Wer an seiner Gartenlaube im havelländischen Rathenow mit einem Schild „Betreten verboten! Lebensgefahr“ auf sich aufmerksam macht, will vermutlich nichts mit seinen Nachbarn zu tun haben.
Wer diese Botschaft dazu noch in türkischer Sprache anbringt, weiß entweder nicht, dass nur ein Bruchteil der Rathenower Türkisch spricht oder er will seine fremdenfeindliche Gesinnung nach außen tragen.
Auf den Besitzer einer Gartenlaube an der Rhinower Landstraße dürfte Letzteres zu treffen. Immerhin hat die Verfassungsschutzbehörde des Landes Brandenburgs das Objekt seit geraumer Zeit im Blick.
Laube taucht im Verfassungsschutzbericht auf
Unter anderem ist im Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2017 von einem Liederabend mit der Rechtsrock-Band „Flak“ die Rede. Zudem geht aus einer aktuellen parlamentarischen Anfrage der Partei Die Linke hervor, dass der Verfassungsschutz die Laube zu einer von acht Immobilien in Brandenburg zählt, die von der rechtsextremistischen Szene genutzt werden.
Laut eines Berichts des Internetportals „Presseservice Rathenow“ gehört die Band „Flak“ zum Netzwerk der in den USA gegründeten „Hammerskin Nation“. Zu diesem scheinen auch Martin K. aus Rathenow und Stephan H. aus Premnitz enge Verbindung zu haben.
Die beiden sind auf Bildern eines internationalen Vernetzungstreffen von Neonazis zu erkennen, das am Wochenende in Budapest stattfand. Dabei trugen sie deutlich sichtbar auf ihren Jacken das Symbol der „Hammerskin Nation“ – zwei gekreuzte Hämmer.
Heute Treffpunkt des NPD-Ortsverbands
Laut Presseservices Rathenow sind beide Männer bereits seit Ende der 1990er-Jahre im neonazistischen Kameradschaftsmilieu aktiv und nahmen auch an Veranstaltungen des Bürgerbündnisses Havelland teil. Martin K. und Stephan H. dürften zu dem Kreis gehören, der sich bereits seit 2004 in der Gartenlaube an der Rhinower Landstraße trifft.
Damals soll das Objekt zu einer Art „Sturmlokal“ ausgebaut worden sein und als Sitz der neonazistischen Kameradschaft „Sturm 27“gedient haben. Die Gruppe ist seit April 2005 verboten. Den Treffpunkt aber gibt es noch immer.
Laut Presseservice Rathenow nutzt den seither der hiesige NPD-Ortsverband. Hier, inmitten eines Kleingartenidylls am Rande der Stadt, hat also die rechte Szene seit Jahren ein Zuhause. Das Domizil ist mittlerweile von schweren Betonschwellen umgeben. Die Besitzer sollen es auf den Namen „Garten of hate“ (Garten des Hasses) getauft haben. Das passt so gar nicht zur Kleingartenparadies.
Von Christin Schmidt
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