruppen auf sich gezogen haben soll. Von diesen Verschwörungstheorien konnte keine bewiesen werden.
Rund zwei Jahre nach dem Mord war der drogenabhängige Kleinkriminelle Christer Petterson der Hauptverdächtige. Olof Palmes Witwe Lisbet konnte ihn als Schützen identifizieren. Petterson wurde allerdings in zweiter Instanz freigesprochen, weil die Gegenüberstellung nicht galt. Der Grund: Lisbet Palme soll vorher einen Tipp bekommen haben.Christer Petterson starb 2004 an schweren Kopfverletzungen - seine Freundin behauptete nach seinem Tod, er habe ihr den Mord gestanden. Das Motiv: Er habe einem Freund helfen wollen, der wegen Steuerproblemen Rache üben wollte.
„Christer Pettersson ist der einzige Mann in ganz Schweden, der juristisch vom Mord freigesprochen worden ist. Wir konnten uns deshalb nicht damit beschäftigen, ob er es nicht doch hätte sein können", sagte Staatsanwältin Kerstin Skarp bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Werden wir je wissen, wer der Mörder war?Klar ist: Die Ermittler geben nicht auf. Am Sonntag, den 28. Februar, wird das Ermittlerteam zum 30. Jahrestag von 14 bis 22 Uhr im Büro sein und auf neue Hinweise warten. Staatsanwältin Skarp: „Es ist ein Trauma für das Land, dass wir den Mord nicht gelöst haben. Aber wir arbeiten daran. Unser Ziel ist es, den Mord zu lösen."
Der Fall Olof Palme steht in einer Reihe von anderen mysteriösen Todesfällen von Politikern. Auch sie starben einen rätselhaften Tod► Alexander Litwinenko: Der im Londoner Exil lebende Kreml-Kritiker starb im November 2006 in London an einer Vergiftung durch radioaktives Polonium 210. Zuvor hatte er sich mit früheren Geheimdienst-Kollegen zum Tee getroffen.
Den Mord habe „sehr wahrscheinlich" der russische Geheimdienst FSB in Auftrag gegeben, Russlands Präsident Wladimir Putin habe „wahrscheinlich" zugestimmt, heißt es in einem im Januar 2016 vorgelegten Abschlussbericht eines britischen Richters. Moskau weist die Anschuldigungen zurück.► Rafik Hariri: Der libanesische Ex-Ministerpräsident und weitere Menschen sterben im Februar 2005 bei einem Sprengstoffattentat in Beirut. Viele Libanesen gaben Syrien, das zu dem Zeitpunkt Truppen im Libanon stationiert hatte, die Schuld an dem Anschlag, der noch immer nicht aufgeklärt ist. Ein UN-Tribunal in Den Haag untersuchte zudem die Rolle von fünf Anhängern der schiitischen Hisbollah-Miliz. Allerdings ist die Anklagebank leer.
► Uwe Barschel: Die Leiche des nach einem Skandal zurückgetretenen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein wird im Oktober 1987 in der Badewanne eines Zimmers im Genfer Hotel „Beau Rivage" gefunden.
Ob er ermordet wurde oder sich selbst das Leben nahm, ist bis heute ungeklärt. Fest steht, dass er einen tödlichen Medikamentencocktail im Körper hatte. PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!