Horst Gottfried

Fachjournalist Foto & Imaging • Texte & Fotos, Hamburg

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Neue Systemkameras: Die Besser-Knipsen von der Photokina • SPIEGEL ONLINE

Jahrelang galt bei Digitalkameras das Motto "Viel hilft viel". Mit immer höher auflösenden Foto-Chips versuchten sich die Hersteller gegenseitig auszustechen. Unwichtig ist ihnen der Hinweis auf steigende Megapixel-Zahlen auch heute nicht geworden, doch die Schwerpunkte haben sich verschoben.

Auf der Photokina jedenfalls, der Fotomesse die vom 16. bis zum 21. September in Köln stattfindet, dreht es sich meist um ganz andere Attribute als darum, wie viele Millionen Bildpunkte ein Hersteller auf seinen Bildsensor zu pressen vermag.

Wichtiger erscheint es den Kameraproduzenten jetzt, sich zu verjüngen und den veränderten Nutzungsgewohnheiten anzupassen. Die Integration von W-Lan beispielsweise gehört in der Mittel- und Oberklasse fast schon zu den Standards. Denn viele Hobbyfotografen wollen gelungene Aufnahmen möglichst sofort via Smartphone in die sozialen Netzwerke einspeisen. Oder sie wollen ihre Kamera vom Handy aus fernsteuern, beispielsweise, um ungewöhnliche Blickwinkel zu realisieren - oder Sebstbildnisse. Ohnehin ist der Selfie-Trend längst von den Smartphone-Bildschirmen zu den Systemkameras weitergewandert.

Einige bemerkenswerte neue Systemkameras, die in Köln ihr Debüt gaben, stellen wir im Folgenden vor:

Schnell & wetterfest im Luxusgehäuse - Fujifilm X-T1GS

Fujis spiegellose Systemkamera X-T1GS wird mit 80 Dichtungen wetterfest und kälteresistent gemacht. Für 1400 Euro bietet sie ab Oktober die mit 1/32000 Sekunden kürzeste Belichtungszeit und den Filmmodus "Classic Chrome". Ihr Fotosensor verfügt über 16 Megapixel, sie hat einen schnellen Bildprozessor und einen Hybrid-Autofokus. Beim Fotografieren helfen ein großer elektronischer Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten sowie der klappbare LCD-Monitor.

Das Vorgängermodell X-T1 ist derzeit ab rund 1200 Euro im Handel zu haben. Zu beiden X-T1-Modellen kündigt Fujifilm zudem für Dezember ein umfangreiches Firmware-Update mit zehn Funktionserweiterungen an. Fans der schon etwas betagten X-Pro1 müssen auf eine Nachfolgerin wohl noch bis Januar warten, da Fujifilm seine Entwicklungsabteilung offenbar auf Sparkurs gesetzt hat.

Vollformatkamera mit W-Lan - Nikon D750

Nikon bleibt konservativ und bringt mit der D750 eine klassische Spiegelreflexkamera für ambitionierte Amateure und Profis. Ihr 24-Megapixel-Sensor im Vollformat von 24 x 36 Millimetern steckt in einem staub- und wassergeschützten Gehäuse. Nikon verspricht einen großen Kontrastumfang, rauscharme Fotos bis zu ISO 51200 und einen schnellen Autofokus. Der 3,2 Zoll große LCD-Monitor mit 1,2 Millionen Bildpunkten ist, wie von Nikon-Fans schon lange gefordert, endlich nach oben und unten neigbar. Auch ein Pop-up-Miniblitz ist integriert.

Serienaufnahmen macht die D750 mit maximal 6,5 Bildern pro Sekunde und so lange, bis die Speicherkarte voll ist. Full-HD-Filmaufnahmen sind mit maximal 60 Vollbildern pro Sekunde möglich. Für besseren Videoton kann dabei ein externes Stereomikro angeschlossen werden. Ein Doppellaufwerk für zwei SD-Karten erweitert die mögliche Speicherkapazität.

