Was uns antreibt ist die Veränderung.
Wer seine E-Mail-Adresse bei Posteo registriert, bekommt ein anonymes Postfach, verschlüsselte E-Mail-Kommunikation – und keine Werbung. Im Interview spricht Posteo-Chef Patrik Löhr über Nachhaltigkeit, Verschlüsselung, Datensparsamkeit und die Transparenzberichte von Posteo.
Herr Löhr, Ihr Unternehmen Posteo bietet seit über fünf Jahren E-Mail-Dienste, für die man weder Namen noch Adresse angeben muss, zudem verschlüsseln Sie bei Bedarf die Mails in den Postfächern. Wieso halten Sie Anonymisierung und Verschlüsselung der E-Mail-Kommunikation für notwendig?
Patrik Löhr: Unsere Services sind ein Angebot für diejenigen, die mehr wollen: mehr Anonymität, mehr Sicherheit, mehr Nachhaltigkeit.
Ganz wichtig zu wissen ist dabei aber, dass das Anlegen eines anonymen E-Mail-Postfachs im Telekommunikationsgesetz fest verankert ist. Dort gilt für E-Mail-Anbieter: wer bestimmte Daten nicht benötigt, wie Name, Geburtsdatum, Adresse, muss diese auch nicht erheben. Außerdem gibt es noch das Bundesdatenschutzgesetz, das besagt: Wer Dienste anbietet, sollte Benutzerdaten so sparsam wie möglich erheben. Unter anderem auf Grundlage dieser beiden Gesetze entwickeln wir unsere Angebote.
Nicht zuletzt stellen wir ein mittlerweile recht großes Interesse vieler Verbraucher an Datenschutz fest, spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden. Die meisten E-Mail-Dienste sind das Gegenteil von anonym, da wollen die Anbieter so viel wie möglich über die Nutzer wissen. Denn für viele Firmen ist der E-Mail-Postfach-Benutzer nicht der eigentliche Kunde, sondern vielmehr sind es die werbetreibenden Unternehmen, die ihre Werbung platzieren und dafür sehr viel über die Nutzer wissen wollen.
Sie meinen bezahlte Werbung direkt in den E-Mails?
Löhr: Die meisten E-Mail-Dienste sind ja kostenfrei für den Nutzer des Postfaches. Gleichwohl steht dahinter ja ein großes Unternehmen, das viele Server betreibt, viele Mitarbeiter beschäftigt und die müssen finanziert werden. Das Geld kommt von Werbekunden, die ihre Werbung auf der Website des Unternehmens oder in den E-Mails platzieren oder per Werbe-E-Mails in die Postfächer liefern.
Die übliche Start-up-Lehre wäre ja: je mehr Kundenprofile ein Unternehmen hat, desto wertvoller ist es. Sie hingegen verzichten genau darauf…
Löhr: Auch beim Start-Up gilt ja, dass diese „Kunden“ in den allermeisten Fällen nur „Nutzer“ sind, während die wirklichen Kunden diejenigen sind, die dort die Werbung schalten. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied, den man sich bewusst machen muss: Wer ist wirklich der Kunde des Unternehmens?
Unser Prinzip ist es, ganz auf Werbung zu verzichten. Unser Unternehmenszweck ist nicht, so viel wie möglich Kunden und so viel wie möglich Umsatz zu generieren. Klar wollen wir Umsatz machen, aber unser primäres Ziel ist es, den Kunden für eine konkrete Leistung bezahlen zu lassen – und nicht indirekt mit seinen Daten.
Zurück zur Ausgangsfrage: Warum braucht es Dienste für verschlüsselte E-Mail-Kommunikation?
Löhr: Kürzlich ging die Meldung durch die Medien, dass die Telekom Daten von externen Transitverbindungen, die durch ihr Netz gehen, an den BND verkauft. Daran sehen wir: Da läuft etwas schief, so etwas kann doch nicht sein in einer Demokratie, in der es ein Fernmeldegeheimnis gibt.
Edward Snowden hat das im Großen aufgedeckt, aber seitdem kommen beinahe täglich neue, beunruhigendere Meldungen, was noch alles abgehört und was noch alles bespitzelt wird. Deshalb muss es, aus unserer Sicht, mehr Möglichkeiten geben, dass Bürger unüberwacht miteinander sprechen können.
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Das vollständige Interview auf www.planet-interview.de