Text Hannah Schmidt · Titelbild © Matthias Creutziger · Datum 26.6.2019
Am Sonntag sind im kleinen Kurort Gohrisch die zehnten Internationalen Schostakowitsch-Tage zu Ende gegangen: An vier Tagen sind in einer Scheune mitten im Nirgendwo Künstler wie das Quatuor Danel, das Borodin-Quartett, Geiger Linus Roth, Schauspielerin Isabel Karajan und Cellist Isang Enders aufgetreten, und das alles ohne Honorar, für symbolische zehn Euro Frackgeld. Beim ersten Lesen klingt das wahnsinnig, vor allem, dass das Festival auf diese Weise schon zum zehnten Mal stattfinden konnte. Doch der Ort hat etwas Besonderes an sich: Dmitri Schostakowitsch komponierte hier an drei Tagen im Jahr 1960 sein berühmt gewordenes 8. Streichquartett. Es ist das einzige Werk, das er außerhalb der Sowjetunion schrieb: Fünf Sätze über die Töne D-Es-C-H, seine Initialen, eine Art Requiem für sich selbst. Noch heute gibt es diesen Ort, den kleinen Gartenteich mit einer Bank davor, der insgesamt sehr viel weniger malerisch aussieht, als man es sich im Vorhinein vielleicht vorstellen mag. An dieser Stelle kommt der Komponist Krzysztof Meyer ins Spiel: Er ist von Beginn an an der Entwicklung des Festivals beteiligt und berät dessen künstlerischen Leiter Tobias Niederschlag bei der Programmierung. Meyer kannte Schostakowitsch persönlich. In seinem Buch "Schostakowitsch: Sein Leben, sein Werk, seine Zeit" beschreibt er die Begegnungen mit dem scheuen, nervösen Menschen, der ihm in klarer Erinnerung geblieben ist Am zweiten Festival-Tag sitzt Meyer nun in einem weißen Hotel-Konferenzraum und nimmt sich Zeit. Er spricht über den Freund Dmitri Schostakowitsch, dessen berühmtestes Streichquartett und die Zukunft der klassischen Musik.VAN: Sie haben Dmitri Schostakowitsch persönlich gekannt. Haben Sie sich auch hier in Gohrisch getroffen?
Krzysztof Meyer: Ich wollte einmal herkommen, als Schostakowitsch zum zweiten Mal hier war. Aber so einfach war das damals nicht. Ich wusste, dass er hier immer von vielen Komponisten belagert wurde und keine Zeit haben würde.
Genau, und er war schon damals krank. Er hat mir zwar geschrieben, es wäre schön sich zu treffen, aber es hat dann nicht stattgefunden. Aber ich hatte genug Gelegenheit, mich mit ihm bei anderen Gelegenheiten zu treffen, in denen er alleine war und wir ganz ruhig miteinander sprechen konnten.
Das war 1961, aber zuerst brieflich. --> weiterlesen auf van-magazin.de