Die D750 ist jetzt serienmäßig mit W-Lan zur kabellosen Bildübertragung und Fernbedienung per Smartphone oder Tablet ausgestattet. Sie reiht sich preislich mit 2150 Euro zwischen der D610 und dem Profimodell D810 ein.

Nicht nur für Fashion-Blogger - Olympus E-PL7

Auch wenn sich die E-PL7 mit ihrem um 180 Grad klappbaren LCD-Monitor an den Selfie-Trend hängt und Olympus sie für "die perfekte Kamera für Fashion-Blogger" hält, gefällt sie auch im alltäglichen Einsatz. Die kompakte, handliche Systemkamera mit Metallgehäuse kommt ab Ende September für 600 Euro. Geliefert wird sie mit 16-Megapixel-Auflösung und flachem Pancake-Zoomobjektiv.

Einiges von ihrer Technik, wie etwa den Autofokus und den Bildstabilisator, hat sie von der anspruchsvollen OM-D-Serie geerbt. 14 "Art"-Filter sorgen für Abwechslung bei der Bildgestaltung. Dank integriertem W-Lan sind Bildkontrolle, Fernbedienung und Hochladen der Bilder in soziale Netzwerke per Smartphone und Tablet möglich.

Kleine Kamera, große Leistung - Panasonic Lumix GM5

Wie klein eine vollwertige Systemkamera mit Wechselobjektiv sein kann, hat schon die Lumix GM1 im Micro-Four-Thirds-Standard bewiesen. Jetzt bringt Panasonic mit der GM5 eine nur 99 x 60 x 36 Millimeter kleine und 211 Gramm leichte Systemkamera, die den von vielen bei der GM1 vermissten elektronischen Sucher hat. Er zeigt das Bild mit einer Auflösung von 1,2 Millionen Bildpunkten an. Ein Augensensor sorgt für die automatische Umschaltung zwischen Sucher und LCD-Monitor.

Erfahrene Fotografen wissen die von der größeren Lumix GX7 übernommene Möglichkeit zu schätzen, die Kontraste anzupassen, indem man die Gradationskurve der Kamera verändert.

Modisch verpackt - Pentax K-S1

Die in zwölf Farben erhältliche Spiegelreflexkamera Pentax K-S1 zielt mit ihrem Design auf ein junges Publikum. In den Handgriff eingelassene LEDs zeigen die Zahl der von der Gesichtserkennung erfassten Gesichter an. Der 20-Megapixel-CMOS-Sensor im APS-C-Format ist für Empfindlichkeiten bis ISO 51200 geeignet. Der integrierte "Sensor Shift"-Bildstabilisator schützt vor verwackelten Bildern.

Ungewöhnlich für eine Kamera dieser Preisklasse ist das große Bildfeld des Glas-Prismensuchers. Videos macht die K-S1 in Full-HD. Die W-Lan-Verbindung mit anderen Geräten ist mithilfe einer kombinierten W-Lan- und Speicherkarte möglich, die Pentax unter dem Titel Flucard anbietet. Die K-S1 soll noch im September samt 18-55-Millimeter-Zoom für 700 Euro erhältlich sein.

Aufrüstung für Smartphones - Sony Smartshot QX1

Mit dem Smartshot QX1 hat sich Sony etwas Spezielles einfallen lassen. Das Sensor-/Bajonett-Kameramodul sorgt für mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Bildqualität beim Fotografieren mit Android- und iOS-Smartphones. Es nutzt einen 20-Megapixel-Sensor im APS-C-Format und Kameratechnik ähnlich der spiegellosen Systemkamera A5000. An das Grundmodul passen alle Wechselobjektive der spiegellosen Sonys Nex- und Alpha-Kameras mit APS-C-Sensor.

Das QX1 kommuniziert per W-Lan und NFC mit Smartphones, die als Bedienungseinheit und LCD-Monitor zur Bildkontrolle dienen und als Fernsteuerung genutzt werden können. Eine Speicherkarte lässt sich ebenfalls in das Modul einstecken. Das QX1 soll ab 300 Euro erhältlich sein.

Mitarbeit: Matthias Kremp

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