Liechtenstein Der graue Betonklotz passt nicht so recht ins Liechtensteiner Panorama. Umgeben von Einfamilienhäusern, einer Schule und verschneiten Hügelketten in der Ferne ist er ein nüchterner Kontrapunkt in der sonst eher lieblichen Alpenidylle. Die Anwohner in Balzers haben sich arrangiert, haben sich gewöhnt an den Anblick des schmucklosen Kolosses.
Womit sie sich weniger anfreunden können, ist der neue Mieter des Gebäudes: ein Casinobetreiber. „Das gehört doch einfach nicht hier in unser Dorf", echauffiert sich Michael Konzett. Doch während er und andere Anwohner vor Gericht gegen das Casino in Balzers klagen, freut sich Liechtenstein über das Projekt. Jeder neue Glücksspieltempel bringt dem Land viel Geld - und daran wird die momentane Coronakrise nichts ändern.
Auch wenn zurzeit alle Casinos geschlossen bleiben: Nach dem Shutdown werden sie wiederkommen - jene Glücksritter, Zocker und Hoffnungsvollen, die den Kick des schnellen Geldes suchen. Und sie werden mit ihren Einsätzen nicht nur die Umsätze der Casinobetreiber befeuern; sie werden auch Millionen in die Staatskasse spülen.
In den vergangenen vier Jahren haben vier Casinos im Fürstentum eröffnet. Das Casino Admiral Ruggell, das Casino Schaanwald Liechtenstein, das Grand Casino Liechtenstein und das Casino Admiral Triesen. Zwei weitere Eröffnungen sind für dieses Jahr geplant. Das ist sehr viel Glücksspiel für einen Staat, der gerade einmal 25 Kilometer lang ist und 38.000 Einwohner zählt.
Sollten alle sechs Betriebe bewilligt werden, herrscht in Liechtenstein eine größere Casinodichte als in den Spielerparadiesen Las Vegas, Macau und Monaco. Auf ein Liechtensteiner Casino kommen dann ungefähr 6300 Einwohner.
Ein rasanter Wandel für ein Land, das den meisten noch als Europas Steuerparadies in Erinnerung ist. Das Geschäftsmodell Liechtensteins war lange das gut gehütete Bankgeheimnis. Menschen aus aller Welt versteckten ihr Geld auf Konten im Fürstentum, um dem heimischen Fiskus zu entgehen.
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