Hanns-J. Neubert

Wissenschafts- & Technikjournalist, Autor, Hamburg

10 Abos und 6 Abonnenten
Artikel

Klimawandel: Bleiben uns nur noch 10 Jahre?

Die Zeit läuft

Klimawandel: Bleiben uns nur noch 10 Jahre?

Drei weitere gefährdete Gletscher

Kipppunkte: "Fast keine Zeit mehr für Interventionen"

CO2-Guthaben von 500 Gigatonnen

Artikel in Technology Review 7/2020 lesen


Anfang Februar machte sich in der westlichen Antarktis eine Eisfläche von der Größe Mannheims selbstständig, schwamm aufs Meer hinaus und zerbrach dort in viele kleine Eisberge. Eigentlich nichts Besonderes, hätte sie sich nicht ausgerechnet vom Pine-Island-Gletscher an der Amundsen-See getrennt. Denn der macht den Eis- und Klimaforschern gerade ziemliche Sorgen, genauso wie der nahe gelegene Thwaites-Gletscher. Jeder von ihnen hat ungefähr die doppelte Größe Österreichs, und sie gehören zu den Gletschern in der Antarktis, die am schnellsten zurückweichen.


Seit drei Jahrzehnten verlieren die beiden Gletscher immer schneller und häufiger ihr Eis. "Computersimulationen bestätigen, dass wir hier eine marine Eisschild-Instabilität sehen, die potenziell zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als drei Metern führen kann", sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vor einem Jahr bei der Vorstellung einer Modellsimulation für die beiden Eisschilde. "Es ist das erste Kipp-Element, das wir kippen sehen, und es ist auch das schnellste - zumindest in der Antarktis."

Die sogenannte Erdungslinie, die Stelle, an der sich ein abfließender Gletscher vom Boden abhebt und im Meerwasser aufschwimmt, verschiebt sich hier nämlich immer weiter zurück in Richtung Ufer. Das passiert, weil warmes Ozeanwasser die ins Meer reichende Gletscherzunge von der Seeseite und von unten her wegtaut, sodass sie leichter ins Schwimmen kommt.


[...]
Zum Original