Es hat mehr als 40 Jahre gebraucht, um zu verstehen, wo bei mir die Haken hängen.
Ich bin ziemlich emanzipiert groß geworden. Die Frauen in meiner Familie waren immer starke Persönlichkeiten. Von klein auf war mir klar: mach dich nie abhängig von einem Mann. Übernimm selbst die Verantwortung für dein Leben. Und: du kannst alles erreichen, du musst dich nur reinhängen.
Nun, mit dem Reinhängen war so ne Sache. Meine Interessen schlugen in jungen Jahren kreuz und quer und auch heute noch merke ich, wie ich aufpassen muss, mich nicht zu verzetteln oder irgendwelchen Eichhörnchen hinterherzurennen. Irgendwann kam meine Tochter und hat mich geerdet. Hat mir den Sinn im Leben gegeben, den ich so lange gesucht hatte.
Dementsprechend war es mir auch sehr wichtig, genau dieses Gefühl weiterzugeben. Du kannst alles erreichen, nichts steht dir im Weg. Vertraue dir und deinen Fähigkeiten und dann passt das.
Lange hat es gepasst, so dachte ich zumindest. Aber irgendwann war klar, hier läuft etwas schief. Ich wusste nur nicht, warum.
Und dann sitze ich irgendwann im Gespräch mit der Therapeutin meiner Tochter, frage, was falsch gelaufen wäre, ich hab ihr doch immer wieder gesagt, dass ihr alle Türen offenstehen, dass sie Vertrauen haben soll in sich selbst und das was sie kann. Warum sie solche Zukunftsangst hat, zweifelt, verzweifelt. Ich verstehe es nicht.
Die Antwort hat mich ziemlich kalt erwischt und hing lange nach: “Frau Mewes. Sie sagen ihrer Tochter viel. Aber was leben Sie ihr vor? Ja, sie sind erfolgreich, bekommen Anerkennung, ein wirklich gutes Gehalt, aber was sieht ihre Tochter?”
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