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Reportage

David und Goliath

Der Airbus A380 sitzt wie eine große Glucke auf seiner Parkposition. Direkt hinter dem Triebwerk an der ersten Flügelposition unter der linken Tragfläche steht ein kleiner weißer Atego. Die Air-France-Maschine scheint das Service-Fahrzeug mit dem kuriosen Aufbau unter ihre Fittiche nehmen zu wollen. Doch dieser Eindruck täuscht, denn es ist eigentlich der Atego, der den großen Vogel mit Nahrung versorgt. Dazu ist er mit zwei dicken Schläuchen mit den Flugzeugtanks verbunden. Den Flugzeugtreibstoff, auch Jet genannt, bezieht er aus einem Hydranten, denn jeder Flugzeugparkplatz besitzt seinen eigenen Anschluss an das unterirdische Leitungsnetz, das von den knapp vier Kilometer entfernten Tanks mit einem Druck von 9 bis 10 bar herangepumpt wird. Insgesamt hat Roissy mehr als 1000 dieser Hydranten. Wird die A380 voll betankt, verschwinden in den Tanks in den Tragflächen und dem Leitwerk fast 325.000 Liter. „Unsere Fahrzeuge sind dazu da, den Druck auf 3,5 bar zu verringern, sonst würden die Flugzeugtanks platzen“, erläutert Jean-Marc Just-Malmont, Direktor des Fuelling Aviation Service (FAS), eines der drei Unternehmen, die auf dem Flughafen Roissy-Charles de Gaulle die Flugzeuge betanken. Der Herrscher über eine Flotte von 25 Service-Ategos leitet den Servicebetrieb, den die drei Mineralölgesellschaften BP, Eni und Total gegründet haben, seit drei Jahren. Das Unternehmen arbeitet in Roissy zurzeit noch rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Die Mitarbeiter auf dem Gelände fahren drei Schichten, wobei die Stoßzeit in der Regel um die Mittagszeit liegt. Fluggesellschaften kaufen ihren Jahresbedarf an Treibstoff direkt bei den Mineralölgesellschaften. FAS ist nur dazu da, die Maschinen zu betanken und sich von den Kommandanten beziehungsweise Copiloten die gelieferten Mengen quittieren zu lassen. „Die Fluggesellschaften wollen ein Produkt von guter Qualität und eine möglichst schnelle Betankung, die es ihnen erlaubt, ihre Flugpläne einzuhalten“, präzisiert der FAS-Direktor die Mission seines Unternehmens. Die Joint Inspection Group, eine von der Mineralindustrie geschaffene Organisation, die für die Beachtung von uniformen Qualitätsstandards beim Bezug, der Lagerung und der Abgabe von Jet weltweit zuständig ist, macht strenge Auflagen für die Betankung der Flugzeuge. Jet ist der Treibstoff, der international die höchsten Qualitätsansprüche erfüllen muss, trotzdem verfügen die Atego noch über spezielle Filtersysteme, damit verhindert wird, dass Verschmutzungen oder Wasser in die Flugzeugtanks gelangen. Die FAS-Mitarbeiter können den Durchfluss in einem Sichtfenster kontrollieren. Auch wenn das Flughafengelände 3500 Hektar umfasst, fahren die Atego im Jahr kaum mehr als 12500 Kilometer. An Betriebsstunden kommen jedoch mehr als 2500 zusammen. Aufgrund der strengen Sicherheitsvorschriften, die es den FAS-Fahrzeuge fast unmöglich machen, das Flughafengelände verlassen, werden sie in einer eigenen Werkstatt gewartet. Vier Mechaniker sorgen dafür, dass Pannen schnell behoben werden. „Unser Fuhrpark ist aber so dimensioniert, dass wir alle Servicearbeiten problemlos durchführen können“, versichert Jean-Marc Just-Malmont.