Teil 1. Ergneti
Mari und ich sitzen nebeneinander im Reisebus. Er fährt uns nicht zum malerischen Kazbegi in die Berge, auch nicht nach Batumi an das Schwarze Meer. Er fährt in das letzte georgische Dorf vor der georgisch-südossetischen Grenze. Ergneti heißt es. Es liegt nur 110 Kilometer von der georgischen Hauptstadt Tiflis entfernt.
Eigentlich wollten Mari und ich etwas Nettes unternehmen. Wein trinken, tanzen gehen vielleicht. Aber ich war ausgerechnet Anfang August nach Tiflis gekommen und wir hatten uns für den 8. August, den Tag, an dem sich der georgisch-russische Krieg zum zehnten Mal jährt, verabredet. Als ich hörte, dass die in Tiflis ansässige Redaktion einer Kulturzeitschrift eine Reise nach Ergneti organisiert, schlug ich Mari vor, gemeinsam teilzunehmen.
„Inga! Ich liebe dich!", antwortete sie und schickte im Messenger drei knallrote Herzen hinterher. Das war das erste Mal, dass mir jemand diese Worte schrieb, ohne dass wir uns je zuvor gesehen hätten.
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